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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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ein
gutes
Geheimnis. Und ich werde es Gideon verraten, sobald er so weit wiederhergestellt ist, dass er mitkriegt, was läuft. Außerdem schläft sie selbst fast rund um die Uhr.« Sehr zu Lucindas Missvergnügen natürlich, denn das bedeutete, dass sie sich mit ihrem Bruder ein Zimmer teilen musste. Es hatte den Anschein, als wollte sich Grace nach den Strapazen ihrer jahrelangen Flüchtlingsexistenz im Spiegelhaus gesundschlafen, denn sie wachte nur auf, um eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen und verwirrt um sich zu blicken, ehe sie wieder einnickte. Die Küchenfrauen kümmerten sich neben der Pflege von Gideon und Walkwell auch um sie, allen voran das Eiszeitmädchen Oola, vielleicht weil sie sich über eine freute, die noch nach ihr in die Jetztzeit gekommen war.
    »Denke daran, du bist noch kein erwachsener Mann«, begann Ragnar, als ob Tyler das nicht selbst gewusst hätte, wurde aber vom Flügelflattern einer kleinen Gestalt unterbrochen, die von dem inzwischen wieder hellen, klaren Himmel herabgesaust kam. Eine Sekunde später war Tyler lachend damit beschäftigt, kleine Hände daran zu hindern, ihm die Augenbrauen auszuzupfen und in der Nase zu bohren.
    »Zaza! Da bist du ja wieder! Ich habe dich vermisst, Mädel. Du hast dich den ganzen Sommer über kaum blicken lassen!«
    |387| Ragnar sah eine Weile zu, wie das geflügelte Äffchen auf Tylers Kopf herumturnte, dann wanderte sein Blick zu dem unförmigen verkohlten Klumpen des einstigen Treibhauses. Wieder spielte ein leises Lächeln um seine Lippen, und er strich sich den Bart. »Tiere wissen vieles, was wir nicht wissen, Tyler Jenkins. Wenn das Äffchen hier wieder herkommt, brauchen wir vielleicht gar keinen Priester.«

    Mit Zaza auf der Schulter folgte Tyler Ragnar zum Reptilienstall, wo die drei Amigos und Haneb die Spuren der Verwüstung beseitigten, die das Eindringen der Mantikore hinterlassen hatte. Auch Lucinda war da und stand ein paar Meter vor Destas Gehege. Die junge Drachin ignorierte sie gezielt, und Tyler fand, dass seine Schwester kreuzunglücklich dreinschaute.
    Die Mantikore hatten in dem riesigen Stallgebäude Metallschränke aufgebrochen, Säcke und Fässer mit Futter ausgeleert, einige der kleineren oder langsameren Tiere verletzt oder getötet (Tyler war froh, dass die Reste schon weggeschafft waren) und überhaupt so viel Schaden angerichtet wie eine ganze Elefantenherde. In zehn Metern Höhe hing noch eine Trittleiter an einem Dachbalken, aber wie sie dort hinaufgekommen war, konnte sich Tyler nicht vorstellen.
    Nur zwei der Mantikore hatten die Schreckensnacht überlebt. Zwei hatte der Pilz angelockt und vernichtet, und ein dritter war anscheinend zu nahe an Meserets Käfig gekommen, und nur ein blutiger Schwanzstummel zeugte davon, was geschehen war. Nachdem er den Kampf zwischen Ragnar und einem der Untiere miterlebt hatte, hielt sich Tylers Mitgefühl mit den Mantikoren in Grenzen, aber er fand es doch gut, dass immerhin zwei wieder sicher in ihrem Käfig waren. Es |388| waren seltene, phantastische Tiere, keine Frage, er wollte nur nie wieder einen sehen müssen.
    Während Tyler sich den angerichteten Schaden ansah, kam Lucinda zu ihm herüber, in der offenen Hand ein Amphisbänenjunges, das sich verwirrt umschaute. Wenigstens
dachte
Tyler, dass es sich umschaute, aber es konnte auch sein, dass es den Schwanz herumschwenkte. Auch nach dem zweiten Sommer auf der Farm fiel es ihm immer noch schwer, die beiden Enden einer Amphisbäne auseinanderzuhalten.
    »Wie geht’s Onkel Gideon und Simos heute Morgen?«, fragte seine Schwester.
    »Sarah meint, Onkel Gideon geht es besser. Er isst ein bisschen. Redet. Sogar ganz vernünftig.« Er streichelte das Tierchen auf Lucindas Hand am vorderen Ende. Es war in der Tat das vordere, erkannte er jetzt, obwohl der starre Blick es kaum verriet. »Ich denke, ich werde Grace heute Nachmittag zu ihm herunterbringen. Simos geht es auch etwas besser, hat sie gesagt.«
    Lucinda setzte die Eidechse vorsichtig in den Käfig zurück. »Willst du das wirklich tun? Er ist noch nicht ganz gesund.«
    »Das wird ihm helfen, es zu werden. Außerdem fahren wir bald.«
    »Sehr schade, dass du nicht erst Simos um Rat fragen kannst«, sagte Ragnar aus dem Hintergrund. »Er ist sehr klug, und er ist schon länger hier als ich, länger als alle anderen, die aus dieser Spalte gekommen sind. Er ist überhaupt der Einzige von uns, der Gideons Frau gekannt hat. Vielleicht weiß er etwas über die beiden, das du

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