Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë
Hügel gesessen hatten, blieben wir Seite an Seite stehen, um den herrlichen Anblick zu genießen.
»Ich liebe diesen Ort«, sagte Mr. Nicholls. »Ich habe ihn kurz nach meiner Ankunft in Haworth entdeckt. Er ist für mich einer meiner Lieblingsorte zum Nachdenken.«
»Für mich auch. Ich bin oft mit meinen Geschwistern hierhergekommen, als wir Kinder waren.«
Wir verstummten. Ich wusste, warum er mich hierher gebracht hatte. Ich ahnte, was nun kommen würde. Mein Herz klopfte aufgeregt beim Gedanken daran, aber ich war bereit. Er wandte sich zu mir um, die behandschuhten Hände fest ineinander verschränkt, während er zu mir herabblickte. In seinen Augen strahlte Zuneigung, und in seiner Stimme schwang Aufregung und Anspannung mit.
»Miss Brontë, vergeben Sie mir, wenn ich offen spreche, aber es ist beinahe ein Jahr vergangen, seit ich mich in dieser Angelegenheit an Sie gewandt habe, und ich möchte keine einzige Minute mehr verschwenden. Sie kennen meine Gefühle. Sie sind unverändert. Ich liebe Sie. Ich habe Sie immer geliebt, und ich werde Sie immer lieben. Darf ich meinen Antrag wiederholen, den ich Ihnen vor so langer Zeit gemacht habe, diesmal mit der Hoffnung auf eine andere Antwort? Würden Sie mich zum Ehemann nehmen, Miss Brontë? Würden Sie mich heiraten?«
»Ja.«
Freude überstrahlte sein Gesicht. »Ja?«
»Ja.« Mein Puls pochte heftig ob der Tragweite des Versprechens, das ich soeben gegeben hatte. Er schien ebenfalls überwältigt. Wir standen beide einen Augenblick lang wie angewurzelt da; nun trat er vor, schloss die Lücke zwischen uns und legte mir seine Hand auf den Rücken. Er neigte seinen Kopf zu mir herunter und küsste mich. Es war ein kurzer, zögerlicher erster Kuss. Wir mussten erst unsere Nasen aneinander vorbeimanövrieren und meine Brille aus dem Weg bringen.Aber es war auch ein zarter Kuss, sanft und aufrichtig. »Ich liebe Sie, Charlotte«, sagte er leise. Es war das erste Mal, dass er mich mit meinem Vornamen ansprach.
Ich schaute in liebevollem Schweigen zu ihm auf und hoffte, dass meine Augen meine aufrichtige Zuneigung widerspiegelten. Ich spürte seine Enttäuschung, dass ich seinen Satz nicht erwidert hatte, aber ich konnte nicht über die Lippen bringen, was mein Herz nicht empfand.
Dann zog er seine Handschuhe aus und nahm ein Schächtelchen aus der Manteltasche, das er aufklappte und mir hinhielt. Es war ein zarter Goldreif darin, der mit fünf Perlen besetzt war. »Ich habe diesen Ring für Sie gekauft. Ich musste die Größe erraten. Würden Sie ihn tragen?«
»Es wäre mir eine Ehre.« Ich zog den Handschuh von meiner linken Hand, und er steckte mir den Ring an den schmalen Finger. Ein weiteres Wunder geschah – oder vielleicht war mein zukünftiger Ehemann einfach ein genauerer Beobachter solcher Dinge, als ich vermutet hätte –, denn der Ring passte wie angegossen. »Er ist wunderschön, Mr. Nicholls. Vielen Dank.«
Es führte meine Hand an die Lippen, küsste sie und sagte mit ruhigem Selbstbewusstsein: »Bitte nicht mehr
Mr. Nicholls
. Ich möchte, dass Sie mich jetzt Arthur nennen.«
Ich konnte mich eines Lächelns nicht erwehren. Beide Helden aus meiner Kindheit – der Herzog von Wellington und mein imaginärer Herzog von Zamorna – hatten auch den Vornamen Arthur getragen.
Miss Wooler hatte als Friedensbotin zwischen Ellen und mir gewirkt, und meine Freundin und ich hatten im vergangenen Monat unsere Entfremdung mit der Wiederaufnahme unserer Korrespondenz beendet. Als ich nun an Ellen schrieb und ihrvon meiner Verlobung Mitteilung machte, erwiderte sie darauf mit Glückwünschen, von denen ich nur hoffen konnte, dass sie von Herzen kamen und aufrichtig waren.
Wenn man bedachte, wie lange und wie bitter Papa gegen den bloßen Gedanken meiner Heirat gekämpft hatte, so war ich erstaunt, wie rasch er nun zu einer völlig anderen Meinung wechselte, sobald er uns seinen Segen gegeben hatte und die Verlobung ein
fait accompli
war. Außer einem gelegentlichen enttäuschten Seufzer über Mr. Nicholls’ »bescheidene Anfänge« waren wohl Papas ehrgeizige Illusionen meinetwegen endlich einer Art missmutiger Zustimmung gewichen.
Jetzt schienen sowohl Papa als auch Mr. Nicholls – vielmehr Arthur, wie ich mich bemühte, ihn zu nennen – begierig darauf zu sein, die Angelegenheit schnellstens zu regeln und drängten auf eine baldiges Hochzeitsdatum. Papa kündigte Mr. de Renzy. Arthur schrieb und teilte mit, dass er seine Anstellung in Kirk
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