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Die Geheimnisse der Fürstin von Cadignan (German Edition)

Die Geheimnisse der Fürstin von Cadignan (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse der Fürstin von Cadignan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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etwas Heiliges und Schönes, sie hatte Zukunft. Der Zufall hatte mir diesmal den Mann von Genie gegeben, den wir brauchen und der so schwer zu fangen ist, denn es gibt mehr schöne Frauen als geniale Männer. Aber der Teufel hatte die Hand bei diesem Abenteuer im Spiel.« »Erzählen Sie, meine Liebe; das ist mir ja ganz neu.« »Ich habe diese schöne Leidenschaft erst um die Mitte des Winters 1829 erkannt. Jeden Freitag sah ich in der Oper auf einem Orchesterfauteuil einen jungen Mann von etwa dreißig Jahren, der eigens meinetwegen dorthin kam und stets auf demselben Stuhl saß; er blickte mich mit Feueraugen an; aber oft war er traurig, weil ein so großer Abstand zwischen uns lag, oder vielleicht auch, weil ihm der Erfolg unmöglich schien.« »Der arme Junge! Wenn man liebt, wird man so dumm,« sagte die Marquise. »In jedem Zwischenakt schlüpfte er in den Gang hinaus,« fuhr die Fürstin fort, indem sie über das freundschaftliche Epigramm, mit dem die Marquise sie unterbrochen hatte, lächelte. »Und ein- oder zweimal drückte er, um mich zu sehen oder sich bemerklich zu machen, die Nase gegen die Scheibe einer Loge, die der meinen gegenüberlag. Wenn ich einen Besuch empfing, sah ich, wie er sich an meine Tür schmiegte, und dann konnte er mir einen verstohlenen Blick zuwerfen; er kannte schließlich alle Leute meines Gesellschaftskreises, und er folgte ihnen, wenn sie die Richtung zu meiner Loge einschlugen, um den Augenblick, in dem meine Tür sich auftat, zu benutzen. Der arme Junge hatte zweifellos bald erfahren, wer ich wäre, denn er kannte Herrn von Maufrigneuse und meinen Schwiegervater von Ansehen. Von da an fand ich meinen geheimnisvollen Unbekannten stets in der Italienischen Oper auf einem Sessel, von dem aus er mich in naiver Ekstase ins Gesicht hinein bewunderte; es war wunderhübsch. Wenn ich die Italienische oder die Komische Oper verließ, sah ich ihn mitten in der Menge wie angewurzelt auf seinen Beinen stehen; er wurde hin und her gestoßen, aber er ließ sich nicht irremachen. Wenn er mich am Arm irgendeines Günstlings sah, verloren seine Augen an Glanz. Im übrigen kein Wort, kein Brief, keine Erklärung. Geben Sie zu, daß das guter Geschmack war. Bisweilen fand ich, wenn ich morgens nach Hause kam, diesen Liebhaber auf einem der Prellsteine meiner Einfahrt. Er hatte sehr schöne Augen, einen langen und dichten Fächerbart, Henri-quatre, Schnurrbart und Backenbart; man sah nur die weißen Backen und eine schöne Stirn; kurz, es war ein wahrhaft antiker Kopf. Der Fürst verteidigte in den Julitagen, wie Sie wissen, die Kaiseite der Tuilerien. Abends, als alles verloren war, kehrte er nach Saint-Cloud zurück. ›Meine Liebe,‹ sagte er zu mir, ›um vier Uhr wäre ich fast gefallen. Einer der Aufständischen zielte nach mir, als ein langbärtiger junger Mann, den ich in der Italienischen Oper gesehen zu haben glaube und der den Angriff führte, den Gewehrlauf beiseite schlug.‹ Der Schuß hatte ich weiß nicht mehr wen getroffen, einen Quartiermacher des Regiments, der zwei Schritte neben meinem Gatten stand. Der junge Mann muß also Republikaner gewesen sein. Als ich 1831 hierherzog, sah ich ihn, wie er mit dem Rücken an die Mauer dieses Hauses gelehnt stand, er schien sich über meinen Zusammenbruch zu freuen und meinte vielleicht, wir kämen uns dadurch näher; aber seit dem Gefecht von Saint-Merri habe ich ihn nicht wieder gesehen; er ist dort gefallen. Am Tage vor dem Begräbnis des Generals Lamarque ging ich mit meinem Sohn zu Fuß aus, und mein Republikaner folgte uns; er ging von der Madeleine bis zur Panorama-Passage, in die ich wollte, bald vor, bald hinter uns her.« »Das ist alles?« fragte die Marquise. »Alles!« erwiderte die Fürstin. »Ach ja, am Morgen der Einnahme von Saint-Merri verlangte mich ein Straßenbube persönlich zu sprechen; er gab mir einen Brief, der auf schlechtem Papier geschrieben und mit dem Namen des Unbekannten unterzeichnet war.« »Zeigen Sie ihn mir,« sagte die Marquise. »Nein, meine Liebe. Die Liebe war diesem Mannesherzen zu groß und zu heilig, als daß ich sein Geheimnis verletzen könnte. Der kurze und furchtbare Brief rührt mich noch, wenn ich nur daran denke. Dieser Tote lehrt mich mehr Empfindung als alle Lebenden, die ich ausgezeichnet habe; er kehrt in meinen Gedanken immer wieder.« »Sein Name?« fragte die Marquise. »Oh, ein ganz gewöhnlicher: Michel Chrestien.« »Sie haben recht daran getan, ihn mir zu nennen,« rief Frau

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