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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verrichten.
    Sofort wählte man geeignete Bäume aus, fällte und entästete dieselben und zerschnitt sie, ganz wie es Brettschneider thun, zu Planken. Acht Tage später wurde zwischen den Kaminen und der Granitwand ein Zimmerplatz errichtet, und bald lag ein fünfunddreißig Fuß langer, mit Vorder-und Hintersteven versehener Schiffskiel auf dem Sande.
    Auch bei dieser neuen Arbeit verfuhr Cyrus Smith nicht auf’s Gerathewohl. In Schiffsconstructionen ebenso wohl bewandert, wie in so vielen anderen Fächern, hatte er den Sarter (d.i. das Modell) seines Schiffes auf Papier entworfen. Uebrigens fand er in Pencroff, der mehrere Jahre auf einer Werft zu Brooklyn gearbeitet und sich praktisch ausgebildet hatte, die geeignetste Stütze. Erst nach genauester Berechnung und reiflichster Ueberlegung errichtete man also die ersten falschen Rippen auf dem Kiele.
    Pencroff, das wird man gern glauben, war ganz Feuer und Flamme, seine Arbeit tadellos auszuführen, und wollte sich keinen Augenblick von ihr trennen.
    Eine einzige Beschäftigung genoß das Privilegium, ihn derselben auf Zeit zu entziehen: die zweite Kornernte am 15. April. Eben so gut gediehen, wie die erste, lieferte sie übrigens den voraus berechneten Ertrag an Körnern.
    »Fünf Scheffel! Herr Cyrus, verkündete Pencroff nach sorgsamer Messung seiner Reichthümer.
    – Fünf Scheffel, wiederholte der Ingenieur, und jeder zu 130,000 Körnern, so ergiebt das 650,000 Körner.
    – Schön, und das Ganze säen wir wieder, bis auf eine kleine Reserve.
    – Ja, Pencroff, und wenn die nächste Ernte ebenso günstig ausfällt, erzielen wir 4000 Scheffel.
     

    Bei Beginn des Schiffsbaues. (S. 351.)
     
    – Und essen dann Brod?
    – Essen dann Brod.
    – Dazu brauchen wir aber eine Mühle.
    – Nun, so bauen wir eine.«
    Das dritte Getreidefeld erhielt natürlich einen unvergleichlich größeren Umfang, als die beiden ersten, und die wohl vorbereitete Erde nahm den kostbaren Samen in ihrem Schoße auf. Nachher ging Pencroff sofort wieder an seine Arbeit.
     

    »Welch’ ein Riese!« (S. 357.)
     
    Unterdessen befleißigten sich Gedeon Spilett und Harbert der Jagd in den Umgebungen, und wagten sich manchmal, durch die mit Kugelladung versehenen Gewehre gegen jeden Zufall geschützt, tief in die noch unbekannten Theile des fernen Westens hinein. Diese bestanden aus einem fast undurchdringlichen Gewirr prächtiger Bäume, welche aber so dicht aneinander standen, als habe es für sie an Raum gemangelt. Die Durchforschung dieser Waldlabyrinthe war so schwierig, daß der Reporter, aus Furcht, sich beim Rückwege zu verirren, stets den Taschencompaß zur Orientirung bei sich führte. Natürlich zeigte sich auch das Wild, dessen freie Bewegung hier sehr behindert sein mußte, weit seltener. Dennoch fielen den Jägern in der zweiten Aprilhälfte drei große Herbivoren (d.s. Pflanzen fressende Thiere) in die Hände. Es waren das Kulas, von denen die Colonisten schon früher im Norden des Sees ein Exemplar gesehen hatten, die sich stumpfsinnig zwischen den dicken Aesten, in welchen sie Zuflucht gesucht, erlegen ließen. Ihre Häute wurden nach dem Granithause mitgenommen, und mit Hilfe von Schwefelsäure einer Art Gerbung unterworfen, welche sie in verwendbareren Zustand versetzte.
    Eine weitere, von anderem Gesichtspunkte aus schätzenswerthe Entdeckung gelang Gedeon Spilett auch gelegentlich dieser Ausflüge.
    Am 30. April hatten sich die beiden Jäger tief in den fernen Westen begeben, als der Reporter, der etwa fünfzig Schritt vor Harbert dahin schritt, an einer Lichtung stehen blieb, wo die minder dicht stehenden Bäume einige Sonnenstrahlen durchdringen ließen.
    Gedeon Spilett schien über den Geruch verwundert, den einige Pflanzen mit geraden, walzenförmigen, verzweigten Stengeln verbreiteten, deren Doldenblumen sehr kleine Körnchen trugen. Der Reporter brach einige solche Stengel ab, und wandte sich an den jungen Mann mit der Frage:
    »Sieh doch, Harbert, was ist das wohl?
    – Ei, wo haben Sie diese Pflanze gefunden, Herr Spilett?
    – Da, in der Lichtung, wo sie sehr reichlich wächst.
    – Nun, Herr Spilett, sagte Harbert, das ist ein Fund, durch den Sie sich ein Recht auf Pencroff’s wärmste Dankbarkeit erwerben.
    – Wäre das Tabak?
    – Ja wohl, wenn auch nicht gerade von der besten Sorte, es ist immerhin Tabak.
    – O, der wackere Pencroff! Wie zufrieden wird er sein! Aber Teufel! – Er wird doch nicht Alles allein rauchen und auch uns einen Theil davon

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