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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sich und keiner von uns sagte ein Wort. Das brauchten wir auch nicht. Wir verstanden uns so.
    Dann fanden sich unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss.
    Ein Augenblick, den man festhalten möchte, dachte ich. Ein Augenblick des Glücks, in dem ich nicht einen Sekundenbruchteil lang an das dämonisch leuchtende Augenpaar aus der Tiefe des dunklen Wassers gedacht hatte...
     
    *
     
    Tante Lizzy hatte extra einen Party Service damit beauftragt, den abendlichen Empfang für Professor von Schlichten auszurichten. Tom war auch gekommen. Er hatte sich eigens für diesen Anlass in einen dunklen Anzug gezwängt, der ihm allerdings ganz hervorragend stand.
    Dietrich von Schlichten war ein Mann mit hoher Stirn und grauen Haaren. Der Blick seiner dunklen Augen war geradezu hypnotisch.
    Von Schlichten trug einen sehr konservativ wirkenden dreiteiligen Anzug. Sein Auftreten war das eines vollendeten Gentleman, was natürlich ganz nach Tante Lizzys Geschmack war.
    Professor von Schlichten zeigte sich sehr beeindruckt von Tante Lizzys Sammlung.
    "Natürlich sind auch mehrere Ausgaben der ABSONDERLICHEN KULTE dabei", erklärte sie. "Neben der Originalfassung in mittelalterlichem Latein auch noch verschiedene Übersetzungen..."
    "...die zumeist nichts taugen dürften, da jede Übersetzung das Original nur verfälschen kann", unterbrach sie Dietrich von Schlichten. Sein Gesichtsausdruck zeigte bei dieser Bemerkung jedoch nicht das geringste Anzeichen von Überheblichkeit. Es blieb vielmehr völlig unbewegt und maskenhaft.
    "Das schon", erwiderte Tante Lizzy. "Aber da ich leider kein mittelalterliches Latein beherrsche, hätte ich sonst keinerlei Zugang zu den Texten Ihres Urgroßvaters..."
    "Die ABSONDERLICHEN KULTE sind ein gefährliches Buch, Mrs. Vanhelsing", gab von Schlichten zu bedenken. "Aber ich denke, dass Ihnen diese Tatsache bewusst ist..."
    "Natürlich."
    Dietrich von Schlichten atmete tief durch und führte sein Sherryglas zum Mund, um einen kleinen Schluck zu nehmen. "Ich muss schon sagen, was Sie in den letzten Jahren zusammengetragen und dokumentiert haben, kann sich sehen lassen, Mrs. Vanhelsing. Ich bewundere Sie!"
    Tante Lizzy wurde geradezu etwas verlegen.
    Eine sanfte Röte überzog ihr Gesicht.
    "Professor von Schlichten, Sie übertreiben!"
    "Ganz und gar nicht. Sehen Sie, unsere Wissenschaft ist einfach noch nicht weit genug, um für bestimmte, bisher unerklärliche Phänomene eine befriedigende Erklärung gefunden zu haben. Eine Erklärung, die unser Verstand zu begreifen in der Lage ist. In der Zukunft wird es sicher geschehen, dass der Bereich des Okkultismus und der sogenannten übersinnlichen Erscheinungen mehr und mehr seine Geheimnisse verliert. Aber das kann noch lange dauern. Und bis dahin ist es immens wichtig, dass die Geschehnisse wenigstens aufgezeichnet und gesammelt werden!"
    "Leider sind es nicht nur die beschränkten Möglichkeiten unserer Wissenschaft, die die eine Erforschung dieser Dinge erschweren", erklärte Tante Lizzy. "Oft werden Geschehnisse, die meiner Ansicht zweifelsfrei mit übersinnlichen Kräften in Verbindung stehen, schlicht für Einbildung oder Aberglauben gehalten, ohne dass man sich überhaupt die Mühe machen würde, sie näher zu untersuchen."
    Dietrich von Schlichten zuckte die Achseln.
    "Wem sagen Sie das", meinte er.
    "Natürlich muss man zugeben, dass sich auch eine Menge Scharlatane auf diesem Gebiet tummeln", mischte ich mich jetzt in das Gespräch ein. "Leute, die nur daran interessiert sind, von Ahnungslosen möglichst viel Geld zu nehmen, Sektenführer, die ihre Anhängerschaft disziplinieren wollen und so weiter."
    Von Schlichten nickte.
    "Leider ist es nicht so leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen", gab er zu bedenken.
    Professor von Schlichten wandte sich halb herum und blickte auf den Schreibtisch mit den eigenartigen Schnitzereien an den Ecken. Er trat an das Möbelstück heran. Sein Gesicht bekam einen angestrengten Ausdruck. Dann strich er sanft über das Holz.
    "Ein interessantes Möbelstück", erklärte er.
    "Ich habe es aus einem Nachlass erworben", sagte Tante Lizzy. "Angeblich soll es noch ein Geheimfach enthalten, aber leider ist es mir trotz aller Bemühungen noch immer nicht geglückt, es zu finden."
    "Sie sollten sich an Fachleute wenden."
    "Oh, das habe ich, Professor von Schlichten."
    "Dann waren das entweder Stümper - oder die Leute, die Ihnen dieses Stück verkauft haben Betrüger."
    Von Schlichten lachte. Seine letzte Bemerkung war der

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