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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Starken hatten – denn stark war seine Mutter zweifellos. Manchmal wurde ihre Stärke sogar ihrem eigenen Sohn zu viel. Wie sollten andere da nicht nervös werden?
    Aber in der Zeit von Gideons unerklärlicher Abwesenheit hatte Colin eines Tages in der Nähe des nicht mehr genutzten alten Treibhauses ein paar Briefumschläge gefunden, die aus der Kiste aus Madagaskar stammten, und er hatte sich gefragt, warum seine normalerweise so umsichtige Mutter diese fremdländischen Samen und Sporen in den Garten brachte, wo das Risiko unvorhersehbarer Folgen in der völlig neuen Umgebung groß war. Warum pflanzte sie sie nicht unter kontrollierten Bedingungen? Als Lucinda dann von den Sporen aus dem Treibhaus befallen worden war, war Colin erstmals misstrauisch geworden, hatte sich aber noch keinen Reim darauf machen können. Als Lucinda ihm erzählte, was das für Sporen gewesen waren, und er über Gideons mysteriöses Verschwinden und Wiederauftauchen nachdachte, fügte sich alles plötzlich zu einem furchtbaren Bild zusammen. Es waren nicht ihre Experimente mit den exotischen Pflanzen und Pilzen, die seine Mutter vor den Hausbewohnern geheim halten musste, es war die Person, an der sie diese Experimente durchführte: Gideon Goldring selbst. Sie musste den alten Mann draußen im Garten versteckt gehabt haben. Irgendwie hatte seine Mutter, Patience Needle, Gideon bewusstlos gemacht und allein in das Treibhaus geschleift. Aber am Vierten Juli war er ihr dann entkommen.
    Hexe.
Es war ein Wort, das aus Colins dunkelsten Tiefen aufstieg wie eine stinkende Gasblase vom Grund eines tiefen Teichs. Seine Mutter war eine Hexe, und zwar keine gute. Es |393| war nicht das erste Mal, dass er das hörte, auch nicht das erste Mal, dass er das selbst dachte, aber das erste Mal, dass er wirklich empfand, was das hieß.
    Meine Mutter ist eine Hexe.
Colin Needle hatte sich noch nie im Leben so einsam gefühlt.

    Obwohl er im Schatten der Veranda stand, lief ihm der Schweiß übers Gesicht und klebten ihm die Sachen am Leib. Es gewitterte nicht mehr, aber die Wolken am Himmel machten das Wetter ebenso schwül wie heiß. Er dachte gerade daran, vielleicht am See nach der Seeschlange Eliot Ausschau zu halten, deren silbern dahingleitende Gestalt Colin manchmal ein Freiheitsgefühl wie nur wenig anderes gab, als ihm in der Ferne eine Bewegung ins Auge fiel.
    Lucinda Jenkins schritt langsam auf das Farmhaus zu. Sie schlurfte durch den Schatten des hohen Getreidesilos, das über der Verwerfungsspalte stand. Er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte, wusste nicht, ob ihm überhaupt etwas zu sagen einfallen würde, aber sie sah aus, als ginge es ihr nicht besser als ihm, er musste also nicht versuchen, ein munteres Geplauder vom Zaun zu brechen. Colin wusste, dass das ohnehin nicht seine Stärke war.
    Er winkte verlegen, als sie die Stufen zur Veranda hochkam. »Hi.«
    Sie sah ihn an und lächelte, aber bestimmt auf dieselbe Art, wie sie jeden Fremden auf der Straße angelächelt hätte. »Oh. Hi, Colin.«
    Sie zögerte kurz, sah aber aus, als wollte sie doch lieber an ihm vorbei ins Haus gehen. Er wünschte sich plötzlich, nicht schon wieder allein zu sein. »Ähm«, sagte er hilflos. »Ähm. |394| Willst du … willst du ein Glas Limonade? Ich glaube, Sarah hat gerade welche gemacht.«
    Lucinda sah ihn noch einmal an, genauer diesmal. Nach ein paar Sekunden schien sie sich zu entspannen, auch wenn sie immer noch traurig guckte. »Doch. Ja, das wäre nett.«
    »Warte, ich gehe sie holen.«
    Als er kurz darauf mit zwei Gläsern wieder herauskam, saß sie in einem der beiden Schaukelstühle. Er reichte ihr ein Glas und ließ sich im anderen Schaukelstuhl nieder, sehr bedacht darauf, nichts zu verschütten. Wenigstens einmal wollte er sich nicht ungeschickt anstellen und vor Peinlichkeit vergehen.
    »Tja …«, sagte er, während sie trank. »Morgen geht’s wieder nach Hause, was?«
    Sie nickte. »Mm-hm. Ist wahrscheinlich am besten so. Desta hasst mich.«
    Colin brauchte einen Moment, um zu verstehen. »Ach so, die kleine Drachin. Na, mach dir nichts draus. Mich hassen sie alle beide.«
    Sie warf ihm einen kritischen Blick zu. »Du weißt doch, dass du daran selbst schuld bist, Colin, nicht wahr?«
    Erst wollte er ihr vehement widersprechen. Verstand denn gar niemand, dass er für etwas wirklich Wichtiges kämpfte? Aber so schnell, wie der Impuls gekommen war, verging er auch wieder. Er atmete einmal tief durch und ließ ihn los. »Ja. Ja,

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