Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
Woche wären sie ohne aufzumucken in ihre Zimmer gegangen und hätten sich umgezogen.
»Dann wollen wir jetzt essen«, bestimmte Isis.
»Ihr entschuldigt mich.« Virginia erhob sich. »Ich möchte bei diesem glücklichen Familientreffen nicht stören. Ihr habt euch sicher viel zu erzählen.«
Den Blick immer noch auf die Zwillinge gerichtet, wedelte Isis, ohne sich nach der Unsterblichen umzudrehen, abschätzig mit der Hand. »Die Dienerschaft hat auf der anderen Seite des Hauses ein Zimmer für dich hergerichtet.« Sie schnupperte kurz. »Es gibt heißes Wasser, wenn du baden willst, und ich werde dafür sorgen, dass frische Sachen bereitgelegt werden.«
»Wir lassen dir auch etwas zu essen auf dein Zimmer bringen«, fügte Osiris freundlicher hinzu. Mit einem Lächeln versuchte er die Schärfe in Ton und Haltung seiner Frau auszugleichen.
Virginias Lächeln war eisig. »Nicht nötig. Ich werde mich eine Weile ausruhen. Es war auch für mich ein harter Tag. Vielleicht könnt ihr eure Leute bitten, mich nicht zu stören. Kein Dienstpersonal, kein Essen, keine Kleider. Vielen Dank. Mir gefällt, was ich anhabe. Ich brauche nur meinen Schönheitsschlaf.«
»Kein Diener wird deine Ruhe stören«, versicherte Isis. »Wenn du möchtest, können wir auch einen Wachposten vor deine Tür stellen, damit deine Privatsphäre gewahrt bleibt.«
Virginias Lachen perlte hinter ihr her, als sie sich umdrehte und davonging. »Das wird nicht nötig sein. Ich könnte sonst vielleicht sogar denken, ich sei eine Gefangene. Und das würde mir gar nicht gefallen.«
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
T sagaglalal bewegte sich sicher durch die stinkenden und von dichtem Nebel eingehüllten Straßen.
Obwohl es noch relativ früh am Abend war, war San Francisco fast vollkommen menschenleer. Der Stromausfall hatte die ohnehin schon stille Stadt vollends lahmgelegt. Das eintönige Tuten der vielen Alarmanlagen, das anfangs noch über der Stadt gelegen hatte, ließ mit dem Leerwerden der Batterien langsam nach. Das Sirenengeheul von Krankenwagen oder Polizei klang sehr dünn und weit entfernt. Tsagaglalals scharfe Sinne nahmen den Geruch von verbranntem Gummi und Benzin wahr. Es hatte wohl einen Unfall gegeben. Einen schweren. Womöglich mehr als einen. Die Dunklen des Älteren Geschlechts riegelten die Stadt ab.
Bis zur Jackson Street ging es immer nur bergauf; dann ein Stück bergab und wieder hinauf. Von der Scott Street bog sie rechts auf den Broadway ab, wo von sämtlichen Bäumen Wasser tropfte.
An den Kreuzungen brannten keine Straßenlaternen und die Ampeln an der Gough Street blinkten in einem gedämpften Rot. Licht kam nur von den wenigen Wagen, die vorwärtszukommen versuchten. Auf der Van Nees Avenue krochen Taxis und Busse in schimmernden Lichtkegeln dahin. Polizeiautos schlichen mit blinkendem Blaulicht durch die Straßen. Die Polizei riet den Leuten über Lautsprecher, in ihren Häusern zu bleiben, bis der Nebel sich gelichtet habe.
Tsagaglalals Rüstung passte sich der Umgebung an. Sie wechselte die Farbe und machte sie in der Dunkelheit praktisch unsichtbar. In der Luft lag der Geruch von fauligem Fleisch und sie erkannte die Auren von Quetzalcoatl und Bastet. Die Gefiederte Schlange war schon gefährlich genug, aber die Rückkehr der Göttin des Älteren Geschlechts war wirklich besorgniserregend. Sie bedeutete, dass die Ereignisse sich zuspitzten. Und subtiles Vorgehen war für Bastet genau wie für Dee ein Fremdwort. Auch sie hatte nichts als Verachtung für die Menschen übrig.
Tsagaglalal bog nach links in die Hyde Street ab und lief im Eilschritt Richtung Russian Hill Park. Vor nicht einmal einer Woche waren Bastet, die Morrigan und Dee an einem Angriff auf Hekates neuen Yggdrasill im Schattenreich von Mill Valley beteiligt. In dem kurzen und heftigen Kampf hatte John Dee den uralten Baum mit Excalibur, einem der vier Kraftschwerter, vernichtet. Dieser Yggdrasill war aus Samen gewachsen, die beim Untergang von Danu Talis gerettet werden konnten. Die Göttin mit den drei Gesichtern war mit dem Baum gefallen und mit ihr war ihr unendliches Wissen untergegangen. Dee und die Morrigan hatten sich wieder an die Fersen der Zwillinge geheftet, doch Bastet war verschwunden. Tsagaglalal wusste, dass sie in Bel Air ein Haus besaß.
»Wenn das alles vorbei ist«, wisperte Tsagaglalal in die feuchte Luft hinein, »und wenn ich überlebe, sehe ich es als meine Pflicht an, dich zur Strecke zu bringen.«
Sie lief gerade an den
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