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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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– wurden in der Weise hergestellt. Welche Freude für die Colonisten, sich endlich neu und weiß, wenn auch mit grobem Gewebe zu bekleiden und in Betten zu liegen, in welche man die Lagerstätten des Granithauses umwandelte.
    Zu gleicher Zeit fertigte man auch Schuhwerk aus Robbenhaut, das die aus Amerika mitgebrachten Schuhe und Stiefeln ersetzen mußte. Es versteht sich von selbst, daß dieses Schuhwerk lang und weit ausfiel und den Fuß der Wanderer niemals genirte.
    Seit Anfang des Jahres 1866 dauerte die Hitze gleichmäßig an, unterbrach aber die Jagd in den Wäldern nicht. Agoutis, Pecaris, Wasserschweine, Kängurus, Wildpret und Federvieh tummelten sich in hellen Haufen umher, und Gedeon Spilett sowie Harbert waren zu gute Schützen, um eine Gewehrladung zu vergeuden.
    Cyrus Smith empfahl ihnen immer die Munition zu schonen und dachte schon auf Maßregeln, das in der Kiste gefundene Pulver und Blei zu ersetzen, da er jene für die Zukunft aufbewahren wollte. Wußte er denn, wohin ihn eines Tages das Schicksal sammt seinen Freunden noch verschlagen konnte, im Fall sie ihren jetzigen Aufenthaltsort verließen?
     

    Eigenes Fabrikat! (S. 327.)
     
    Man mußte sich also gegen jeden Zufall wappnen und die Munition dadurch sparen, daß man an ihrer Statt leichter ersetzbare Materialien verwendete.
    Als Ersatz des Bleies, von dem Cyrus Smith keine Spur auf der Insel fand, war ohne große Schwierigkeit Eisenschrot zu gebrauchen, dessen Herstellung nicht zu schwer erschien. Derartige Schrotkörner sind allerdings leichter, als die aus Blei, man mußte sie deshalb größer machen, und jeder Schuß bestand aus wenigeren derselben; doch die Geschicklichkeit der Schützen glich diesen Fehler aus Pulver hätte Cyrus Smith zwar erzeugen können, denn es fehlte ihm weder an Schwefel, Salpeter, noch Kohle; um jedoch ein gutes Product zu erzielen, bedarf es der größten Sorgfalt und specieller Werkzeuge, die ihm ja abgingen.
    Der Ingenieur zog es also vor, Pyroxylin, d.h. Schießbaumwolle, darzustellen, eine Substanz, zu der Baumwolle selbst nicht einmal unbedingt gehört, da sie in jene Verbindung nur in der Form der Cellulose eintritt. Cellulose ist aber nichts Anderes als das elementare Gewebe der Pflanzen, und findet sich nicht selten nahezu in reinem Zustande, nicht allein in der Baumwolle, sondern auch in den Fasern des Leines und Hanfes, im Papier, alter Wäsche, im Mark des Hollunders u.s.w. Gerade an letzterer Pflanze erwies sich aber die Insel sehr reich, wenigstens nahe der Mündung des Rothen Flusses, und wendeten die Colonisten auch schon deren Beeren an Stelle des Kaffees längere Zeit an.
     

    Meister Jup’s Studien in der Küche. (S. 332.)
     
    Man brauchte also nur diese Cellulose, eben das Hollundermark, anzusammeln. Die andere zur Pyroxylin-Erzeugung nöthige Substanz war nichts anderes, als rauchende Salpetersäure. Da Cyrus Smith Schwefelsäure zur Disposition stand, konnte er auch jene Säure durch Zersetzung des von der Natur gebotenen Salpeters darstellen.
    Er beschloß also wirklich Schießbaumwolle zum gewöhnlichen Gebrauche anzufertigen, trotzdem er gegen deren große Fehler nicht blind war, d.h. gegen die Unsicherheit ihrer Wirkung, die überaus leichte Entzündbarkeit, da sie schon bei 170° Wärme explodirt, und endlich ihre zu rapide Verbrennung, welche in Feuerwaffen gefährlich werden kann. Dagegen darf man auch die Vortheile dieser Substanz nicht vergessen, welche darin bestehen, daß sie durch Feuchtigkeit nicht leidet, den Lauf der Gewehre nicht verschmiert und ihre Treibkraft viermal stärker ist, als die des gewöhnlichen Pulvers.
    Um Pyroxylin zu gewinnen, genügt es, Cellulose eine Viertelstunde lang in rauchende Salpetersäure zu tauchen, sie dann mit viel Wasser auszuwaschen und zu trocknen. Man erkennt, daß dieser Vorgang ein sehr einfacher ist.
    Cyrus Smith hatte nur gewöhnliche Salpetersäure, nicht die sogenannte rauchende, welche bei Berührung mit feuchter Luft röthliche Dämpfe ausstößt, zur Hand; wenn er aber statt der letzteren gewöhnliche Salpetersäure anwendete und drei Theile derselben mit fünf Theilen concentrirter Schwefelsäure mischte, so mußte er zu demselben Ziele gelangen, was denn auch der Fall war. Die Jäger der Insel besaßen also bald eine Substanz, welche bei vorsichtigem Gebrauche ganz ausgezeichnete Resultate lieferte.
    Um diese Zeit machten die Colonisten auch drei Acker 1 vom Plateau der Freien Umschau urbar, während der übrige Theil als

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