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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kandierter Früchte und mit einer Menüfolge neben jedem Gedeck. Mr. Ashford saß natürlich neben Mrs. Jenkins der Tafel vor, neben ihnen Mr. und Mrs. Churchill. Meine Schwester und mich hatte die Gastgeberin zusammen mit unseren bemühten, aber ziemlich geistlosen Begleitern ans untere Ende der Tafel verbannt. In den folgenden zwei Stunden führten wir mit ihnen eine Unterhaltung mit nur wenig Geist und kaum wirklichem Inhalt.
    Das Dinner war köstlich, genauso wie es bei einer solchen Gelegenheit sein sollte, eine Abfolge nicht zu vieler Gänge, aber mehr, als irgendjemand hoffen konnte, bei einer einzigen Mahlzeit zu verspeisen. Im Laufe des Abends stellte ich fest, dass meine Augen oft ans andere Ende des Tisches schweiften, als wollte ich mich überzeugen, dass ich nicht geträumt hatte, dass wirklich und wahrhaftig Mr. Ashford auch in diesem Zimmer saß und freundlich mit unserer Gastgeberin und seinen Freunden plauderte. Mehrere Male bemerkte ich, wenn ich in seine Richtung sah, dass auch er zu mir hinschaute. Wenn sich unsere Augen trafen, wandte er den Blick nicht ab, sondern belohnte mich mit einem Lächeln und später einmal sogar mit einem kaum merklichen entschuldigenden Achselzucken,als wolle er seiner eigenen Enttäuschung über die Sitzordnung Ausdruck verleihen.
    Als endlich das Dessert und der Süßwein gereicht worden waren, zogen sich Cassandra und ich mit den anderen Damen zu Kaffee und Tee ins Wohnzimmer zurück, wo wir eine halbe Stunde ungeduldig darauf warteten, dass die Herren endlich ihren Portwein getrunken hatten und sich wieder zu uns gesellen würden. Sie tauchten
ensemble
auf, als die Uhr gerade zehn schlug. Mr. Ashfords Augen suchten und fanden meine in dem Augenblick, als er zur Tür hereintrat, und er kam unverzüglich mit schnellen Schritten quer durch den Raum zu dem Sofa, auf dem ich allein saß und meinen Tee trank.
    »Miss Austen«, sagte er mit einem erleichterten und ein wenig reuigen Lächeln, als ich mich erhob, um ihn zu begrüßen, »endlich haben wir Gelegenheit, miteinander zu reden.«
    Mein Herz begann zu klopfen. Ich wollte ihn so vieles fragen, dass ich kaum wusste, wo ich anfangen sollte. »Sie sehen gut aus, Mr. Ashford.«
    »Wie Sie auch, Miss Austen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Sie hier anzutreffen.«
    »Es ist seit unserer Begegnung in Lyme viel Zeit verstrichen.«
    »Das stimmt. Viel zu viel Zeit. Und ich denke, ich muss mich noch bei Ihnen entschuldigen.«
    »Entschuldigen? Wofür um alles in der Welt?«
    »Für meine überstürzte Abreise. Meine Freunde und ich haben Lyme an jenem Tag mit kaum einem Wort der Erklärung verlassen. Ich war besorgt, Sie könnten uns vielleicht für unhöflich halten, und ich habe es aufrichtig bedauert, dass wir keine Adressen ausgetauscht hatten,sodass ich Ihnen hätte schreiben können. Ich meinte, Ihnen eine Erklärung schuldig zu sein.«
    Keinesfalls willens, die Heftigkeit meiner Gefühle zu verraten, sagte ich leichthin: »Sie waren mir gar nichts schuldig, das versichere ich Ihnen, Mr. Ashford. Obwohl man sagen könnte, dass Sie mir in Lyme das Leben gerettet haben, war doch in Wahrheit unsere Bekanntschaft nur sehr kurz und beiläufig.«
    Er wirkte betroffen und verstummte einen Augenblick, als hätte ihn meine Antwort verletzt. »Ich verstehe. Es erleichtert mich, zu hören, dass ich Sie dadurch, dass ich keine weitere Korrespondenz folgen ließ, nicht verärgert habe. Ich meinerseits muss dagegen sagen«, meinte er mit einem charmanten, offenen Lächeln, »dass ich oft mit großem Vergnügen an jenen Nachmittag gedacht habe, den wir in Lyme miteinander verbracht haben, wie kurz und beiläufig er Ihnen auch erschienen sein mag.«
    Meine Wangen brannten, obwohl mich gleichzeitig ein unerwartetes Glücksgefühl durchströmte. Er hatte auch über unser Zusammentreffen vor so langer Zeit nachgedacht! Er hatte mich nicht vergessen! »Verzeihen Sie mir. Ich wollte Sie nicht beleidigen«, erwiderte ich rasch. »Ich wollte Ihnen in dieser Angelegenheit nur das Gefühl nehmen, uns verpflichtet zu sein. Auch ich habe oft an unser Zusammentreffen an jenem Tag gedacht und an die interessanten Gespräche, die darauf folgten.«
    Ehe ich mehr sagen konnte, tippte mir Mrs. Jenkins mit ihrem Fächer auf die Schulter. »Miss Jane! Wir würden uns über ein wenig Musik freuen. Darf ich Sie höflichst ersuchen, für uns zu spielen?«
    »Sicherlich gebührt jemand anderem die Ehre«, antwortete ich und rang mir

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