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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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wirklich hierher vor den wahren Thron des Feenreichs? War das das Ziel, auf das er sein Leben lang zugesteuert hatte?
    Um Feenreich und Welt der Sterblichen zu vereinen,
    Muss der Königin Erstgeborener den Thron besteigen.
    Er trat noch einen Schritt vor. Nun berührte sein Zeh die unterste der drei Stufen, die zur Plattform führten.
    »Avi«, sagte Hannah hinter ihm. »Bist du wirklich sicher? Wir wissen nicht, was dann passiert.«
    Vor langer Zeit in einer anderen Welt war Avi in einem Krankenhausbett aufgewacht und hatte die Erschütterung gespürt, als irgendwo, ganz weit weg, ein Damm brach. Seitdem hatten die Fluten ihn hin und her und von einer Welt in die andere gespült, bis er schließlich hier angekommen war. Und es erschien ihm richtig so. Es war sein Schicksal.
    »Es gibt keinen anderen Weg«, antwortete er und stieg auf die erste Stufe.
    »Los, Junge«, drängte Xander. »Nimm deinen rechtmäßigen Platz an der Spitze des Ordens ein. Erfülle die Wünsche des Orakels.«
    Da fiel Avi etwas ein, das Durin ihm gesagt hatte: Er als Wächter sei ein Vertreter des Orakels, und nur dieses dürfe entscheiden, ob er zwischen den Welten wechseln sollte.
    Aber das Orakel war nicht da. Was blieb mir anderes übrig?
    War es wirklich der Wunsch des Orakels?
    Ein greller Blitzschein fiel auf den Thron.
    Avi stieg auf die zweite Stufe.
    »Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen«, wandte Brucie ein. »Entscheidungen bringen Verantwortung mit sich.«
    »Du hast das Zeug dazu«, beharrte Xander.
    Avi trat auf die dritte Stufe. Nun stand er vor dem Thron. Inzwischen blitzte es ohne Unterlass. Der Turm erbebte mit jedem Donnerschlag, so dass die Fledermäuse panisch umherflatterten.
    »Nimm ihn dir, Junge«, sagte Xander. »Tu es jetzt!«
    Avi drehte sich um, umfasste die Armlehnen des Throns und wollte sich setzen.
    Was würde Durin davon halten, wenn er jetzt hier wäre?, dachte er.
    Im nächsten Moment flog die Tür auf. Ein Licht tauchte den Raum in einen orangefarbenen Schein. Vor dem Flackern wie von Tausenden von Kerzen hoben sich drei schlanke Gestalten ab. Sie waren hochgewachsen, hielten sich jedoch gebeugt und trugen lange Roben mit Kapuze. Ihre Gesichter lagen im Schatten.
    Alle drei hoben den rechten Arm und zeigten damit zitternd auf Avi.
    »Nicht!«, riefen sie im Chor.

Kapitel 33
    S cheinbar ohne sein eigenes Zutun hoben Avis Hände sich von den Armlehnen des Throns. Seine Füße trugen ihn die Stufen wieder hinunter, und er trat auf die drei Gestalten zu. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Hannah sich neben ihn gestellt hatte, während Brucie sich auf die nächstbeste Statue flüchtete. Xander und seine Kobolde verteilten sich hinter ihm. Doch seine Aufmerksamkeit galt den drei Männern, die inzwischen heftig miteinander debattierten.
    »Er ist nicht der Richtige«, verkündete die Gestalt zu seiner Linken. Ihr Gewand war staubig grün, und als sie die Kapuze zurückschlug, kam ein wettergegerbtes, pockennarbiges Gesicht zum Vorschein, das eher an eine Felswand erinnerte. »Schaut euch seine Aura und die Beschaffenheit seiner Haut an. Da ist nichts, wie es sein sollte.«
    »Das kannst du nicht wissen«, widersprach die Gestalt in der Mitte, die blau gekleidet war. »Die Texte sind in dieser Hinsicht nicht eindeutig. Meiner Ansicht nach ist er der, der uns prophezeit wurde.«
    »Wir dürfen keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen«, wandte die Gestalt rechts ein, deren Gewand leuchtend rot war. Als der Mann sein Gesicht zeigte, sah es genauso aus wie das seines Begleiters. »Bevor wir eine Entscheidung fällen, muss er befragt werden, und zwar gründlich.«
    »Ich würde eine sofortige und nicht zu widerrufende Ablehnung befürworten«, beharrte das grüne Orakel.
    »Wir könnten der Wahrheit auf den Grund gehen«, protestierte das rote Orakel. »Aber nur, wenn wir sie aus ihm herauskitzeln.«
    Der Dritte legte lauschend die Hand ans Ohr.
    Als unmittelbar über ihnen ein Donnerschlag ertönte, machte Avi vor Schreck einen Satz. Die drei Männer rührten sich nicht.
    »Wer seid ihr?«, fragte er.
    »Wir sind das Orakel«, erwiderten sie in einem Chor beinahe gleich klingender Stimmen.
    »Was … ihr alle drei?«
    Der Mann im grünen Gewand berührte eine der Statuen. Trotz seiner Körpergröße überragte sie ihn um einiges.
    »Ihm die Gedärme aus dem Leib zu reißen, wäre eine gute Prüfung«, merkte er an.
    Das Orakel in Rot legte die Fingerspitzen aneinander und blickte zur Decke.

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