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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Pencroff an’s Werk. Es handelte sich hier ja nicht um die Construction eines Fahrhzeugs mit Rippenwerk und Plankenwänden, sondern einfach um einen schwimmenden, flachbodigen Apparat, der zur Befahrung der Mercy, vorzüglich auch in der Nähe ihrer Quellen, wo sie voraussichtlich nur eine sehr geringe Wassertiefe hatte, ganz besonders geeignet sein mußte. Aus passend an einander befestigten Rindenstücken sollte das ganze leichte Fahrzeug bestehen, so daß es beim Entgegentreten natürlicher Hindernisse nicht schwer und unbequem zu tragen wäre. Die einzelnen Theile wollte Pencroff durch vernietete Nägel verbinden, durch deren zusammenziehende Kraft er den ganzen Apparat wasserdicht genug zu machen hoffte.
    Nun galt es zunächst solche Bäume auszuwählen, deren biegsame und dabei zähe Rinde zu obigem Zwecke geeignet erschiene. Die vorhergegangenen Stürme hatten gerade eine Menge Douglas umgeworfen, die zu dem beabsichtigten Werke ganz passend waren. Ihre auf dem Boden liegenden Stämme durfte man also nur abrinden, eine Arbeit, welche freilich durch die unvollkommenen Werkzeuge unserer Colonisten nur schwierig von Statten ging. Indeß, man kam zum Ziele.
    Während sich der Seemann, unterstützt vom Ingenieur, hiermit eifrig beschäftigte, blieben auch Gedeon Spilett und Harbert nicht müßig. Sie bildeten die Lieferanten der Ansiedelung. Der Reporter konnte die wunderbare Geschicklichkeit des jungen Mannes in der Handhabung des Bogens und des Wurfspießes gar nicht genug loben. Bei gleich großer Kühnheit entwickelte Harbert ebenso jene Kaltblütigkeit, die mit Recht »die Vernunft des Muthes« zu nennen ist. Uebrigens erinnerten sich die beiden Jagdgenossen immer der Warnung des Ingenieurs und streiften in der Umgebung des Granithauses nicht über zwei Meilen hinaus, vorzüglich auch, da die nahe gelegenen bewaldeten Abhänge eine hinreichende Beute an Agoutis, Wasserschweinen, Kängurus, Pecaris (Bisamschweine) u.s.w. lieferten, und wenn der Ertrag der Fallen jetzt nach Eintritt milderer Witterung geringer ausfiel, so bot dafür das Kaninchengehege so viel, daß es die ganze Colonie der Insel Lincoln allein ernähren konnte.
    Während dieser Jagden plauderte Harbert nicht selten mit Gedeon Spilett über den Vorfall mit jenem Schrotkörnchen, über die Schlüsse, welche der Ingenieur daraus gezogen, und eines Tags – es war am 26. October – äußerte er:
    »Aber finden Sie es nicht sehr auffallend, Herr Spilett, daß etwaige Schiffbrüchige, welche an unsere Insel geworfen sein sollen, sich noch nicht in der Nähe des Granithauses gezeigt hätten?
    – Sehr auffallend, erwiderte der Reporter, wenn sie noch da, sehr erklärlich, wenn sie schon längst wieder fort sind.
    – Sie glauben demnach, daß jene Leute die Insel schon wieder verlassen haben?
     

    »Komm’, Nab, sieh genau nach! …« (S. 245.)
     
    – Das ist das Wahrscheinlichste, mein Sohn, denn bei längerem Aufenthalte derselben, und vorzüglich, wenn sie bis jetzt noch hier wären, hätte uns doch irgend ein Zufall ihre Anwesenheit verrathen müssen.
    – Doch wenn sie wieder absegeln konnten, bemerkte der junge Mann, konnten es nicht eigentlich Schiffbrüchige sein.
     

    Eine Freude für Pencroff. (S. 252.)
     
    – Nein, Harbert, mindestens nicht im strengen Sinne des Wortes; ich würde sie nur zeitweilige Schiffbrüchige nennen. Es ist sehr möglich, daß sie ein Sturm an die Insel verschlagen hatte, ohne ihr Fahrzeug ernstlicher zu beschädigen, und daß sie bei ruhigerem Wetter wieder in See gehen konnten.
    – Ich kann immer nicht vergessen, sagte Harbert, daß Herr Cyrus die Anwesenheit anderer menschlicher Wesen stets mehr fürchtete, als herbeiwünschte.
    – Ja wohl, antwortete der Reporter, denn er hat dabei nur Malayen im Auge, die diese Meere unsicher machen, und diese Burschen sind allerdings durchtriebene Spitzbuben, denen man besser aus dem Wege geht.
    – Doch ist es nicht möglich, fuhr Harbert fort, daß wir heut’ oder morgen noch Spuren ihrer Ausschiffung entdecken, um hieraus einige Aufklärung zu schöpfen?
    – Das bestreite ich nicht, mein Sohn. Eine verlassene Lagerstatt, ein erloschenes Feuer könnte uns wohl als Fingerzeig dienen, und darauf wird bei unserem bevorstehenden Ausfluge auch sorgsam zu achten sein.«
    Als die beiden Jäger also sprachen, befanden sie sich in einem nahe der Mercy gelegenen Walde, der sich durch seine besonders schönen Bäume auszeichnete. Unter anderen stiegen daselbst einige jener

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