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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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Lichtkreuz am Himmel und hörte die Worte ‹In hoc signo vinces› – ‹In diesem Zeichen siege›. Sie kennen das Zeichen?»
    «Das X-P-Monogramm», antwortete Abby.
    «Chi-Rho», korrigierte Nikolić. «Die ersten beiden Buchstaben im griechischen Namen Christi. Ideogrammatikalisch betrachtet, steht das X für das Kreuz und das darauf projizierte P für den Menschen.»
    Abby dachte an die Kette, die jetzt in einem Safe in Whitehall sicher aufbewahrt wurde.
    «Wie dem auch sei, ein Christusmonogramm ist es streng genommen nicht. Es wird Staurogramm genannt, abgeleitet vom griechischen stavros in der Bedeutung Pfahl oder auch Kreuz.»
    «Verstehe.»
    «Der ursprüngliche Bericht über die Schlacht an der Milvischen Brücke war auf Griechisch verfasst. Kennen Sie das griechische Wort für signum ?» Beide schüttelten den Kopf. « Tropaion. Aber auch dieses Wort hat viele verschiedene Bedeutungen. Es kann eine Trophäe oder ein Kriegsdenkmal bezeichnen oder auch die Standarte, unter der ein Heer in den Krieg zieht.»
    Nikolić warf den beiden einen kritischen Blick zu.
    «Wissen Sie um Konstantins Standarte?»
    «Das labarum », sagte Abby in Erinnerung an ihren Besuch im Landesmuseum von Trier. «Es trägt das Chi-Rho-Symbol, das ihm im Traum erschienen ist. Für seine goldene Standarte hat er es mit Edelsteinen einfassen lassen.»
    Sie wartete auf Nikolićs Bestätigung. Der aber verschränkte nur die Arme und starrte sie an, als rechnete er damit, mehr von ihr zu hören.
    Schließlich sagte er: «Sie suchen nach einem verschollenen Schatz aus der Zeit Konstantins, der extrem wertvoll und von großer historischer Bedeutung ist?»
    Abby ging ein Licht auf. «Meinen Sie, das Gedicht spielt auf das labarum an? Auf das Tropaion Konstantins?»
    Er zuckte mit den Achseln. «Warum nicht?»
    «Aber was könnte damit geschehen sein?», fragte Michael. «Kaum vorstellbar, dass ein so bedeutender Gegenstand einfach verloren geht. Das byzantinische Reich überdauerte schließlich fast fünfhundert Jahre. Die Standarte müsste sich doch in irgendeinem Museum befinden, oder?»
    «Nicht einmal Konstantins Grab in Istanbul konnte vor Plünderern geschützt werden. Als die Türken Konstantinopel einnahmen, haben sie seine Grabkirche, die von ihm gebaute Apostelkirche, zerstört und auf den Trümmern ihre eigene Moschee errichtet.»
    Er wandte sich der Landkarte an der Wand zu und zog mit dem Zeigefinger eine Linie über den Balkan, von der Adria bis zum Schwarzen Meer.
    «Diese Region war über zweitausend Jahre lang Grenzgebiet. In der Antike erstreckte sich das Reich Alexanders des Großen im Osten und Süden bis nach Indien und Ägypten. Im Norden und Westen führte die Grenze durch den Kosovo. Die römische Diözese Moesia – das heutige Serbien – gehörte mal zum Osten, mal zum Westen. Als es 476 mit dem römischen Westreich vorbei war, war Singidunum – also Belgrad – eine Festung zum Schutz vor den Barbaren auf der anderen Seite der Donau. Später war das Gebiet unter osmanischer Herrschaft, dann unter österreich-ungarischer, bis Teile davon an die Sowjetunion fielen und Jugoslawien entstand. Ich verrate Ihnen einen der Gründe, warum wir in den Neunzigern um Kroatien gekämpft haben. Kroatien ist katholisch, Serbien orthodox, ein Ergebnis der Teilung des byzantinischen Reiches im elften Jahrhundert. Eine Grenze bedeutet immer Krieg. Kurzum, ja, Dinge gehen verloren.»
    Er zog ein Buch aus einem der Regale und blätterte darin herum. «Das hier ist ein byzantinischer Bericht über das Leben Konstantins, verfasst im neunten Jahrhundert. Nach einer Beschreibung des labarum und seines Einsatzes an der Milvischen Brücke erklärt der Autor: ‹Es gibt die Standarte immer noch; sie wird als der größte Schatz im Kaiserpalast gehütet, denn wenn der Feind oder böse Mächte die Stadt bedrohen sollten, werden sie kraft ihrer Gewalt vernichtet.›»
    «Das war also auch» – Michael rechnete – «vor zwölfhundert Jahren. Kam danach nichts mehr?»
    «1204 wurde Konstantinopel vom vierten Kreuzfahrerheer gebrandschatzt und geplündert. Viele seiner Schätze gingen verloren, manches wurde von den Kreuzfahrern nach Venedig geschafft. Die Bewohner konnten ihre Stadt zwar zurückerobern, doch 1453 fiel sie endgültig, und zwar an die Türken. Die werden sich genommen haben, was noch übrig geblieben war.»
    «Das labarum könnte sich demnach in Venedig, in Istanbul oder irgendwo anders befinden?»
    «Venedig wurde von

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