Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
erklärte: "Die Landung in Puerto Acosta ist nicht ganz einfach. Daran liegt es wohl..."
"Was halten Sie davon, wenn wir jetzt alle etwas essen?", fragte von Schlichten. "Ich lade Sie ein! Im übrigen dürfte es das letzte Diner in kultivierter Umgebung für die nächste Zeit sein. Nichts gegen Konserven, aber... Genießen Sie es!"
Plötzlich sah ich wieder das dunkle Wasser vor mir.
Die Augen...
Ich wurde ganz starr. Die Angst stieg in mir auf, und ich hatte das Gefühl, als ob eine kalte, glitschige Hand sich mir auf den bloßen Rücken legte.
ETWAS kam aus dem Wasser heraus. Etwas Dunkles, Schattenhaftes. Für einen kurzen Moment war es genauer zu sehen. Ich fühlte den Sog, der mich hinabzuziehen versuchte.
Eine unwiderstehliche Kraft...
Ich fasste mir an die Schläfe.
Dahinter pulsierte es unangenehm...
"Haben Sie Kopfschmerzen?", hörte ich die akzentschwere Stimme von Francoise Careau wie durch Watte. "Das kommt durch das berühmt berüchtigte Jet Lack. Ich habe Aspirin dabei, wenn Sie..."
Sie schien ganz weit entfernt zu sein.
Und ich hatte das Gefühl, mich plötzlich nicht mehr wirklich an der Hotelbar des CARTAGENA zu befinden...
Eine Vision von ungewöhnlich starker Intensität... Das musste es ein!
Hinter meinen Schläfen pochte ein unangenehmer Schmerz.
Ich spürte eine geistige Kraft von schier unglaublicher Stärke...
Ich schauderte.
Ein immer lauter werdendes Geräusch betäubte meine Ohren für Sekunden, so dass ich die Hände dagegenpresste. Es klang zunächst wie ein Gurgeln. Blasen stiegen an die Wasseroberfläche und zerplatzten dort. Dann hörte ich ein dumpfes Brummen.
Es war unerträglich.
Das schattenhafte ETWAS, das aus dem Wasser herausragte, war für einen Moment sichtbar. Ein eigenartiges bleiches Licht beleuchtete es hob und es deutlicher aus der Dunkelheit heraus...
Ein Arm...
Nein, dachte ich. Ein Tentakel. Schlangenhaftes, längliches ETWAS, das zweifellos lebte und sich bewegte. Ich zitterte am ganzen Körper und war starr vor Schrecken.
Dann, als ich in dem eigenartigen, fahlen Licht die kreisrunden Saugnäpfe sah, als ich fühlte, wie sie meine Hand berührten, sich festsaugten und mich hinabzogen, schrie ich.
Ich schrie mit der Kraft der Verzweiflung.
Der fremden Kraft hatte ich nichts entgegenzusetzen.
Das unheimliche Wesen aus der Tiefe zog mich unbarmherzig hinab in die Dunkelheit.
Das Wasser hatte einen modrigen Geschmack, als es mir in den Mund drang.
Den Geschmack des Todes.
*
Etwas hielt mich, ich schlug um mich und versuchte mich mit aller Kraft zu befreien. Todesangst hatte mich erfasst. Der Puls raste.
"Patti!", hörte ich eine Stimme, die mir so seltsam vertraut vorkam. "Patti, was ist los?"
Ich sah Toms Gesicht.
Er beugte sich über mich.
Ich atmete heftig, versuche mich dann nach und nach zu beruhigen.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, wo ich mich befand und was soeben passiert war.
Ich lag auf dem Boden der Hotelbar und fühlte den kühlen, gefliesten Untergrund. Ich musste hingestürzt sein.
"Miss Vanhelsing, ist Ihnen nicht gut? Soll ich einen Arzt holen?" Das war Professor von Schlichten. Ich versuchte aufzustehen. Tom half mir. Ich fühlte mich schwindelig und war froh, dass er mir seinen Arm gab, so dass ich mich stützen konnte.
"Vielleicht ist die Höhenluft nichts für mich", sagte ich und versuchte dabei zu lächeln.
"In dem Fall sollten Sie sich überlegen, ob Sie wirklich an dieser Expedition teilnehmen wollen", erklärte von Schlichten mit ernstem Gesicht.
"Ich werde mich schon daran gewöhnen", versprach ich.
"Ich hoffe sehr."
"Bestimmt." Ich sah Tom an. "Bringst du mich aufs Zimmer?"
Er nickte.
"Sicher", versprach er.
Wir verabschiedeten uns und gingen.
"Tom, heb' den Zeitungsartikel über den toten Amerikaner bitte auf."
"Warum?", fragte er.
"Ich glaube, dass er etwas mit dem zu tun hat, was wir im See finden werden. Ich bin überzeugt davon..." Ich sah ihn an. Er strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Ich glaube, dass die runden Abdrücke bei dem Toten von einem mit Saugnäpfen bewehrten Tentakel stammen."
"Wie bei einer Krake?"
"Ja."
Er atmete tief durch.
"Du hattest eine Vision, nicht wahr?"
"Ja, Tom. Es ist immer dieselbe. Und von Mal zu Mal wird sie schlimmer..." Ich musste unwillkürlich schlucken. "Es ist fast so, als würde mich etwas aus meiner Wirklichkeit herausreißen... Irgendwann wird es kein Zurück geben und dann stürze ich wirklich in dieses
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