Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
Vom Netzwerk:
geschlossenen Augen so schlaff da, dass Lucinda erschrak.
    »Wie geht’s ihm, Ragnar? Er ist doch nicht …?«
    »Simos lebt«, entgegnete ihr der Hüne. Er sah nicht so aus, als könnte er von sich selbst viel mehr behaupten. »Aber es geht ihm sehr schlecht.«
    |380| »Wir haben gewonnen, nicht wahr?«, fragte sie, doch sie sagte es leise, eher zu sich selbst.
    »Ach so, eine Sache noch, Luce«, sagte Tyler, der hinter ihr ging und unter seinem Teil der Last ihres Großonkels ächzte. »Falls du dich in deinem Zimmer ein bisschen ausruhen willst, da … da schläft jemand drin.« Sie schaute sich um. Tyler hatte einen komischen Gesichtsausdruck, ein bisschen nervös, aber auch irgendwie stolz. »Kannst du dich an Grace erinnern? Gideons Frau?«
    Lucinda hatte keine Ahnung, wovon er sprach, und war so zerschlagen und ausgelaugt, dass sie sich außerstande fühlte, auch nur zwei Worte zu verknüpfen. Also entschied sie sich für eines.
    »Meinetwegen.«

|381|
    41
SCHLANGENFANGEN
    S teve wurde gegen Mittag von seinen Eltern abgeholt, und als sie in ihrem Pickup am Hoftor vorfuhren und ausstiegen, sahen sie aus, als hätten sie in der Nacht nicht mehr geschlafen als Tyler, Lucinda und die übrigen auf der Tinkerfarm.
    »Wenn du deinen Hausarrest abgesessen hast«, teilte Mr. Carrillo seinem Sohn mit, »kannst du gleich ins Altersheim ziehen.«
    »Es ist alles meine Schuld«, sagte Tyler. »Es war meine Idee. Steve hat mir nur geholfen.«
    »Das wird ihm seine Strafe nicht ersparen«, sagte Mrs. Carrillo scharf. Hinter ihr auf dem Rücksitz schnitten Alma und Carmen, die noch nicht wussten, was passiert war, spöttische Grimassen. Tyler winkte ihnen verlegen.
    |382| Hector Carrillo wandte sich Ragnar zu, der überall, wo man die Haut sah, blaue Striemen hatte. »Und was ist bei euch sonst los?«, fragte er. »Du hast am Telefon gesagt, Gideon hätte einen Rückfall gehabt.«
    Ragnar nickte. »Aber er wird wieder gesund werden, glaube ich. Die Krise ist überstanden, und diesmal endgültig. Er liegt noch im Bett.«
    »Ihr habt ihn nicht ins Krankenhaus zurückgebracht?«, fragte Silvia.
    Ragnar zuckte die Achseln. »Er wollte nicht.«
    »Er schuldet uns immer noch ein Gespräch«, sagte Hector, und Tyler begriff, dass er und Steve nicht die einzige Ursache für den Zorn des Mannes waren.
    »Diesmal wird er mit dir reden, das verspreche ich«, sagte Ragnar. »Es wird sich einiges ändern. Darauf hast du mein Wort.« Er streckte die Hand aus, und Hector Carrillo schlug ein.
    Dann fragte er: »Wo ist Simos? Sonst kommt er doch immer und sagt hallo.«
    »Er …« Ragnars Gesicht wurde ernst, doch er sagte lediglich: »Du musst ihm verzeihen. Er hat eine harte Nacht hinter sich.«
    »He, Jenkins«, schrie Steve durch die Wagenscheibe. »Wenn du kannst, komm mich noch mal besuchen, bevor ihr fahrt. Du musst auch nicht vorher anrufen. Ich werde ganz bestimmt zu Hause sein – schönen Dank auch dafür!«
    Tyler musste grinsen, als sie abfuhren. Steve war ein guter Kumpel, ein echter Freund. »Wird Onkel Gideon wirklich mit ihnen über ihr Anwesen reden? Wer soll ihn denn dazu rumkriegen?«
    Der Nordmann blickte noch immer grimmig drein, als er das Tor aufmachte. Der Strom im Zaun war seit dem Gewitter |383| abgestellt. Die übriggebliebenen beiden Mantikore waren wieder in ihrem Lehmziegelstall eingesperrt. »Wie gesagt, hier wird sich einiges ändern. Ändern müssen.«

    Nur ein Tag blieb noch, bis Tyler und Lucinda den Zug zurück nach Hause nehmen mussten, und die Tinkerfarm war gespalten wie eh und je: die meisten Bewohner auf der einen Seite und die Needles auf der anderen. Die Situation war nach wie vor schwierig: Gideon verhielt sich nicht mehr wie ferngesteuert, aber er war immer nur kurzzeitig bei Bewusstsein und viel zu müde, um auch nur zu sitzen, geschweige denn sich mit den schwerwiegenden Angelegenheiten zu befassen, die auf ihn warteten. Walkwell ging es nicht viel besser; er lag im selben Zimmer wie Gideon auf der Couch, damit Sarah und ihre Helferinnen beide Patienten gleichzeitig pflegen und im Auge behalten konnten. Tyler wusste nicht, was das Treibhausmonster mit ihm gemacht hatte, aber Simos Walkwell war am Abend zum ersten Mal aufgewacht und hatte bisher nur wenige Worte gesprochen, obwohl Sarah meinte, er sähe schon ein bisschen besser aus. Sehr interessant hatte Tyler auch die Entdeckung gefunden, dass in den Wänden des Schlangenzimmers mehrere Einschusslöcher waren. Offensichtlich war es in jener

Weitere Kostenlose Bücher