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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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von sich, der vielleicht Teil eines halb zurückgehaltenen Kraftausdrucks war oder einfach nur abgelassene Luft.
    «Ich habe Mr. Lascaris lange nicht gesehen.»
    «Er ist tot», erklärte Jessop.
    «Wusste ich nicht.» Sanchez fummelte an dem Controller in seiner Hand und drehte den Joystick ziellos im Kreis.
    «Wo haben Sie Michael kennengelernt?», fragte Abby.
    «In einer Bar.»
    «Klingt plausibel.»
    «Er hat mich auf dem Stützpunkt aufgesucht. Obwohl er Zivilist war, schien er sich hier bei uns gut auszukennen. Er spendierte mir ein paar Bier. War alles ganz cool. Dann sagte er, er hätte meinen Bericht der letzten LMT-Mission gelesen.»
    «LMT?»
    «Liaison and Monitoring Team, zuständig für Verbindungenüberwachung. Das ist meine Einheit. Wir sind zu dritt, fahren mit einem SUV durch die Gegend und sprechen mit Einheimischen, um sie darüber zu informieren, was geplant ist. Zum Beispiel der Bau einer Brücke. Sie verstehen?»
    «Worum ging es in Ihrem Bericht?»
    «Wir waren oben im Norden, in der Pampa. Wir sprachen da mit ein paar Typen aus irgendeinem mahallah …»
    «Einem was?»
    «Mahallah. Einem Dorf halt. Wir sprachen also mit diesen Typen, und plötzlich kommt ein Bauer auf seiner Kosovo-Harley angebrettert.» Er sah, dass die beiden abermals nichts verstanden. «Haben Sie bestimmt schon mal gesehen. Das ist ’ne umgebaute Vertikutiermaschine mit Rädern anstelle der Federstahlmesser. Die kommt dann vor einen Handkarren, und schon haben Sie eine Art Pick-up. Wir nennen diese Dinger Kosovo-Harleys.»
    «Verstehe», erwiderte Abby. Jessop schien immer noch nicht zu begreifen.
    «Dieser Typ sagt, sein Nachbar glaubt, ein Waffenlager auf seinem Acker gefunden zu haben, und das wollte er melden, weil er ein redlicher Bürger sei. Wahrscheinlich wollte er den Acker für sich haben. Aber was soll’s? Wir sind hin und haben tatsächlich ein Loch gefunden, darin ein paar verrostete AKs und Seitengewehre. Nichts Großes. Aber jetzt kommt’s: Als wir uns mit unseren Taschenlampen in dem Loch umgesehen haben, stellten wir fest, dass wir in so einer Art Gruft waren, mit alten Gemälden an den Wänden und einem Riesensteinklotz von Sarg.»
    Draußen schüttete es inzwischen wie aus Kübeln. Abby sah Sanchez nur noch als Silhouette vor dem vergitterten Fenster.
    «Und da haben Sie dieses Skelett entdeckt?»
    «Noch nicht. Wir hatten schließlich einen Auftrag zu erledigen. Wir sammelten die Waffen ein und riefen die Polizei, damit sie den Mann, dem der Acker gehört, festnimmt. Außerdem informierten wir die zuständigen Kollegen, damit sie die Tür bewachten. Dann sind wir gefahren. Die Gegend gehört nämlich nicht zu unserem Sektor – wir sind Teil der Battle Group East, und dieser Acker liegt viel weiter oben im Norden. Wir waren da nur aus Gefälligkeit.»
    Gefälligkeit wem gegenüber? , fragte sich Abby.
    «Ich habe meinen Bericht geschrieben, und eine Woche später tauchte Mr. Lascaris in dieser Bar auf und meinte, er würde sich da oben gern mal umschauen. Ich sagte, klar, warum nicht, aber solange ich Dienst schiebe, kann ich nicht fahren, wohin ich will. Zwei Tage später lässt mich der Stabssergeant rufen und gibt mir den Auftrag, einen Zivilisten zu begleiten, der in einer speziellen Untersuchung unterwegs ist. Er war ziemlich stinkig, weil ihm das nicht in den Kram passte, aber Michael zählte offenbar zu den Typen, die sich durchsetzen.»
    Das geb ich dir schriftlich.
    «Wir fuhren also nach Norden Richtung Mitrovica, wieder zu dieser Höhle. Wie gesagt, die Battle Group North hatte einen Wachposten davor abgestellt, einen Norweger. Mit den Papieren, die Michael aus der Tasche zauberte, war der Zutritt aber kein Problem. Wir hatten vorsorglich ein paar Stemmeisen und Hämmer mitgebracht. Damit sind wir dann runter. Michael zeigt auf diesen Sarg und sagt: ‹Öffnen wir das Ding.›»
    Der Regen ließ ein wenig nach. Zu hören war nur noch das aus den Traufen tropfende Wasser.
    «Übrigens, ich war zweimal im Irak, bevor ich hierher versetzt wurde, und habe jede Menge Scheiße gesehen. Aber das da war echt abgefahren. Es war stockdunkel, und ich musste an diesen Pharaonenfluch und all den anderen Mist denken, der einem im History Channel aufgetischt wird. Und das sage ich Ihnen, dieser Deckel war verdammt schwer. Ich hätte mir fast sämtliche Finger gebrochen und anschließend in die Hose gemacht, als ich sah, was da drunter war.»
    «Ein Skelett», sagte Abby und erinnerte sich an den

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