Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
Taste und hob das Handy wortlos ans Ohr.
Die Stimme am anderen Ende gehörte einer Frau. Sie war tief und rauchig und gesprochen wurde mit einem undefinierbaren Akzent in einer Sprache, die schon lange vor dem Aufstieg Ägyptens so gut wie tot war. »Ich halte es für unwahrscheinlich, dass einer der Krieger das Handy an sich genommen hat. Sie wollen die Hände frei haben für ihre Waffen. Dass der Alchemyst kein Freund von Technologie ist, weiß ich. Deshalb nehme ich an, ich spreche mit der Zauberin, mit Perenelle Delamere Flamel.«
»Ich bin beeindruckt«, erwiderte Perenelle.
»Ich bin Bastet.«
Perenelle drehte sich zu Nicholas um und formte mit den Lippen den Namen der Kreatur, bevor sie wieder ins Handy sprach: »Du bist zurückgekommen.«
»Ich war nie wirklich weg.« Das Kichern der Älteren wurde zu einem tiefen, grollenden Schnurren. »Das Ende ist gekommen. Du hast dich wacker geschlagen, einige würden es tapfer nennen. Doch jetzt ist nicht mehr viel zu tun … außer zu sterben natürlich.«
»Ich werde mich nicht kampflos ergeben.«
»Das habe ich auch nicht erwartet. Das Ergebnis wird jedoch dasselbe sein: Du wirst trotzdem sterben.«
»Früher oder später sterben wir alle. Auch du.«
»Das glaube ich nicht.«
»Du hast eine ganze Menge auf dich genommen, um mit mir zu reden«, meinte Perenelle. »Sag, was du willst, damit ich deinen …« Ihr Blick streifte den Sackmann. »… Boten wegschicken kann. Der hier sieht fast aus wie ein Mensch. Die Sonnenbrille ist eine nette Idee.«
»Ich kann dir versichern, dass es nicht meine Kreaturen sind. Ich habe einen besseren Geschmack. Allerdings habe ich vorhin ein paar Drakon-Zähne in die Erde gesteckt, Zauberin – und du weißt, was das bedeutet. In diesem Augenblick versammeln sie sich auf der Golden Gate Brücke. Die Sparten kommen.« Bastet lachte, dann klickte es in der Leitung und die Verbindung war unterbrochen.
Perenelle drückte sofort die Ruftaste und die Nummer des letzten Anrufers wurde gewählt. Nach dem ersten Läuten meldete sich eine etwas überraschte Bastet. »Hallo?«
»Wenn das alles vorbei ist, mache ich dich fertig, Bastet. Und wenn ich es nicht persönlich tun kann, schicke ich dir etwas auf den Hals. Ich bin die siebte Tochter einer siebten Tochter und Medea selbst hat mich ausgebildet …« Die eisweiße Aura der Zauberin legte sich als seidener Handschuh um ihre Hand und hüllte auch das Handy ein.
»Du machst mir keine Angst«, begann Bastet. Dann kam ein Schmerzensschrei durch die Leitung und das Gespräch war zu Ende.
»Was hast du gemacht?«, fragte Flamel.
Perenelle zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist das Telefon in ihrer Hand geschmolzen.« Sie warf dem Sackmann das Handy zu. Keine Sekunde später war er in der Nacht verschwunden. Die Zauberin wandte sich an Prometheus und Niten. »Die Sparten kommen über die Golden Gate Brücke.«
»Der Schwertkämpfer und ich gehen zur Brücke und halten sie auf. Wir verschaffen euch so viel Zeit wie möglich … aber beeilt euch. Du kennst die Sparten.«
Perenelle nickte mit Tränen in den Augen.
»Wie viele kommen?«, fragte Niten.
»Zweiunddreißig der mörderischsten Krieger dieser Welt.« Sie schaute Niten an. »Und du musst nicht so tun, als würde dich das freuen!«
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
D er Yggdrasill war von fast unvorstellbarer Größe. Unwahrscheinlich dick und unvorstellbar hoch reckte sich der Stamm als gewaltige Säule von der Erde bis in den Himmel. Die Wurzeln reichten hinab bis in den Erdkern. Ganze Ökosysteme lebten im Geäst des gewaltigen Baumes. Vögel und Insekten, kleine Säugetiere und Echsen huschten zwischen Zweigen und Blättern herum. Die oben im ständig von Wolken umgebenen Wipfel lebten, bekamen diejenigen, die sich nahe am Boden aufhielten, nie zu sehen, und weder die einen noch die anderen wussten um die Welt in der dunklen Erde unter dem Baum, eine Welt mit bleichen, blinden Kreaturen, die sich in den riesigen, von den Wurzeln gegrabenen Tunneln aufhielten. Unzählige Generationen lebten und starben auf – und im – Yggdrasill.
Der Baum war hohl und im Stamm florierte die Stadt Wakah-Chan, eines der verborgenen Wunder von Danu Talis.
Johanna von Orléans ließ Saint-Germain im Gespräch mit Shakespeare und Palamedes zurück und schloss sich Scathach an. Sie passte sich dem Schritt ihrer Freundin an und hängte sich bei ihr ein. Ihre schiefergrauen Augen blitzten erwartungsvoll und ihre Lavendelaura stieg als sichtbare
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