Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
der aussah, als sei er aus der eigenen Haut gemacht. Der kleine runde Schild, den sie dabeihatte, war mit demselben Material bezogen und in der freien Hand hielt sie einen schweren Morgenstern.
Niten betrachtete den Sparten mit den Augen eines Kriegers.
Er war nur leicht bewaffnet; der Kopf war ungeschützt. Seine einzige Waffe, der Morgenstern, war nicht einmal so lang wie Nitens Kurzschwert. Der Japaner hatte also den Vorteil, angreifen zu können, ohne ihm zu nahe zu kommen. Der Unsterbliche war fast enttäuscht. Er hatte mit etwas Spektakulärerem gerechnet. Vielleicht ging Quetzalcoatl davon aus, dass allein der Anblick der Sparten die Menschen so in Panik versetzen würde, dass sie sich ergaben. Diese Erfahrung hatte er schon öfter gemacht. Die Älteren wussten oft erstaunlich wenig von der Rasse, über die sie herrschen wollten, und über die Welt, die sie dazu unterwerfen mussten.
Niten beobachtete, wie die Kreatur sich der blauen Schildkröte näherte. Falls sie intelligent war – na ja, wäre sie intelligent, wäre sie schon gar nicht so nah an die Schildkröte herangegangen –, aber falls sie intelligent war, würde sie wieder im Dunst verschwinden und auf Verstärkung warten. Der Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen, während der Sparte immer näher an die blaue Schildkröte heranschlich. Falls er wirklich dumm war, würde er wahrscheinlich in den Vierfüßlerstand gehen, um sie beschnuppern zu können. Der Unsterbliche umklammerte das Schwert fester und überlegte, wo wohl die Schwachstellen der Kreatur waren. Er würde den tödlichen Stich unter die Arme führen oder vielleicht auch durch den Mund.
Der Sparte fiel auf alle viere und schnupperte an dem Origami-Tier.
Er war dumm.
Der Nebel flatterte wie ein Umhang um Niten herum, als er mit erhobenem Katana aus der Dunkelheit stürmte. Ein mörderisches Pfeifen ertönte, als er das Schwert senkte.
In den Sparten kam Bewegung.
Blitzschnell riss er den Schild hoch. Nitens Schwert strich in einem Funkenregen kreischend darüber weg. Die dicke Keule der Kreatur traf den Unsterblichen mitten in die Brust und Niten wusste instinktiv, dass Rippen angebrochen waren. Hinter dem Schlag steckte so viel Kraft, dass er nach hinten geworfen wurde und auf der anderen Brückenseite auf dem Boden landete.
Der Sparte ignorierte den gestürzten Unsterblichen. Er hob die blaue Schildkröte auf und steckte sie in den Mund. »Grüner Tee«, flüsterte er rau, »mein Lieblingsaroma.«
Niten kam wieder auf die Füße. Der Schmerz in der Brust ließ ihn zusammenzucken. Er atmete tief durch, um abschätzen zu können, wie schwer seine Verletzungen waren. Zwei, vielleicht auch drei Rippen waren gebrochen und noch einmal so viele angebrochen. Er ging in Verteidigungsstellung und näherte sich der Kreatur erneut.
»Du beleidigst mich, Unsterblicher«, begann der Sparte. »Du schaust mich an, siehst eine primitive Kreatur und erwartest, dass ich mich in deiner lächerlichen Falle verfange.«
Niten erkannte plötzlich weitere schattenhafte Gestalten im Nebel. Die Sparten hatten sich angeschlichen und beobachteten ihn nun. Da wusste er, dass er einen folgenschweren Fehler gemacht hatte: Er hatte den Feind unterschätzt.
Der Sparte stellte sich auf die Hinterbeine und kam auf Niten zu. Die wirbelnde Keule und der Schild ergaben ein faszinierendes Muster. Die übrigen Kreaturen rückten ebenfalls näher und bildeten einen Halbkreis um sie herum. »Wirst du in dieser Welt als großer Krieger verehrt?«
»Ich bin Miyamoto Musashi. Heutzutage nennt man mich Niten und unter diesem Namen kennt mich keiner, doch der Mann, der ich einmal war, wird immer noch verehrt.«
»Du musst dich für einen sehr tapferen Krieger halten, wenn du dich uns allein entgegenstellst.«
»Ich halte es für nötig.«
»Du wirst sterben«, krächzte die Kreatur.
»Jeder – alles – stirbt.« Niten ging langsam weiter auf den Sparten zu. »Und wenn ich nicht mehr bin, werden viele andere sich euch entgegenstellen.«
»Viele werden fallen.«
Niten griff an, während die Kreatur noch sprach. Er ignorierte den Schmerz in seiner Brust und ließ seine Waffe durch die Luft sausen. Der erste Angriff war eine Finte, die nur darauf abzielte, dass die Kreatur den Schild hochriss. Mit dem zweiten wollte Niten ihr den Kopf abschlagen.
Der Sparte blockte den Hieb mit der Keule ab. Dabei brach Nitens unzerbrechliches Katana. Drei Viertel der Klinge schwirrten davon. Der Sparte holte mit seinem
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