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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wir im Falle der Noth niemals zaudern würden, uns dem Bonadventure, selbst für eine weitere Reise, anzuvertrauen; aber Sie wissen auch, daß ich Sie nur mit Sorge nach der Insel Tabor segeln sehe, wohin Sie keine Nothwendigkeit ruft.
    – Man lernt doch seine Nachbarn gern kennen, versetzte Pencroff, der nun einmal auf seiner Idee bestand. Die Insel Tabor ist unsere Nachbarin, und zwar die einzige! Die einfache Höflichkeit verlangt schon, ihr einen Besuch abzustatten.
    – Alle Wetter, fiel Gedeon Spilett ein, unser Freund Pencroff ist sattelfest in dem, was sich schickt.
    – Ich bin in gar nichts sattelfest, wehrte Pencroff ab, den der Widerspruch des Ingenieurs ein wenig reizte, und der diesem doch keine Unruhe machen wollte.
    – Bedenken Sie auch, Pencroff, fuhr Cyrus Smith fort, daß Sie nicht allein nach der Insel Tabor gehen können.
    – Ein Mann zur Begleitung genügt mir.
    – Zugegeben, antwortete der Ingenieur, Sie wagen es also, der Insel Lincoln von fünf Colonisten zwei zu entführen?
    – Von Sechs, entgegnete Pencroff. Sie vergessen Jup.
    – Von Sieben, fügte Nab hinzu, Top gilt ebensoviel, wie ein Anderer.
    – Es ist aber nichts dabei zu wagen, Herr Cyrus, wiederholte Pencroff.
    – Das ist möglich, Pencroff; doch ich sage Ihnen noch einmal, ich nenne das sich ohne Nothwendigkeit einer Gefahr aussetzen!«
    Der halsstarrige Seemann schwieg und ließ das Gespräch fallen, doch nur um es bei passender Gelegenheit wieder aufzunehmen. Er dachte aber gewiß nicht daran, daß ein Zufall ihm zu Hilfe kommen und das, was jetzt vielleicht nur eine Laune von ihm war, in ein Werk der Nächstenliebe verwandeln sollte.
    Der Bonadventure hatte nämlich gewendet und hielt jetzt auf den Ballonhafen zu. Es erschien von Wichtigkeit, die passirbaren Durchfahrten zwischen den Sandbänken und Klippen kennen zu lernen, um sie nöthigenfalls mit Baken zu versehen, da die kleine Bucht als Hafen für das Schiff dienen sollte.
    Man war jetzt kaum eine halbe Meile von der Küste entfernt und mußte gegen den Wind aufkommen, wobei der Bonadventure auch deshalb nur sehr langsam vorwärts kam, weil die Brise, von dem hohen Lande aufgehalten, kaum noch die Segel schwellte und das spiegelglatte Meer sich nur bei einzelnen Windstößen kräuselte, welche dann und wann fühlbar wurden.
    Harbert stand am Vordertheile, um den Weg anzugeben, den das Schiff in den engen Fahrstraßen einzuhalten hatte, als er plötzlich laut rief:
    »Backbord, Pencroff, Backbord!
    – Was ist denn los? antwortete der Seemann sich erhebend. Etwa ein Felsen?
    – Nein, warte, sagte Harbert … Ich sehe so nicht gut … noch etwas Backbord … gut … noch etwas Backbord … gut … ein wenig Steuerbord …«
    Bei diesen Worten legte sich Harbert lang auf den Bordrand, tauchte den Arm schnell in’s Wasser und rief, ihn wieder erhebend:
    »Eine Flasche!«
    In seiner Hand hielt er eine verschlossene Flasche, die er eben, wenige Kabellängen von der Küste, erhascht hatte.
    Cyrus Smith nahm sie ihm ab. Ohne ein Wort zu sagen, lüftete er den Pfropfen, zog ein halbfeuchtes Papier heraus, von dem er die Worte las:
    Schiffbruch … Insel Tabor: 153° westliche Länge – 37°11’ südliche Breite.
Dreizehntes Capitel.
Bestimmung der Abfahrt. – Muthmaßungen. – Vorbereitungen. – Die drei Passagiere. – Die erste Nacht. – Die zweite Nacht. – Die Insel Tabor. – Nachforschungen am Strande. – Im Walde. – Niemand. – Die Thierwelt. – Pflanzen. – Eine Wohnung. – Verlassen.
    »Ein Schiffbrüchiger! rief Pencroff, verlassen auf der Insel Tabor, nur wenige hundert Meilen von uns O, Herr Cyrus, jetzt werden Sie sich der beabsichtigten Reise nicht ferner widersetzen!
    – Nein, Pencroff, antwortete Cyrus Smith, Sie mögen sobald als möglich absegeln.
    – Schon morgen?
    – Gleich morgen.«
    Der Ingenieur hielt das aus der Flasche gezogene Papier noch immer in der Hand; er sammelte einige Augenblicke seine Gedanken und sagte dann:
    »Aus der Art der Abfassung dieses Documentes, meine Freunde, denke ich, dürfen wir Folgendes schließen: Zunächst daß der Schiffbrüchige der Insel Tabor ein Mann mit besseren nautischen Kenntnissen ist, denn er giebt hier die Länge und Breite der Insel, mit der von uns gefundenen bis auf eine Minute übereinstimmend, genau an; zweitens muß er Engländer oder Amerikaner sein, da dieses Document in englischer Sprache geschrieben ist.
    – Das scheint logisch ganz richtig, stimmte Gedeon Spilett bei, und die

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