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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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widerspricht Porfyrius. «Er hat es nicht rechtzeitig geschafft.»
    «Asterius war zur Stelle», entgegne ich, allerdings vorschnell, denn der kann unmöglich Alexanders Schädel eingeschlagen haben, hat er doch keine Hände mehr.
    An dem Tor zum stillen Garten wird plötzlich laut geklopft. Ungeduldige Stimmen dringen von der Straße herein. Ich glaube die des Soldaten vom Hafen wiederzuerkennen. Der Dienst für heute müsste längst zu Ende sein. Porfyrius springt in Panik auf.
    «Bleib», sage ich. «Lass sie eintreten.»
    «Und Symmachus? Was soll ich sagen?»
    «Sag ihnen, er hätte sich das Leben genommen.» Ich eile zur Mauer und stelle mich neben das Tor. «Nichts anderes wollen sie hören.»

[zur Inhaltsübersicht]
    31
    Belgrad, Serbien – Gegenwart
    Das Hotel lag im obersten Stockwerk eines von Titos Architekten klotzig in die Höhe gebauten Apartmentblocks in der Altstadt, südlich der Prachtstraße Knez Mihailova. Das Foyer im Parterre war mit Plastikplanen zugehängt, obwohl sonst nichts darauf hindeutete, dass Malerarbeiten vorgenommen wurden.
    Ein klappernder Fahrstuhl brachte sie in einen braunen Korridor auf der sechsten Etage. Die Rezeption war eine Nische, in der hinter Gitterstäben ein Mann mit Schnurrbart saß und fernsah. Er gab ihnen einen Schlüssel und zeigte den Korridor entlang.
    «Letztes Zimmer.»
    Das mit Abstand Beste an dem Zimmer war seine Aussicht – über den Fluss auf die Türme von Novi Belgrad, die in der Regennacht aus Lichtpunkten zusammengesetzt zu sein schienen. Michael sperrte ab und stellte einen Sessel vor die Tür. Abby warf sich aufs Bett und vergrub ihr Gesicht in den Kissen.
    Michael setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Er wollte sie streicheln, besann sich aber eines Besseren.
    «Tut mir leid», murmelte er.
    «Was machen wir jetzt?»
    «Was bleibt uns?»
    «Ich traue diesem Giacomo nicht.»
    «Ich auch nicht. Aber – an wen sollen wir uns sonst wenden?» Er legte sich auf den Rücken und steckte sich eine Zigarette an. «Hier, in diesem Land, müssen wir uns mit Leuten wie ihm einlassen. Wir sind nicht in Den Haag.»
    «Wem sagst du das?» Abby richtete sich auf den Ellbogen auf und zeigte ihm ihre Verärgerung. «Ich habe mich mit einigen der schlimmsten Mörder auf dem Planeten auseinandersetzen müssen, mit Männern, neben denen sich Giacomo, ja, sogar Dragović wie Mauerblümchen ausmachen.»
    «Ich weiß …»
    «Nein, du hast keine Ahnung.» Die aufgestaute Wut der letzten Tage brach aus ihr heraus. «Aber rate mal, wie es möglich war, dass ein Nobody wie ich diesen Monstern unbewaffnet und ohne Schutz gegenüberstehen und lebend wieder abziehen konnte.»
    «Du hattest Mut.»
    «Nein, aber es gibt Regeln, Institutionen und Gesetze für den Umgang mit solchen Menschen. Doch wir haben uns jetzt mit ihnen gemein gemacht.»
    Michael zeigte mit der Hand auf das Fenster. «Schau, wo wir sind. Das war auch einmal einer der dunkelsten Orte der Welt. Glaubst du, Regeln, Institutionen und Gesetze hätten hier was gebracht, als Milošević gegen jedermann Krieg geführt hat?»
    «Milošević endete in einer Gefängniszelle in Den Haag.»
    «Hat aber vorher hundertvierzigtausend Menschen umgebracht, und es musste schließlich die NATO kommen und ihn zum Teufel bomben. Und was ist im Kosovo passiert? Die Amerikaner hatten Dragović im Visier, konnten aber nur zusehen, wie er über die Grenze abgehauen ist, denn was anderes ließen die Regeln nicht zu. Findest du das gut?»
    «Es muss so sein», erwiderte Abby hartnäckig. «Erinnerst du dich, was du über die Barbaren an den Grenzen der Zivilisation gesagt hast? Über die Notwendigkeit, diese Grenzen zu bewachen, damit brave Menschen sicher schlafen können? Es sind Regeln und Gesetze, die diese Linie ziehen.»
    Michael streckte den Arm nach ihr aus, doch sie rückte von ihm ab. Tränen standen ihr in den Augen.
    Michael erhob sich. Er schaute in den Spiegel, als suche er jemanden darin.
    «Also, was machen wir jetzt?», fragte sie wieder. Ihre Stimme klang hohl.
    «Wir folgen dem einzigen Hinweis, den wir haben. Diesem Gedicht», antwortete Michael. «Aber das wird auch Dragović tun. Warum hätte er sonst die Kopie aus dem Forum stehlen sollen?»
    Abby dachte nach. Es lenkte sie von ihren Schmerzen ab.
    «Die Version auf dem Grabstein in Rom hat nur zwei Zeilen, die aus dem von Gruber dechiffrierten Text hat vier.»
    Sie holte den verknitterten Zettel hervor. Michael überflog, was darauf geschrieben stand. «Damit

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