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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Mann im weißen Kittel an.
    "Was ist passiert?", fragte er.
    "Nichts", sagte ich. Meine eigene Stimme klang entsetzlich schwach. Ich fühlte mich schwindelig. Und jetzt stiegen die Erinnerungen in mir auf. Erinnerungen an etwas, das vielleicht eine Art Vision gewesen war, die mit meiner Gabe in Zusammenhang stand.
    Eigentlich kannte ich diese Tagtraumvisionen, Alpträume oder Ahnung inzwischen gut genug, um sie zweifelsfrei als Ausdruck meiner übersinnlichen Begabung zu erkennen.
    Seit meinem zwölften Lebensjahr kannte ich derartige Erscheinungen. Ich hatte damals den Tod meiner Eltern vorhergesehen, der sich schließlich auch genau so zugetragen hatte, wie ich es bereits im Voraus GEWUSST hatte.
    So hatte ich inzwischen wirklich mehr als genug Übung darin, die Erscheinungsformen zu erkennen, in denen sich meine Gabe zeigte.
    Aber diesmal war ich mir nicht sicher.
    Die Intensität dieser Vision war bei weitem über alles hinausgegangen, was ich bisher erlebt hatte. Ich bemerkte, dass ich zitterte.
    "Warten Sie, ich gebe Ihnen etwas zur Beruhigung", meinte der Mann im weißen Kittel.
    "Nein, nein, danke", sagte ich. "Es geht schon."
    "Wirklich?"
    "Ja, ja... Wer hat Sie eigentlich gerufen?"
    "Ein freundlicher Mensch, der das Pech hatte, dass Sie mit Ihrem Mercedes die Fahrspur blockiert haben, auf der er abbiegen musste."
    "Tut mir leid..."
    Er fühlte meinen Puls.
    "Es ist wirklich alles in Ordnung", meinte ich.
    Er lächelte matt. "Sie sind Medizinerin?"
    "Das nicht gerade."
    "Na, also!"
    Ich sah an dem Arzt vorbei, denn im Hintergrund war eine uniformierte Gestalt aufgetaucht. Ein Polizist in der typischen 'Bobby'-Uniform.
    "Der Wagen muss hier weg", sagte er.
    Ich nickte. "Geht in Ordnung, Officer, ich..."
    "Nein, nein, Sie steigen aus. Ein Kollege wird den Wagen fahren."
    "Aber..."
    "Wir müssen erst einmal überprüfen, ob Sie vielleicht unter Alkohol stehen..."
     
    *
     
    Die Prozedur auf dem Polizeirevier zog sich etwas hin und so war es schon nach Mitternacht, als ich endlich zu Hause ankam.
    Zu Hause, das war noch immer die Villa meiner Großtante Elizabeth Vanhelsing, in der ich die obere Etage bewohnte. Der Rest des verwinkelten Gebäudes aus viktorianischer Zeit wurde mehr oder minder von dem eingenommen, was Tante Lizzy ihre 'Sammlung' nannte. Diese Bezeichnung war eine gehörige Untertreibung. Dahinter verbarg sich das vermutlich größte Privatarchiv zum Themenbereich Okkultismus, übersinnliche Fähigkeiten und unerklärliche Phänomene. Die Wände waren überall mit Regalwänden bedeckt, in denen sich dicke Folianten aneinanderreihten. Okkulte Schriften, magische Geheimlehren und Dokumentationen von Psi-Phänomenen und Geistererscheinungen. Dazu kamen noch eigenartige und zum teil sehr befremdliche Artefakte, die Tante Lizzys verschollener Mann Frederik von seinen archäologischen Forschungsreisen mitgebracht hatte. Schrumpfköpfe, zu kultischen Zwecken verwandte Schädel, Totenmasken mit geisterhaften Gesichtern und steinerne Talismane aus Kulturen, von denen heute nicht einmal mehr der Name bekannt war, unterbrachen immer wieder die langen Bücherreihen. Hin und wieder gesellte sich auch eine Kristallkugel oder ein Voodoo-Fetisch in dieses einzigartige Konglomerat. Nur jemand, der Tante Lizzy nicht kannte, hätte das als Chaos bezeichnen können. Denn das war es mitnichten! Eher konnte man schon von einer sehr persönlichen Ordnung sprechen.
    Jedenfalls war Tante Lizzy in der Lage, innerhalb kürzester Zeit jedes beliebige Stück ihrer Sammlung hervorzuholen.
    Ich stellte den kirschroten 190er in der Einfahrt ab und stieg aus.
    Der Regen hatte in der Zwischenzeit etwas nachgelassen.
    Trotzdem beeilte ich mich, zur Haustür zu gelangen.
    Ich schloss auf, öffnete die Tür und trat ein. Im Flur war es ziemlich dunkel. Aber in der Bibliothek brannte noch Licht. Es war keine Seltenheit, dass Tante Lizzy nächtelang über ihren okkulten Studien saß und in uralten, geheimnisvollen Schriften herumstöberte.
    Ich trat an den schmalen Spalt heran, durch den das Licht in den Flur fiel. Als ich die Tür zur Bibliothek weiter öffnete, knarrte es.
    "Patti! Da bist du endlich!"
    Tante Lizzy saß hinter dem großen Schreibtisch, der sich in einer Ecke der Bibliothek befand. An allen vier Ecken des klobig wirkenden Möbelstücks befanden sich eigenartige Schnitzereien, die tierhafte Geistergesichter darstellten.
    Angeblich gab es ein Geheimfach in diesem seltsamen Schreibtisch, aber seit Tante Lizzy ihn vor

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