Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë
Smeaton am 11. Juni verlassen könne. Also wurde der 29. Juni für unsere Hochzeit festgelegt.
Dieses Datum erschien mir sehr früh. Es war noch so viel zu tun vor der Hochzeit, und es blieben kaum mehr als zwei Monate, um alles zu bewerkstelligen. Ich machte mich gelassen und mit recht bescheidenen Glückserwartungen an die Vorbereitungen. Anfang Mai reiste ich nach Brookroyd, wo alle noch verbliebenen Spuren von Beklommenheit zwischen Ellen und mir sofort wie weggefegt waren, während sie mir half, an zwei Einkaufstagen in Leeds und Halifax meine Aussteuer auszuwählen.
Ich war entschlossen, nichts zu kaufen, das zu teuer und zu übertrieben war, und wollte darauf achten, dass meine neuen Hauben und Kleider alle auch nach meinem Hochzeitstag von gutem Nutzen sein würden. Schließlich wählten wir Stoffe für zwei neue Kleider aus: eine herrliche malvenfarbige Seideund einen schlichten Barège 1 mit kleinen grünen Tupfen. Was mein Hochzeitskleid anging, so war Ellen mit nichts anderem als Weiß zufriedenzustellen. Und ich war entschlossen, kein weißes Kleid zu tragen.
»Weiß ist eine Farbe für Nachthemden und Unterröcke und für die Kleider blauäugiger junger Mädchen«, sagte ich. »Ich bin viel zu alt, um in Weiß zu heiraten.«
»Du kannst in keiner anderen Farbe als weiß heiraten«, beharrte Ellen, als wir die Stoffe anschauten, die auf der Ladentheke vor uns lagen, »und du musst dein Hochzeitskleid nach einem dieser wunderschönen französischen Schnitte nähen lassen, die ich in den Modezeitschriften gesehen habe, mit Perlenstickerei am Mieder und Wolken von weißem Tüll.« Sie drapierte mir von einem Ballen weiße Seide etwas über die Brust und sagte mit zufriedenem Lächeln: »Oh, Charlotte! Keine Farbe hat dir je so gut gestanden!«
Im geheimsten Winkel meines Herzens musste ich zugeben, dass ich immer davon geträumt hatte, wenn ich heiratete, ein traditionelles Brautkleid zu tragen. »Ich denke, ich könnte vielleicht Weiß wählen – aber von deinen ausgefallenen französischen Schnitten will ich nichts hören.« Nachdem ich einen Blick auf das Preisschild an dem Seidenballen geworfen hatte, fügte ich rasch hinzu: »Und ich würde niemals an Seide denken. Die ist zu teuer für ein Kleid, das höchstwahrscheinlich nie wieder getragen wird. Ich bleibe bei Musselin – schlichtem Musselin, und nur ein, zwei kleine Falten im Vorderteil des Kleides.«
Ellen runzelte die Stirn und legte den Seidenballen zur Seite. »Du bist sehr starrköpfig, Charlotte. Aber es ist ja deineHochzeit, also werde ich nicht mit dir streiten. Oh! Schau nur diese Spitze an, daraus könnte man einen herrlichen Schleier anfertigen!«
»Mein Schleier wird ganz schlicht aus Tüll sein, und er wird nicht mehr als fünf Shilling kosten. Wenn ich mich schon zum Narren mache, dann soll es wenigstens nicht zu teuer werden.«
Eine Extravaganz gönnte ich mir jedoch. Für die Unterkleider, das Nachthemd und die Unterwäsche, die ich selbst nähen wollte, kaufte ich zum ersten Mal in meinem Leben einige Fuß weißes Seidenband und Spitze für Besätze. »Schließlich«, beharrte Ellen mit ernster Miene, »wird dein Mann diese Kleidungsstücke zu sehen bekommen.«
Ich ließ die Stoffe bei der Schneiderin in Halifax. Eine Woche nach meiner Rückkehr nach Haworth kam Mr. Nicholls erneut zu Besuch. In den ersten paar Tagen war er ein Nervenbündel – er sorgte sich, glaube ich, dass ich vielleicht meine Meinung geändert haben könnte. Als ich ihm versicherte, dergleichen würde ich niemals tun und ich würde stolz sein, seine Frau zu werden, beruhigte er sich ein wenig und bot mir an, mir bei den Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier zu helfen, wobei er freundlich auf meinen Wunsch nach einer eher ruhigen Zeremonie einging.
»Ich fürchte, dass ich in der Nachbarschaft so etwas wie eine Kuriosität geworden bin. Die ledige Brontë-Tochter, die nun endlich doch heiratet. Mir graust vor der Vorstellung, dass ich in der Kirche ankomme und mich dort eine Menge neugieriger Schaulustiger erwartet.«
»Ich werde mein Möglichstes tun, um das zu verhindern«, versprach mir Arthur. »Keine Menschenseele in Haworth außer uns selbst, dem Pfarrer und dem Gemeindediener wirdetwas von dem Hochzeitsdatum erfahren, wenn ich es irgendwie verhindern kann.«
Wir kamen überein, dass Ellen meine Brautjungfer sein sollte und dass unsere einzigen Hochzeitsgäste Miss Wooler und Mr. und Mrs. Grant sein würden. (Mrs. Gaskell, die wusste,
Weitere Kostenlose Bücher