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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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haben, und noch dazu ein eigenes! Im Leben gibt es wohl kaum etwas Beruhigenderes als die Gewissheit, im eigenen Haus zu wohnen, das einem nie mehr genommen werden kann. Ich sollte es wissen, denn ich bin mit zwei sehr schönen Häusern gesegnet. Ich hatte einen guten Ehemann, Gott sei seiner Seele gnädig, und verfüge jetzt über alles, was sich eine Frau nur wünschen könnte. Außer dass mir natürlich die Gesellschaft von Kindern versagt geblieben ist. Aber ich kann mich nicht beklagen. Ich habe niemals unter Geldmangel gelitten, doch bin ich auch nicht unempfänglich für die Schwierigkeiten derjenigen, denen es nicht so gut geht. Was zum Beispiel Sie beide betrifft, meine Damen, habe ich mich schon oft gefragt, wie Sie mit so wenig auskommen, und es doch schaffen, dass Ihr Heim stets vorzeigbar ist und es Ihnen nicht anden Annehmlichkeiten oder Notwendigkeiten des Lebens zu mangeln scheint. Und Sie sehen stets gut aus, mit Ihrem fröhlichen Lächeln. Ich wüsste zu gern, wie Sie das machen?«
    »Wir überleben, Mrs. Jenkins, indem wir nur jeden dritten Tag essen«, erwiderte ich.
    Mrs. Jenkins klatschte in die Hände und lachte beinahe zwei Minuten lang herzlich. »Ein sehr hübscher kleiner Scherz, Miss Jane«, sagte sie, als sie endlich wieder Luft zu holen vermochte. »Sie konnten schon immer vorzüglich mit Worten umgehen. Oh! Wie spät ist es? Nun muss ich aber wirklich weiter, sonst komme ich zu spät zur Schneiderin. Doch erst sagen Sie mir noch, ob Sie am Donnerstag noch Zeit haben?«
    »Donnerstag? Ich denke schon«, sagte ich.
    »Hervorragend! Ich gebe eine kleine Dinnergesellschaft zu Ehren meiner lieben Nichte, meines Neffen und seiner Frau, die mit einem Freund aus Nordengland zu Besuch kommen. Es sind feine junge Leute, außerordentlich interessant und gebildet. Ich weiß, dass Sie sie sicher höchst angenehm finden werden. Sie beide würden diese Gesellschaft ganz wunderbar abrunden. Ich verschicke die Einladungen morgen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie kommen könnten.«
    »Es wäre uns eine Ehre«, meinte Cassandra.
    »Gut. Dann ist das eine beschlossene Sache. Donnerstag! Enttäuschen Sie mich nicht!«, rief Mrs. Jenkins noch im Weggehen. Sie schritt die Straße entlang, und ihr Obsthut tanzte im Wind.

    Am verabredeten Donnerstagabend spazierten Cassandra und ich, in unsere besten weißen Musselinkleider gehüllt, die beiden Straßen bis zu Mrs. Jenkins Haus, begleitet nur von unserem Diener Sam mit einer Laterne. Um dem feierlichen Anlass gerecht zu werden, hatte ich meinem Haar mehr Aufmerksamkeit gewidmet als sonst. Anstatt einfach eine Haube aufzusetzen, wie ich es oft machte, hatte ich es zu Zöpfen geflochten und zu einer – wie ich hoffte – ansprechenden Frisur aufgesteckt und mit einem Band aus Stäbchenperlen befestigt, das zur Borde am Saum meines Kleides passte. Cassandra trug ihre beste Samthaube.
    Bei der Ankunft (Schlag sieben) legten wir unsere Umhänge im Vestibül ab, wo sich gerade ein weiteres, soeben eingetroffenes Paar befand. Die beiden waren sehr viel älter als wir, und wir kannten sie nicht.
    »Ich wüsste zu gern, ob wir hier überhaupt Bekannte treffen«, flüsterte Cassandra mir besorgt zu, als wir die Treppe hinaufgeleitet wurden.
    »Mit dem, was dieses Kleid gekostet hat, könnten wir ein Jahr lang unseren Lebensunterhalt bestreiten«, raunte ich zurück, während ich sorgfältig darauf achtete, nicht auf die Schleppe des atemberaubenden, mit Perlen übersäten Abendkleids zu treten, das die ältere Dame vor uns trug. Während Cassandra sich noch auf die Lippen biss, um nicht lächeln zu müssen, erreichten wir den elegant eingerichteten Salon, wo Mrs. Jenkins, heute eine Erscheinung in cremefarbener Seide und Straußenfedern, uns mit der ihr eigenen Begeisterung begrüßte.
    »Meine Damen! Ich freue mich so sehr, dass Sie kommen konnten!«, rief sie und fügte leiser hinzu: »In einer so in die Jahre gekommenen Gesellschaft brauchten wirdringend ein paar junge Gesichter!« Sie zog uns am Arm zum Kamin, wo eine kleine Gruppe mit dem Rücken zu uns stand und sich angeregt unterhielt. »Meine Nichte Isabella ist leider krank geworden und konnte nicht reisen. Das ist wirklich schade, denn ich weiß, dass Sie sich prächtig mit ihr verstanden hätten. Aber gestatten Sie mir, Ihnen meinen Neffen und seine Frau vorzustellen. Charles! Maria! Kommt her und lernt die Töchter einer meiner lieben Freundinnen kennen!«
    Das angesprochene Paar drehte sich zu uns

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