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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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wir im Esszimmer unseren Tee (Papa gab vor, sich nicht wohl zu fühlen, und schloss sich uns nicht an). Mr. Nicholls blieb noch neun weitere Tage, und jeden Tag, wenn wir auf demselben verschneiten Pfad hin und her wanderten, sprachen wir offen und ehrlich über unser Leben, sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart, und vermieden es (fürs Erste), die Zukunft auch nur zu erwähnen.
    Mr. Nicholls unterhielt mich mit amüsanten Geschichten aus seiner Zeit am Trinity College und erzählte mit Zuneigung und Humor von seinem Bruder Alan und den Streichen und kleinen Katastrophen ihrer Kindertage – Geschichten von allerlei Schabernack, den sie gemeinsam mit ihren jüngeren Vettern und Cousinen getrieben hatten, von den Tagen, an denen sie die Schule geschwänzt hatten, um mit den Hunden der Familie lange Spaziergänge über Land zu unternehmen,auf dem Shannon Ruderboot zu fahren oder in den Bächen der näheren Umgebung zu angeln.
    »Da habe ich gelernt, wie man mit der bloßen Hand Forellen fängt. Ich habe nie eine Angelrute benutzt. Was für einen Spaß wir hatten, wenn wir die glitschigen kleinen Teufel vorsichtig am Bauch kitzelten und manchmal aus dem Wasser katapultierten, einander mitten ins Gesicht, nur zum Vergnügen.«
    Ich musste über seine Geschichten lachen. Sie ließen in mir ein ganz anderes Bild des jungen Arthur Bell Nicholls entstehen als das, was ich mir bis dahin gemacht hatte. »Ich habe Sie mir immer als einen ernsten kleinen Jungen vorgestellt, der alle Regeln befolgt und stets alles richtig macht.«
    »Ich denke, so war ich auch. Ich hatte eigentlich immer etwas gegen diese kleinen Eskapaden – ich liebte meinen Onkel und meine Tante sehr und wollte sie nicht ärgern –, aber das hat mich nicht davon abgehalten, ab und zu der Komplize meines Bruders zu sein.«
    Ich erzählte ihm von den Abenteuern, die ich mit meinen Geschwistern erlebt hatte. »Außer dass wir ständig gelesen und geschrieben haben, war es eine unserer Lieblingsbeschäftigungen, kleine Geschichten zu spielen. Dann wanderten wir übers Moor und gaben vor, es wäre das Land der Dschinns. Die Moore wurden unser Arabien.« Ich deutete mit dem Kopf auf die gefrorene Landschaft um uns. »Alles, was Sie vor sich sehen – für uns war es eine endlose Wüste, eine ungeheure Ebene mit sanft gewellten Sanddünen unter der glühenden Sonne am wolkenlosen Himmel. Den Nebel stellten wir uns als erfrischenden Wüstendunst vor, und wir entdeckten immer einen riesigen Palast, der von Palmen umgeben und von oben bis unten mit Diamanten, Rubinen und Smaragden verziert und mit Lampen geschmückt war, die so hell leuchteten, dass man gar nicht hineinblicken konnte.«
    »Geradewegs aus
1001 Nacht
oder den
Geschichten der Dschinns,
nicht wahr?«
    »Haben Sie sie gelesen?«
    »Natürlich. Hat das nicht jedes Kind in der ganzen Christenheit? Warum überrascht Sie das so?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich und war plötzlich höchst erfreut, dass wir mit den gleichen Büchern aufgewachsen waren. »Ich habe wohl angenommen, dass diese Geschichten für einen zukünftigen Pfarrer der Church of England zu unseriös wären, insbesondere für einen, der ein solch unerschütterlicher Anhänger der
Traktate für unsere Zeit
von Dr. Pusey ist.«
    Mr. Nicholls entging die Ironie in meiner Stimme nicht, und er schwieg einen Augenblick, schaute mich dann an und sagte mit ernster Stimme: »Vielleicht ist es gut, dass wir jetzt einmal auf dieses Thema gekommen sind.«
    »Ja, vielleicht. Ich hatte schon immer vor, mit Ihnen darüber zu sprechen.«
    »Es ist mir durchaus bewusst, dass Sie nicht alle meine religiösen Überzeugungen teilen, Miss Brontë – dass Sie liberalere Ansichten haben.«
    »Ich möchte Sie nicht kritisieren, wenn es um so tief verwurzelte und heikle Gewissensfragen und Prinzipien geht, Mr. Nicholls, aber – wenn wir eine gemeinsame Zukunft in Betracht ziehen – könnten Sie dann meine Ansichten akzeptieren? Denn sie sind mir wichtig.«
    »Das kann ich und das tue ich bereits, Miss Brontë.«
    »Wären Sie dann auch in der Lage, meine Freunde, die diese Ansichten mit mir teilen, mit ähnlich offenem Herzen willkommen zu heißen?«
    »Die Überzeugungen Ihrer Freunde soll ihnen überlassen sein. Ich werde sie ehren und achten, so wie ich hoffe, dass Ihre Freunde – und Sie – meine Überzeugungen ehren und achten.«
    »Würden Sie mir erlauben, meine eigene Meinung ohne Furcht vor einem Tadel Ihrerseits zu äußern,

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