Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
Vom Netzwerk:
bleiben, mehrmals und sehr nachdrücklich. Sie hatte behauptet, sie mache sich Sorgen wegen des Gewitters, und natürlich hatte Colin sich nicht daran gehalten, da der Ort, den er aufsuchen wollte, unter der Erde lag und man dort selbst vor dem schlimmsten Unwetter sicher war. Aber bei näherem Nachdenken erinnerte er sich, dass sie wirklich sehr energisch darauf bestanden hatte.
    |347| Und von den festen Bewohnern der Farm wusste außer Colin (und natürlich Gideon Goldring, der aber wegen seiner Krankheit nicht einmal richtig sprechen, geschweige denn die Treppe hinaufsteigen und mit Colins Laptop spielen konnte) nur noch eine Person, wie man einen Computer bediente: seine Mutter.
    Nein! Er konnte einfach nicht glauben, dass seine Mutter mit seinem eigenen Programm den Mantikorenkäfig geöffnet hatte – es musste Tyler Jenkins gewesen sein! Aber so gern er sich das eingeredet hätte, es ging nicht. Seine Mutter hatte sich den ganzen Tag fieberhaft auf etwas vorbereitet. Hatte sie diese Sache verheimlichen wollen? Hatte sie die mörderischen Bestien herausgelassen, um Walkwell und den Wikinger abzulenken und freie Hand bei ihrer eigenen Unternehmung zu haben, welcher auch immer?
    Und wo war Gideon? Um Himmels willen, konnte es sein, dass er … draußen war? Hatte er sich irgendwie befreit? Vielleicht war das ja Gideons Blut unten auf dem Fußboden, und jetzt irrte er geistig verwirrt und blutend dort draußen herum, wo die Mantikore Jagd machten.
    Colin zögerte kurz, dann nahm er die Taschenlampe und trat in den Flur. Er hatte seiner Mutter versprochen, die Tür abzuschließen, und das tat er. Von außen. Kurz darauf war er unten. Er nahm einen schweren eisernen Schürhaken aus dem Kamin in der Eingangsdiele als Waffe mit, aber er betete, dass er ihn nicht benutzen musste. Colin bildete sich nicht im Ernst sein, er könnte einem löwengroßen mythischen Ungeheuer mit einem Gerät etwas anhaben, das kaum mehr als ein Rückenkratzer war.

    |348| Trotz des heftigen Sturms hing das Gewitter immer noch genau über der Farm, tintenschwarze Wolken, von grellen Blitzen umrissen. Colin stand knöcheltief im Schlamm und starrte auf Lucinda Jenkins, die, wie es aussah, mit dem völlig verdreckten und völlig übergeschnappten Gideon Goldring rang. »Was machst du da?«, rief Colin.
    Lucinda schaute sich nach ihm um. »Oh, Colin, hilf mir, bitte! Da ist irgendwas in diesem Treibhaus, irgendein … Killerpilz! Er kriecht in die Tiere rein, und dann … ich weiß nicht, dann ruft er sie. Wie wenn er sie hypnotisiert. Sie kommen an und werden eingesponnen – er hat sogar Simos erwischt!« Sie streckte den Finger aus, und als er in die angezeigte Richtung blickte, sah er neben dem Treibhaus eine zuckende Gestalt, die aussah wie ein aufrecht stehender zappelnder Schlafsack aus schwach leuchtender weißer Spitze. »Onkel Gideon ist auch in seiner Gewalt, er versucht ständig, dort hinzukommen. Der Pilz hat Simos gepackt, als er zu nahe herankam, und ich fühle es langsam auch, glaube ich. Bitte, Colin, hilf mir! Ich fühle, wie ich gezogen werde!«
    Er schaute zum Treibhaus. Das ganze Ding bewegte sich – nein, das Treibhaus stand fest, aber es war von bleichen Trieben überzogen, und
die
bewegten sich, Tausende von fadenartigen Gebilden, die im Wind wehten wie die Tentakel in einem Korallenriff. War es das, was seine Mutter so dringend gesucht hatte? Eine Möglichkeit, ein solches Monstrum zu vernichten? Aber womit wäre das zu machen gewesen außer mit Millionen Litern Fungizid? So etwas hatten sie nicht auf der Farm.
    Wieder ließ ein Blitz alles im Garten entweder nachtschwarz oder gleißend weiß erscheinen. Er sah auf den Schürhaken in seiner Hand.
Gewitter,
dachte er.
Blitze. Elektrische Ströme …
    Er schleuderte den Schürhaken weg. Das Ding flog durch |349| den Regen und platschte in eine Pfütze, doch noch während er es fliegen sah, kam ihm plötzlich ein anderer, ein richtig irrer Gedanke. Ohne ein Wort zu sagen, kehrte er Gideon und Lucinda den Rücken und lief zum Farmhaus.
    »Nein! Wo läufst du hin?«, kreischte Lucinda. »Colin, komm zurück oder ich werde dich ewig hassen! Ich kann ihn nicht länger halten!«
    »Du musst, nur ganz kurz noch«, rief er hastig über die Schulter, bevor der nächste Donner seine Worte übertönen konnte. »Ich hole etwas, um ihn festzubinden. Halt ihn noch einen Moment!« Denn Colin hatte eine Idee.
    Jawohl,
sagte er sich.
Ich werde Gideon retten. Ich werde alle retten. Soll

Weitere Kostenlose Bücher