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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu Hilfe eilten, auch noch auf derselben? Wer mochte es sein? Würde seine Gegenwart in die bis dahin so einmüthige kleine Colonie auch keine Störung bringen? Würde er überhaupt zustimmen, sein jetziges Gefängniß mit einem anderen zu vertauschen? Diese und ähnliche Fragen, deren Lösung am nächsten Tage bevorstand, hielten sie vollkommen wach, und mit dem ersten Tageslichte durchstreiften ihre Augen suchend den weiten Horizont.
    »Land!« rief Pencroff früh gegen sechs Uhr.
    Da ein Irrthum seitens Pencroff’s nicht anzunehmen war, so mußte ein Land offenbar in Sicht sein.
    Welche Freude für die kleine Mannschaft des Bonadventure! Nach wenigen Stunden sollte sie das Gestade der Insel betreten!
    Die flache, kaum aus den Fluthen auftauchende Insel Tabor lag in einer Entfernung von kaum fünfzehn Meilen vor ihnen. Die Spitze des Bonadventure, welche ein wenig südlich an der Insel vorüber zeigte, wurde sogleich auf die Letztere gerichtet; mit der im Osten aufsteigenden Sonne kamen auch da und dort einige Berggipfel zum Vorschein.
    »Das ist ein Eiland von weit geringerer Ausdehnung als die Insel Lincoln, sagte Harbert, und verdankt wie diese ihre Entstehung jedenfalls einer unterseeischen vulkanischen Thätigkeit.«
    Um elf Uhr Vormittags war der Bonadventure nur noch zwei Meilen entfernt, und Pencroff segelte, da er durch dieses unbekannte Wasser eine geeignete Fahrstraße erst suchen mußte, sehr vorsichtig und nur ganz langsam weiter.
    Man überblickte jetzt das Gesammtbild des Eilandes, auf dem sich einige Gruppen grüner Gummibäume nebst verschiedenen anderen auch auf der Insel Lincoln vorkommenden Arten zeigten. Doch, wunderbar, kein Rauchsäulchen erhob sich zum Zeichen, daß die Insel bewohnt sei, und kein Signal erschien an irgend einem Punkte der Küste.
    Und dennoch bewies das Document handgreiflich das Vorhandensein eines Schiffbrüchigen, der gewiß nach Hilfe ausspähte.
    Inzwischen wand sich der Bonadventure durch das enge Fahrwasser, welches die Klippen frei ließen, und dessen Biegungen Pencroff mit größter Vorsicht folgte. Er hatte das Steuerruder an Harbert überlassen, und beobachtete vom Vordertheile aus selbst das Wasser, stets bereit, das letzte Segel, dessen Hißleine er in der Hand hielt, sofort einzuziehen. Gedeon Spilett überblickte, das Fernrohr vor den Augen, die ganze Küstenstrecke, ohne etwas Auffälliges wahrzunehmen.
    Schon war es fast zwölf Uhr, als der Kiel des Bonadventure den sandigen Grund streifte. Der Anker wurde ausgeworfen, die Segel eingebunden und die Besatzung des winzigen Schiffchens ging an’s Land.
    Daß man auf der Insel Tabor sei, darüber konnte nicht wohl ein Zweifel aufkommen, denn nach den neuesten Karten existirte in diesem Theile des Pacifischen Oceanes zwischen Neu-Seeland und der Westküste Südamerikas keine andere Insel.
    Das Schiff wurde möglichst haltbar befestigt, so daß es auch von der Ebbe nicht etwa entführt werden konnte; dann bestiegen Pencroff und seine Begleiter wohlbewaffnet das Ufer, um eine Art zweihundertundfünfzig bis dreihundert Fuß hohen Hügel zu erklimmen, der in der Entfernung einer halben Meile emporragte.
    »Von diesem Hügel aus, meinte Gedeon Spilett, gewinnen wir ohne Zweifel einen allgemeinen Ueberblick über das Eiland, der unsere weiteren Nachforschungen wesentlich erleichtern wird.
    – Das heißt also, antwortete Harbert, wir thun hier dasselbe, was Herr Cyrus auf der Insel Lincoln durch die Besteigung des Franklin-Berges zu erreichen suchte.
    – Ganz dasselbe, sagte der Reporter; das ist auch das empfehlenswertheste Verfahren.«
    Unter solchem Gespräche gingen die Forscher längs des Randes einer Wiese hin, die erst am Fuße jenes Hügels endigte. Ganze Schwärme Felstauben und Meerschwalben flatterten vor ihnen auf. Aus dem Walde längs der Wiese zur Linken hörten sie die Zweige brechen und die langen Gräser rascheln, ein Zeichen, daß sich sehr scheue Thiere darin befanden; nichts deutete aber bis jetzt auf ein Bewohntsein der Insel hin.
    Am Fuße des Hügels angelangt, erstiegen Pencroff, Harbert und Gedeon Spilett dessen Gipfel in wenigen Minuten, und konnten von diesem aus den Horizont nach allen Seiten übersehen.
    Sie befanden sich wirklich auf einem Eilande, dessen Umkreis kaum sechs Meilen betrug und das bei einer geringen Ausbuchtung der Küsten die Form eines verlängerten Ovales zeigte. Ringsum erstreckte sich das völlig verlassene Meer bis zu den Grenzen des Horizontes; kein Land, kein

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