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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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dauerhafter Schaden angerichtet wurde und dass vielleicht, wenn Papa endlich seine Vorurteile überwindet und wieder vernünftig wird, diese Unterschiede sogar von Vorteil sein könnten.« Unsere Blicke trafen sich; wir lachten gemeinsam. Während wir weiter durch den stillen frühen Nachmittag spazierten, sog ich tief die Winterluft ein und fügte hinzu: »Mr. Nicholls, ich glaube, ich habe in meinem Brief erwähnt, dass ich hoffte, wir könnten bei diesem Besuch besser miteinander bekannt werden.«
    »Das sagten Sie, Miss Brontë. Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, verstehe ich nicht recht, was Sie damit gemeint haben. Wir sind nun doch schon seit neun Jahren miteinander bekannt.«
    »Das stimmt. Aber mir scheint, dass Sie – weil Sie hier gelebt haben, wo ich aufgewachsen bin, und wegen Ihrer vielen Gespräche mit meinem Vater – sehr viel mehr über mich wissen als ich über Sie.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich weiß beinahe gar nichts über Ihr Leben in Irland, ehe Sie nach Haworth gekommen sind, Mr. Nicholls. Wollen Sie dem abhelfen? Wollen Sie mir etwas über sich erzählen?«
    »Wenn Sie es wünschen. Wie weit in der Vergangenheit soll ich denn anfangen?«
    »Ich denke, die Geburt wäre ein guter Beginn.«
    Er lachte. »Nun gut. Meine Geburt. Ich wurde vor sechsunddreißig Jahren am 6. Januar geboren, an einem Tag, derso bitterkalt war, dass es heißt, mein Vater hätte sich an seiner Suppe beinahe einen Zahn ausgebissen, die Hunde hätten Mäntel aus Katzenfell getragen und die Worte der Hebamme seien in der Luft gefroren, als sie sagte: ›Es ist ein Junge.‹«
    Jetzt war ich an der Reihe zu lachen.
    »Wie alle meine Brüder und Schwestern vor mir bin ich auf der Tully Farm in Killead, County Antrim, Nordirland geboren. Mein Vater William war aus Schottland eingewandert. Er trotzte als Bauer dem mageren Boden unseren Lebensunterhalt ab. Meine Mutter Margaret stammte aus dem benachbarten Glenavy. Auch ihre Familie war ursprünglich aus Schottland, aber sie gehörte der Church of Ireland 2 an.«
    »Ah! Ich glaube schon länger, in Ihrem Tonfall eine Spur von schottischem Dialekt herausgehört zu haben.«
    »Wirklich? Und da dachte ich, ich wäre ihn losgeworden. Nun, meine Mutter war eine gute Frau, doch sie musste auf dem Bauernhof schwer arbeiten und brachte zwischendurch noch zehn Kinder zur Welt. So blieb ihr nur wenig Kraft oder auch nur Zeit, sich sonderlich liebevoll um uns zu kümmern. Ich war ihr sechstes Kind. Killead war kein übler Ort. Wenn ich mich recht erinnere, so waren die Häuser klein, aber sauber und gut gepflegt und hatten Gärten. Obwohl ich unser Haus verließ, als ich noch sehr jung war, wird es mir immer im Gedächtnis bleiben: ein einziger großer Raum mit weiß getünchten Wänden und einem Strohdach, und es war eineinhalb Stockwerke hoch.
    »Eineinhalb Stockwerke? Wie meinen Sie das?«
    »Das Erdgeschoss war nur eine große Küche mit Steinplatten auf dem Fußboden. Unsere Schlafstätten befanden sichunmittelbar unter den Dachbalken, aber es gab keine Treppe, die hinaufführte. Wir kletterten an Einkerbungen in der Wand hinauf, um dorthin zu gelangen.«
    »Einkerbungen in der Wand? Ein Haus mit nur einem Raum für zwölf Personen?«
    »Ja. Wir hatten einen Stall am einen und einen Kuhstall am anderen Ende, und eine Tretmühle, eine Art Rundlauf für das Pferd, mit deren Hilfe Butter gestampft wurde. Es war ein hartes Leben, obwohl ich das damals nicht begriff. Wir hatten oft wochenlang nichts als Kartoffeln und Milch zu essen, nur ab und zu ein Stück Fleisch von den Schweinen oder Hühnern, aber wir haben keinen Hunger gelitten. Ich hielt es für völlig normal, dass wir zu dritt oder viert in einem Bett schliefen. Laken waren so knapp, Miss Brontë, dass meine Mutter sie in schmale Streifen schnitt und uns ein kleines Fetzchen Stoff gab, mit dem wir unser Gesicht vor der rauen Decke schützen konnten.«
    »O Mr. Nicholls! So etwas kann ich mir gar nicht vorstellen! Selbst in der Schule für Pfarrerstöchter war das Leben nicht so ärmlich.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass wir arm waren. Wenn man noch ein Kind ist, fragt man nicht nach Dingen, die man nicht hat. So war eben mein Leben. Ich wäre Bauer geworden, genau wie mein Vater und meine beiden ältesten Brüder, und meine Schulbildung hätte nur aus ein paar Jahren im Schulhaus am Ort bestanden, wären da nicht Gottes Vorsehung und meine Tante und mein Onkel Bell gewesen.«
    »Ihre Tante und Ihr Onkel Bell?«
    »Onkel

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