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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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des Bodens und der Vorhang von grünen Bäumen den nördlichen Horizont vollkommen verdeckten.
    Es bedarf kaum der Erwähnung, daß trotz der großen Strecke des Meeres, die sich vor diesem Punkte ausbreitete, und trotz des Fernrohrs des Ingenieurs, der die ganze Kreislinie, an der sich Himmel und Wasser berührten, sorgsam durchsuchte, kein Fahrzeug zu entdecken war.
    Ebenso sorgfältig übersah man mit Hilfe des Fernrohrs den ganzen noch näher zu untersuchenden Strand bis an die Klippenreihe hinaus, ohne daß sich eine Seetrift im Gesichtsfelde des Instrumentes zeigte.
    »So werden wir uns denn, sagte Gedeon Spilett, bescheiden und damit trösten müssen, daß Niemand uns den Besitz der Insel Lincoln streitig macht.
    – Aber das Schrotkorn! bemerkte ihm Harbert. Auf bloßer Einbildung beruht das, meine ich, doch nicht.
    – Tausend Teufel, nein! betheuerte Pencroff in Hinblick auf seinen fehlenden Backzahn.
    – Zu welchem Schlusse gelangen wir demnach? fragte der Reporter.
    – Zu dem, antwortete der Ingenieur, daß vor höchstens drei Monaten ein Schiff, freiwillig oder nicht, hier an’s Land lief …
    – Wie, Cyrus, Sie glauben, daß ein solches ohne Hinterlassung jeder Spur von sich untergegangen sei? rief der Reporter.
    – Das gerade nicht, mein lieber Spilett; doch bedenken Sie, daß, wenn die Anwesenheit eines menschlichen Wesens auf dieser Insel unzweifelhaft fest steht, es eben so sicher ist, daß es sie jetzt wieder verlassen hat.
    – Verstehe ich Sie recht, Herr Cyrus, sagte Harbert, so wäre also jenes Schiff wieder abgesegelt.
    – Offenbar.
    – Und wir hätten eine Gelegenheit, in die Heimat zurück zu gelangen, ohne Wiederkehr vorüber gehen lassen? fragte Nab.
    – Ich fürchte, ohne Wiederkehr.
    – Nun denn, wenn die Gelegenheit einmal vorüber ist, vorwärts!« trieb Pencroff, der schon Heimweh nach dem Granithause verspürte.
    Kaum hatte er sich jedoch erhoben, als man von Top ein lebhaftes Gebell vernahm, und der Hund aus dem Gehölz mit einem Fetzen schmutzigen Stoffes in der Schnauze hervorsprang.
    Nab nahm ihm denselben ab: er bestand aus einem Stücke starker Leinwand.
    Top bellte ohne Unterlaß und schien durch Hin-und Herlaufen seinen Herrn einladen zu wollen, ihm in den Wald zu folgen.
    »Dahinter steckt Etwas, das vielleicht über mein Schrotkorn Aufklärung gäbe! meinte Pencroff.
    – Ein Schiffbrüchiger wird es sein, rief Harbert.
    – Vielleicht verwundet, sagte Nab.
    – Oder todt!« muthmaßte der Reporter.
    Alle liefen eilig der Spur des Hundes zwischen jenen großen Fichten nach, welche das Vorholz des Waldes bildeten. Cyrus Smith und seine Begleiter hielten die Waffen für jeden Fall schußfertig.
    Trotzdem sie ziemlich weit in das Gehölz eindrangen, bemerkten sie zu ihrer Enttäuschung doch keine Fährte eines Menschen. Büsche und Lianen zeigten sich unversehrt, so daß man sich erst, gleichwie in den dichtesten Theilen des früher durchzogenen Waldes, mit der Axt Bahn brechen mußte. Es war hiernach schwerlich anzunehmen, daß ein menschliches Wesen ebenda vorüber gekommen sein sollte, und dennoch verrieth Top zu deutlich, daß er nicht auf’s Gerathewohl umherlief, sondern einer bestimmten Absicht folgte.
    Nach etwa sechs bis sieben Minuten stand Top still. Die Colonisten befanden sich jetzt an einer Art Waldblöße, mit einer Umgebung von hohen Bäumen; sie sahen sich rings um, bemerkten aber weder im Gebüsch, noch zwischen den Stämmen etwas Besonderes.
    »Was mag Top nur haben?« sagte Cyrus Smith.
    Der Hund bellte noch lauter und sprang am Stamme einer riesigen Fichte in die Höhe.
    Plötzlich rief Pencroff:
    »Ah, prächtig! Das ist noch nicht dagewesen!
    – Was soll’s? fragte Gedeon Spilett.
    – Wir suchen Etwas auf dem Wasser oder am Lande …
    – Nun, und …
     

    Von Top apportirt. (S. 294.)
     
    – Und in der Luft findet sich das Gesuchte!«
    Der Seemann wies nach einem großen weißlichen Gewebe, das an der Krone der Fichte hing, und von dem Top ein jedesfalls auf der Erde liegendes Stückchen mitgebracht hatte.
    »Doch das ist keine Seetrift, erklärte Gedeon Spilett.
    – Dann bitte ich um Entschuldigung, erwiderte Pencroff.
    – Wie? Das ist ja …
    – Der Ueberrest unseres Luftschiffs, unseres Ballons, der da oben an der Baumspitze gescheitert ist!«
    Pencroff irrte nicht und schmetterte ein herzhaftes Hurrah durch die Luft. Dann sagte er:
    »Das giebt herrliche Leinwand und liefert uns Leibwäsche für eine ganze Reihe Jahre! Daraus sind

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