Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
recht angenehm, wenn auch der Mangel an Witz, Verstand und guten Gesprächen bei allen Herren, die ich traf, meine Gedanken immer wieder zu Mr. Ashford trieben. Ich überlegte oft und wehmütig, was hätte sein können, wäre uns damals mehr Zeit vergönnt gewesen, um einander besser kennenzulernen.
Ich konnte nicht wissen, dass ich Mr. Ashford tatsächlich wiedersehen sollte, und zwar recht bald und unter äußerst unerwarteten Umständen.
Kapitel 8
»Wie nass das Wetter ist!«, sagte meine Mutter, als sie mit einem Seufzer von ihrer Handarbeit aufschaute und zusah, wie die Regentropfen des späten Februarsturms einen unerbittlichen Trommelwirbel gegen die Fensterscheiben schlugen.
»Und doch muss man zugeben, dass die Luft schon wunderbar mild ist«, erwiderte ich. »Nach so vielen Wochen mit Schnee bin ich höchst erfreut, endlich wieder einmal Regen zu sehen. Selbst die Speisekammer benimmt sich untadelig, ist nach der Flut im letzten Monat schon beinahe wieder trocken.«
»Beinahe ertränkt hätte uns dieser Wassereinbruch in der Speisekammer«, antwortete meine Mutter. »Das ganze Haus fällt langsam auseinander. Ich bin froh, dass wir endlich von hier wegziehen.«
Sobald sich der Gedanke an Chawton Cottage einmal im Kopf meiner Mutter festgesetzt hatte, konnte sie den Umzug kaum noch erwarten und fand nun alles Mögliche an dem Zustand auszusetzen, den sie früher einmal um keinen Preis hatte aufgeben wollen. Martha war schon fortgefahren, um den Frühling bei einer Freundin in London zu verbringen. Cassandra war soeben aus Godmersham zurückgekehrt, und wir machten Pläne, das Haus am Castle Square im April für immer hinter uns zu lassen.
»An diesem Haus gibt es nichts auszusetzen, Mama«, sagte ich. »Der Grund für die Überschwemmung war eine verstopfte Regenrinne, und die haben wir säubern lassen.«
»Es wird sicher bald ein neuer Makel auftauchen«, unkte meine Mutter. »Bei Häusern diesen Alters ist das so. Als Nächstes haben wir bestimmt Wasser im Wohnzimmer, wartet nur ab. All diese Feuchtigkeit ist so ungesund, besonders für die Lungen.« Sie legte die Hand auf die Brust, atmete langsam und tief ein und begann dann zu wimmern. »Ich bin mir ganz sicher, dass ich da einen Blutstau verspüre. Das letzte Mal, als ich mich so unwohl gefühlt habe, bin ich danach ernsthaft erkrankt, und es bestanden Befürchtungen, ich würde mich nicht mehr erholen.«
»Auf dem Land geht es dir doch immer besser, Mama«, sagte Cassandra. »Vielleicht solltest du jetzt schon abreisen und nicht bis April warten.«
»In der Tat würde mir Landluft gut tun, nach all der feuchten Seeluft«, stimmte ihr meine Mutter zu. »Am allerliebsten wäre ich in Steventon. Aber ich kann im Augenblick unmöglich gehen. Es ist vor unserem Umzug noch so viel zu packen.«
»Mach dir keine Sorgen«, erwiderte Cassandra. »Um das Packen kümmern sich Jane und ich.«
»Es würde mir niemals einfallen, euch Mädchen die ganze Arbeit zu überlassen!«, rief meine Mutter. »Ich werde meinen Teil der Bürde tragen.«
»Bitte, Mama, das ist keine Bürde«, sagte ich. »Wenn du krank bist, das weißt du, würden wir niemals gestatten, dass du auch nur einen Finger rührst. Wir kümmern uns schon um unsere Habseligkeiten. Eliza kann uns helfen. 25 Ich bin sicher, dass James und Mary sich über deinen Besuch freuen würden. Wir können uns später in Steventonzu euch gesellen und von dort gemeinsam nach Godmersham reisen, wie wir das ursprünglich vorhatten. In Godmersham könnten wir dann abwarten, bis Chawton Cottage bereit ist.«
Diesen Plan fanden alle annehmbar, und schon bald fuhr meine Mutter nach vielen tränenreichen Umarmungen und Dankesbekundungen ab. Cassandra und ich, nun allein zurückgeblieben, waren entschlossen, das Packen so weit wie möglich hinauszuzögern und die wenige Zeit, die wir noch in Southampton hatten, nach Kräften zu genießen.
Da am folgenden Nachmittag sehr schönes Wetter war, machten wir uns auf zu einem Spaziergang über die High Street und bewunderten die Auslagen in den Schaufenstern. Ich genoss die Schärfe der frischen, salzigen Seeluft, die uns Rosen auf die Wangen zauberte. Da die Stadt an drei Seiten vom Meer umschlossen ist, wehte stets eine steife Brise.
»Ist das nicht eine hübsche Haube?«, fragte ich und blieb ganz gebannt vor dem Schaufenster einer Putzmacherin stehen. Das Objekt meiner Begierde war aus hellem Stroh, hatte einen elegant hochgebogenen Rand, war mit weißer Spitze
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