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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu schöpfen? Der Ingenieur konnte sich darüber niemals klar werden und verlor sich wohl in die bizarrsten Combinationen. Gewohnt, nach allen Seiten sich seinen nüchternen Blick zu bewahren, ertappte er sich hier nicht selten auf Abwegen; wie sollte er sich aber erklären, daß Top, ein viel zu gescheiter Hund, als daß er jemals den Mond angebellt hätte, immer in diesen Schlund hineinschnüffelte und horchte, wenn wirklich nichts darin gewesen wäre? Tops Verhalten beunruhigte den Ingenieur mehr, als er sich selbst zugestehen wollte. Dem Reporter gegen über sprach er sich wohl aus, hielt es aber für unnütz, auch die Andern in seine Gedanken einzuweihen, vorzüglich, da die ganze Sache ja doch vielleicht nur auf eine Schrulle Tops hinauslaufen konnte.
    Endlich legte sich die Kälte. Wieder gab es Regen, Stürme und Windstöße, doch dauerte diese unbestimmte Witterung nicht allzu lange. Schnee und Eis schmolzen, und der Strand, das Plateau, die Ufer der Mercy und der Wald wurden gangbar. Die Rückkehr des Frühlings hauchte den Bewohnern des Granithauses neues Leben ein und bald verbrachten sie in jenem nur die Stunden der Ruhe und des Schlafes.
    Bei den häufigen Jagden im September kam Pencroff immer wieder auf seine Forderung von Flinten zurück, indem er behauptete, daß Cyrus Smith ihm diese versprochen habe. Letzterer wußte ja recht wohl, daß Gewehre ohne sehr seine und vielfältige Werkzeuge nicht herzustellen waren, wich deshalb immer aus und verschob die Beschaffung derselben auf die Zukunft. Er wies auch darauf hin, daß Harbert und Gedeon Spilett sehr geschickte Bogenschützen geworden seien, daß sie bei dem dichten Wildstande ja Thiere aller Arten in großer Menge erlegten und man also keinen Grund zu besonderer Eile habe. Der starrköpfige Seemann schenkte aber solchen Worten kein Gehör und ließ nicht ab, den Ingenieur um die Erfüllung seines Wunsches zu quälen.
    »Wenn die Insel, sagte er, woran gar nicht zu zweifeln ist, wilde Thiere beherbergt, müssen wir auch an deren Bekämpfung und Ausrottung denken. Es könnte eine Zeit kommen, die uns das zur unabweislichen Pflicht machte.«
    Jetzt beschäftigte sich aber Cyrus Smith noch keineswegs mit der Beschaffung anderer Waffen, sondern weit mehr mit der neuer Kleidungsstücke. Die, welche die Colonisten trugen, hatten nun den ganzen Winter ausgehalten, konnten aber unmöglich auch bis zum nächsten dauern. Vor Allem galt es, sich Felle von Raubthieren oder Wolle von Wiederkäuern zu verschaffen, und gedachte man sich von den wilden Schafen vielleicht eine Heerde für die Bedürfnisse der Colonie zu bilden. An einer geeigneten Stelle der Insel sollten für diese ein Viehhof und ein Behälter für Geflügel angelegt werden; das erschien dem Ingenieur für die kommende schöne Jahreszeit am dringendsten.
    Zu diesem Zwecke wurde es indeß nothwendig, auch die noch unerforschten Theile der Insel Lincoln kennen zu lernen, d.h. die großen Wälder, die sich von dem rechten Ufer der Mercy bis nach der Schlangen-Halbinsel ausdehnten, ebenso wie die ganze Nordküste des Landes. Da ein solcher Ausflug nur bei andauernd gutem Wetter unternommen werden konnte, mußte man denselben voraussichtlich noch um einen Monat hinausschieben.
    Es versteht sich, daß man die Zeit zu jenem mit einer gewissen Ungeduld herbei wünschte; da ereignete sich aber ein Vorfall, der das Verlangen der Colonisten, ihr gesammtes Gebiet zu durchforschen, noch verdoppeln sollte.
    Es war am 21. October, Pencroff war ausgegangen, die Fallgruben, die er immer bestens im Stande hielt, zu untersuchen. In einer derselben fand er drei Thiere, welche der Küche sehr willkommen sein mußten, – ein Pecari-Weibchen mit beiden Jungen.
    Erfreut über seinen Fang eilte Pencroff nach Hause und rühmte sich, wie gewöhnlich, seiner Jagderfolge nach Kräften.
    »Hier, das wird eine schöne Mahlzeit werden, Mr. Cyrus, rief er, und Sie, Mr. Spilett, Sie werden auch mit essen!
    – Das will ich wohl, erwiderte der Reporter, aber was giebt es denn für Seltenheiten?
    – Milchschweine.
    – Wirklich, Pencroff? Wenn man Sie hörte, sollte man denken, Sie brächten Rebhühner mit Trüffeln nach Haus.
    – Nun, rief Pencroff beleidigt, wollen Sie etwa einen Milchschweinbraten verachten?
    – O nein, antwortete Gedeon Spilett, ohne jedoch einen besonderen Enthusiasmus zu zeigen, wenn er nicht gerade zu häufig kommt …
    – Schon gut, schon gut, Herr Journalist, versetzte der Seemann, der seine Beute

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