Die Geheimnisse der Therapeuten

Für mich setzt sich dieser Lernprozess fort.
    Sich für die Werte einsetzen, die man im Leben hat
    Anfangs ging es mir noch schlechter als gewöhnlich. Mein inneres Unwohlsein wie auch der Eindruck, von den Blicken anderer beurteilt zu werden, nahmen noch zu. Das dauerte viele Monate. Zunächst änderte sich nichts weiter in meinem Leben, als dass ich das – manchmal schwache – Gefühl hatte, endlich in Kontakt mit etwas für mich fundamental Wichtigem zu sein, mit einem meiner tiefsten Werte: mein Herz zu öffnen, Beziehungen zu entwickeln, in denen ich nah und zugewandt sein und mich eines Tages nützlich machen könnte. Ich kann heute sagen, dass es dieser Kontakt mit meinen Werten im Leben war, wie verschwommen auch immer er damals war, der es mir ermöglichte, die notwendige Zeit durchzuhalten, damit dieser Lernprozess anfangen konnte, Früchte zu tragen.
    Ein Therapeut, den ich zwei Jahre nach dem Ende meines Drogenkonsums aufsuchte, schlug mir vor, ein kurzes Resümee meines Lebenswegs in Form einer Grafik zu ziehen, in der ich die Phasen unterstrich, in denen ich am glücklichsten, und diejenigen, in denen ich am wenigsten glücklich gewesen war. Durch diese Aufgabe wurde mir klar, dass das, was mir die tiefste Befriedigung gebracht hatte, das Studium und das Engagement für andere gewesen waren. Ich beschloss also, noch einmal zu studieren – dieses Mal Psychologie. Ich wollte besser begreifen, wie Menschen funktionierten, und vor allem wirksame Methoden entdecken, um dem Leid zu begegnen. Auf der Suche nach therapeutischen Methoden, die wissenschaftlich am überzeugendsten sind, fing ich an, mich für die kognitive Verhaltenstherapie zu interessieren.
    Heute beginne ich, die Früchte dieser wegweisenden Entscheidung zu ernten. Ich habe die wertvolle Chance, endlich im Rahmen meiner Möglichkeiten nützlich sein zu können. Insbesondere spricht mich die Möglichkeit an, meine Klienten positiv zu bestärken. Ich schenke meine Aufmerksamkeit der Kraft einer tiefen und authentischen therapeutischen Beziehung. Es ist mir kostbar, einem Kind, Jugendlichen oder Erwachsenen in Not die Versicherung wohlwollender Aufmerksamkeit schenken zu können und ihm bedingungslos zur Seite zu stehen. Es ist ein Privileg, zusammen mit einem Menschen seine Träume und inneren Ressourcen zu erforschen und ihm zu helfen, in seinem inneren Leid ein wenig Raum zu schaffen, damit er im Leben weiterkommen kann. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welche lebensverändernde Macht eine solche Aufmerksamkeit und diese Methoden haben können. Ich bin gegenüber allen Menschen von Dankbarkeit erfüllt, die mich auf meinem Weg unterstützt und geliebt haben. Der Beruf des Therapeuten ist eine der von mir gewählten Weisen, um die Dankesschuld zu begleichen, die ich gegenüber all den Menschen – und es sind viele – empfinde, die mir das Geschenk ihrer Wertschätzung, ihrer wohlwollenden Aufmerksamkeit und ihrer Liebe gemacht haben.
    Das Leben statt das innere Erleben ändern
    Heute befasse ich mich mit der Entwicklung und Verbreitung wirksamer Therapien und arbeite mit an der Erforschung und Entwicklung noch effektiverer Therapien. Für mich beinhaltet dieses Vorgehen, wissenschaftliche Strenge mit klinischer Sensibilität, objektive Maßstäbe mit der Berücksichtigung der subjektiven Andersartigkeit jedes Menschen zu kombinieren. Das impliziert auch die Bereitwilligkeit, mich in meinem Beruf wie auch in meinem persönlichen Leben zu hinterfragen und mein Beziehungs- und therapeutisches Verhalten zu verbessern. Ich bin von der Hoffnung beseelt, im Rahmen meiner Möglichkeiten als Wissenschaftler und Ausbilder dazu beizutragen, das Wissen voranzutreiben und neue Techniken zu testen und zu validieren.
    Mithilfe der Meditation konnte ich die Erfahrung machen, wie wohltuend es ist, sich von seinen Gedanken und Emotionen zu distanzieren. Ich konnte auch erfahren, welche Kraft darin steckt, wenn man den Prozess der persönlichen Veränderung mit einem Handeln kombiniert, das die eigenen Werte verkörpert. Und ich bin der Akzeptanz- und Commitment-Therapie begegnet, die diese beiden Aspekte mit einem soliden Engagement für den Fortschritt der psychologischen Wissenschaft kombiniert. Durch meine Ausbildung in den kognitiven Verhaltenstherapien der neuen Generation hatte ich die Chance, weltweit außergewöhnlichen