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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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um, und mir verschlug es vor Überraschung den Atem. Es waren Charles und Maria Churchill, die beiden, die ich damals in Lyme mit Mr. Ashford kennengelernt hatte.
    »Mr. Churchill! Mrs. Churchill!« rief ich. »Welch unerwartetes Vergnügen!«
    »Ist es möglich, dass Sie einander kennen?«, fragte Mrs. Jenkins verblüfft.
    Mr. Churchill schaute verwirrt, aber Maria sagte: »Ja, wir kennen uns«, und setzte ein Lächeln auf das (wenn ich auch überlegte, ob ich mir das nur einbildete) ihre Augen nicht ganz erreichte. »Wir haben uns in Lyme kennengelernt, im vorletzten Sommer, glaube ich. Miss Austen, nicht wahr?«
    Als ich nickte, rief Mr. Churchill, der sich plötzlich erinnerte: »Aber gewiss! Nun, da hört sich doch alles auf! Wie außergewöhnlich!«
    Plötzlich wandte sich auch der Herr, der hinter ihm gestanden hatte, zu uns um. Mir blieb die Antwort in der Kehle stecken.
    Es war Mr. Ashford.
    »Miss Austen! Wie wunderbar, Sie zu sehen!«, rief er, und Überraschung und Freude gleichermaßen erhellten seine attraktiven Gesichtszüge.
    »Und Sie, Mr. Ashford«, war alles, was ich hervorbrachte. Viele Monate waren verstrichen, seit ich ihn gesehen hatte, und ich begann mich allmählich zu fragen, ob ich je das Glück haben sollte, ihm wieder zu begegnen, und wenn ja, ob ich ihn dann überhaupt erkennen würde. Jetzt, da ich vor ihm stand, war mir, als wäre die Zwischenzeit dahingeschmolzen. Sein jagdgrüner Gehrock und das schneeweiße Halstuch bildeten einen angenehmen Kontrast zum tiefen Blau seiner Augen und dem gewellten dunklen Haar. Sein Lächeln war herzlich und aufrichtig.
    »Nein, so was, die Welt ist klein!«, rief Mrs. Jenkins, während ich nur stumm wie ein Fisch dastand.
    Der Herr wandte sich meiner Schwester zu. »Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Frederick Ashford.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte ich, und Röte überzog meine Wangen. »Darf ich Ihnen meine Schwester, Miss Cassandra Austen, vorstellen?«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Miss Austen«, sagte Mr. Ashford mit einer Verbeugung, und auch die Churchills gaben ähnliche Gefühle zum Ausdruck.
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits, kann ich Ihnen versichern«, erwiderte Cassandra und warf mir insgeheim einen verschwörerischen Blick zu, mit dem sie mir zu verstehen gab, dass sie genau wusste, welchen Herrn sie hier vor sich hatte, und dass sie sich über seine Bedeutung für mich im Klaren war.
    Mrs. Jenkins wandte sich hinter vorgehaltenem Fächer zu mir und sagte leise: »So etwas, dass Sie ausgerechnet Mr. Ashford, einen so vornehmen Herren aus einer großartigen Familie, den Sohn eines Baronets und einen von Charles’ vertrautesten Freunden kennen! Die drei sind zusammen von Norden nach Southampton gereist, wissenSie, und ich fühle mich sehr geehrt, dass sie sich entschlossen haben, bei mir zu wohnen und sich bei meiner kleinen Soiree zu uns zu gesellen.« Sie ließ mit einer geschickten Handbewegung ihren Fächer zusammenschnappen, legte die Hand auf Mr. Ashfords Arm und warf ihm ihr strahlendstes Lächeln zu. »Ich hoffe so sehr, dass Sie mir die Ehre erweisen werden, mich zum Dinner zu begleiten, Mr. Ashford, und mit mir die Tischgesellschaft anführen.«
    »Es ist mir eine Ehre, Madame«, antwortete er mit einer Verneigung. Im Aufrichten blickte er mich an, und ich war mir sicher, in seinen Augen einen Ausdruck der leisen Verärgerung und des Bedauerns wahrnehmen zu können.
    »Sie müssen mir verzeihen, Jane«, sagte Mrs. Jenkins, während sie zu meiner großen Bestürzung meine Schwester und mich rasch ans andere Ende des Raumes bugsierte, »dass ich Ihnen Ihren Bekannten entführe, aber diese kleinen Fragen der Etikette sind ja, wie Sie sicherlich wissen, außerordentlich heikel.« 27
    Wenige Augenblicke später hatte sie uns schnell und diskret mit den anderen alleinstehenden Herren in der Gesellschaft zusammengebracht – in meinem Fall war dies der dicke, schwitzende Witwer Mr. Lutterell, ein Mann, der die sechzig längst hinter sich gelassen hatte und denmir meine Mutter einmal als idealen Lebensgefährten vorgeschlagen hatte. Cassandras Tischherr war ein glatzköpfiger Bankier namens Woodhole mit einer dicken Brille und Hasenzähnen.
    Ein Diener läutete ein Glöckchen und verkündete, das Dinner sei aufgetragen.
    Wir machten uns alle auf den Weg ins Speisezimmer, wo ein Feuer im Kamin prasselte und uns ein elegant gedeckter Tisch erwartete, geschmückt mit Körbchen aus Meißner Porzellan voller

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