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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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plötzlich eine besorgte Miene. »Gideon. Er ist mir böse. Hat mich angeschrien. Ich erinnere mich.«
    »Er ist nicht mehr böse. Er möchte, dass du zurückkommst. Ehrlich.«
    Sie ließ sich zur Tür bugsieren, doch als sie die Treppe sah, scheute sie zurück. »Nein, nicht da rauf. Die weiße Frau … die mit den Augen …!«
    Das klang bedenklich. »Keine Bange, wer das auch sein |356| mag, im Augenblick ist sie nicht da, denn von dort sind wir gekommen. Komm mit, es ist alles okay.«
    Als Tyler und Steve sie schließlich sanft die letzten Stufen in den Flur hinaufschoben, der zum Zimmer mit dem Spiegel führte, hörten sie plötzlich ein Rascheln, und auf einmal lag ein kalter, scharfer Aschegeruch in der Luft wie von einem Brand vor langer, langer Zeit. Tyler, der hinter Grace und Steve ging, blickte nach unten, wo ein formloser Kopf, umgeben von zottigen grauen Fäden, vom Fuß des Treppenschachts zu ihnen aufschaute.
    »Das Ding aus der Bibliothek, das Banderschnapp!«, flüsterte er ganz heiser, weil ihm der Schreck augenblicklich Mund und Kehle ausdörrte. »Lauft!«
    Er legte Grace die Hand ins knochige Kreuz und schob, ja hob sie fast nach oben. Steve zog sie so fest am Arm, dass Tyler sich schon Sorgen um sie machte, doch dann dachte er:
Ach was, besser ein Arm gebrochen als von diesem Ding erwischt werden!
    Tyler wusste, dass er nicht zurückschauen sollte, aber vernünftig zu handeln war noch nie seine Stärke gewesen.
Kann ja sein, dass eine Katze neun Leben hat, Tyler Jenkins,
hatte ein Lehrer einmal zu ihm gesagt,
aber wenn sie so unverbesserlich neugierig ist wie du, dann hat sie die auch bald verloren.
Er blickte über die Schulter.
    Er hatte ihren geisterhaften Verfolger schon bei seinem letzten Gang durch den Spiegel gesehen, sogar einen kurzen Blick auf sein schauriges, verschwommenes Gesicht erhascht, aber diesmal kam ihm in den toten grauen Zügen etwas bekannt vor. Was auch im Laufe der Zeit aus ihm geworden war, das Banderschnapp war einmal eine Version Gideon Goldrings gewesen, seines Großonkels.
    Steve verlangsamte vor ihm das Tempo, als sie plötzlich in einen großen Saal kamen.
    |357| »Was soll das? Lauf weiter!«, sagte Tyler. Er wäre beinahe auf Grace geprallt, die ins Stolpern geriet.
    »Wo sind wir?« Steve drehte sich im Kreis und hob ratlos die Arme. »Ich erkenne das überhaupt nicht wieder.«
    Tyler wollte ihn schon anschreien, als er merkte, dass es ihm genauso ging.
    »O Mann«, sagte er. »Du hast recht. Wo sind wir denn hier gelandet?« Der Saal war weit und hoch. In von Spinnen eingewobenen Kronleuchtern brannten Kerzen, und der Fußboden war mit wahllos übereinandergeworfenen schmutzigen Teppichen bedeckt. Am hinteren Ende führte eine Wendeltreppe in seltsamen Winkeln nach oben, und an beiden Seiten des Saals ging eine Tür nach draußen.
    »Keine Ahnung, Tyler, aber ich höre was dahinten.« Steve hüpfte auf der Stelle wie ein kleiner Junge, der dringend aufs Klo musste. »Wo sollen wir hin?«
    Etwas sagte ihm, dass er die linke Tür nehmen sollte, aber das stimmte nicht mit seiner Erinnerung und seinem Richtungsgefühl überein. Waren sie auf dem Weg zur Küche nicht länger nach unten gegangen? Zudem wusste er noch genau, dass dieses gideonähnliche Banderschnapp den unteren Bereich des Spiegelhauses bewohnte. Er warf einen Blick auf den bleichen Steve und die erschöpfte und verängstigte alte Frau. Lucinda sagte immer, er solle nicht so impulsive Entscheidungen treffen, und außer einem vagen Gefühl sprach nichts für die linke Tür.
    »Wir gehen nach oben«, entschied er. »Zur Treppe, schnell!«
    Ohne sich auf Debatten einzulassen, nahm er Grace am Arm und zog sie durch den leeren Saal. Steve stöhnte, kam aber hinterher. Im Laufen sahen sie Schatten an den hohen Fenstern vorbeistreichen, geflügelte Gestalten, die für Vögel viel zu groß waren.
    |358| Die Treppe hinaufzusteigen war viel schwieriger als gedacht, weil sie tückische Neigungen hatte. Oben führte dann ein Durchgang zum nächsten Flur, der kleiner war und wo der Staub nur ganz fein auf den Oberflächen lag und keine schneeartigen Wehen bildete. Von dort aber ging der einzige Weg weiter nach oben, eine schmale, schlecht beleuchtete Treppe hinauf.
    Nach oben,
dachte Tyler bei sich, obwohl ein undeutliches Gefühl ihn immer noch drängte, umzukehren und unten sein Glück zu versuchen.
Das ist das einzig Vernünftige. Entweder wir finden den Ausgang oder wir kommen irgendwo ans Licht.
    »Ich

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