Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Nacht nicht nur hinter dem Spiegel und draußen beim Treibhaus hoch hergegangen.
Obwohl es keine dauerhafte Regelung geben konnte, solange Gideon nicht wieder selbständig über die Farm bestimmte, war es Ragnar und Sarah durch schlichte Sturheit und Gewaltandrohung immerhin gelungen, Mrs. Needle von Gideons Bett und überhaupt aus dem Schlangenzimmer zu vertreiben, und die Hexe hatte sich hinter die abgeschlossene Tür ihrer Zimmerflucht zurückgezogen. Colin war die meiste |384| Zeit mit ihr zusammen oder doch wenigstens in seinem Zimmer, wie Tyler es nicht anders erwartet hatte.
Im Sommer davor mochten die Jenkins-Kinder Dinge verheimlicht und nicht mit brauchbaren Antworten auf ihre Fragen gerechnet haben, jetzt aber hatte sich vieles geändert, nicht zuletzt die Einstellung der beiden zur Farm. Sie waren zwar nicht zu deren Erben bestimmt worden (und trotz des Aufruhrs in jener Nacht offenbar auch niemand sonst), aber Tyler wusste, dass ihr Großonkel sich immerhin mit der Absicht getragen hatte. Seiner Meinung nach hatten sie ein Recht darauf zu erfahren, was Sache war. Und er war angenehm überrascht festzustellen, dass wenigstens Ragnar Lodbrok in dem Punkt mit ihm einer Meinung war.
Tyler traf den Nordmann dabei an, wie er den schwarzen Schutt- und Scherbenhaufen im hinteren Teil des Gartens untersuchte. Es war immer noch kaum zu glauben, was sich erst zwei Tage zuvor hier abgespielt hatte, aber wie sie da standen und sich die geschmolzenen Überreste des Treibhauses ansahen und den großen schwarzen Brandkrater mit den verkohlten Tierkadavern, hatten sie den Beweis unmittelbar vor Augen. Es sah aus, als ob jemand eine Brandbombe geworfen hätte.
»Wir werden die Metallstangen fortschaffen«, sagte Ragnar. »In Liberty gibt es einen Ofen, wo sie altes Metall einschmelzen. Das wird die Samen bestimmt abtöten.« Er stieß mit dem Fuß die Reste eines am Boden liegenden Vogels an. Tyler hatte keine Ahnung, was das für ein Vogel gewesen war. »Das übrige begraben wir. Wenn ich einen Priester kennen würde, müsste er mir das Grab des Dämons besprechen.«
»Das war nicht wirklich ein Dämon, oder?«, fragte Tyler. »Eher so was wie ein großer Pilz.«
Ragnar sah ihn ungläubig an. »Wenn das Ding nur ein Pilz |385| war, dann ist der Fenriswolf ein Schoßhündchen und die Midgardschlange ein Aal.«
Darauf wusste Tyler nichts zu erwidern. »Was wird mit der Farm passieren?«, fragte er nach einer Weile. »Wenn Lucinda und ich wieder zu Hause sind? Ihr könnt doch Mrs. Needle ihre ganzen Untaten nicht durchgehen lassen, oder?«
»So einfach ist das nicht, Tyler Jenkins«, sagte Ragnar. »Die beiden sind für Gideon wie Verwandte. Und sollen wir vielleicht die Mutter töten und den Sohn als Waisen zurücklassen?«
»Ihr könntet ihn ja auch töten.« Tyler sah Ragnars Miene. »Das war als Witz gemeint!«
»Ich mag den Jungen nicht besonders, aber seine Vergehen können sich mit denen seiner Mutter nicht vergleichen«, sagte der Wikinger. »Es wäre schwer, sie gefangenzusetzen, aber möglich.«
»Warum werft ihr sie nicht einfach raus?«
»Damit sie außer Sicht und Reichweite ist wie dieser elende Kingaree?« Ragnar und andere hatten den Kumish Creek überall abgesucht, aber weder die Leiche noch sonst eine Spur von Jackson Kingaree gefunden. »Sollen wir sie wegschicken, nur damit sie sich mit dem Wissen um alle Geheimnisse der Ordinary Farm in der Welt herumtreibt und Anschläge gegen uns ausheckt? Gegen Gideon?«
Tyler runzelte die Stirn. So ausgedrückt war die Entscheidung in der Tat nicht so einfach. »Aber was sie getan hat, kann doch nicht ohne Folgen bleiben! Was sie tun
wollte
! Sie hätte uns alle umbringen können!«
»Ich weiß«, sagte Ragnar. »Und wenn Simos wieder gesund ist, werden wir uns sehr genau überlegen, wie wir sie von weiteren Untaten abhalten.«
»Was hast du vor?«
|386| Der Nordmann hob abwehrend die Hand. »Ich habe noch nicht mit Simos gesprochen, deshalb werde ich meine Gedanken bis auf weiteres für mich behalten. Gideon ist immer noch der Herr dieses Hofs und mein Than – nicht du, junger Tyler. Noch nicht.« Angesichts der entrüsteten Miene, die Tyler machte, huschte ein Schatten der Belustigung über das breite bärtige Gesicht. »Was denn, verträgst du Geheimnisse so schlecht? Hast du nicht selbst das eine oder andere? Was ist mit der Frau, die du im Zimmer deiner Schwester versteckt hast?«
Tyler wurde rot. »Grace? Das ist doch was anderes, das ist
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