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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Insel verlaufenden Wege längs des erwähnten Baches, der nach dem Meere führte.
    Wenn jene Thiere europäischer Abstammung und die Spuren der Arbeit von Menschenhänden unwiderleglich bewiesen, daß schon Jemand auf diesem Eiland verweilt habe, so thaten das verschiedene Erzeugnisse des Pflanzenreiches nicht minder. An manchen Stellen, vorzüglich an Waldblößen, erkannte man, daß der Boden, freilich wohl in ziemlich entlegener Zeit, mit Küchengewächsen bepflanzt worden war.
    Welche Luft für Harbert, als er hier Kartoffeln, Meerrettig, Sauerampfer, Möhren, Kohl, Steckrüben u. dergl. entdeckte, von denen er nur den Samen einzuheimsen hatte, um die Bodenproducte der Insel Lincoln ansehnlich zu vermehren.
    »Schön, schön! ließ sich Pencroff hören, das giebt eine Freude für Nab und uns Alle! Sollten wir nun auch den Schiffbrüchigen nicht finden, so ist diese Reise doch nicht vergeblich gewesen und Gott hat unseren guten Willen reichlich belohnt!
    – Gewiß, antwortete Gedeon Spilett; doch gerade wenn man den Zustand dieser Pflanzen in’s Auge faßt, wächst die Befürchtung, daß das Eiland schon seit langer Zeit unbewohnt sei.
    – In der That, erklärte Harbert, ein Bewohner, und mochte es gewesen sein, wer es wollte, hätte so wichtige und ausgedehnte Anpflanzungen nie so sehr vernachlässigt.
    – Ja, meinte Pencroff, der Schiffbrüchige ist wieder fort! …. Das ist daraus abzunehmen ….
    – Man müßte also dem Documente schon ein älteres Datum beilegen?
    – Offenbar.
    – Und jene Flasche wäre erst nach längerem Umherschwimmen bei der Insel Lincoln angetrieben?
    – Warum nicht? antwortete Pencroff. Doch schon beginnt es zu dunkeln; ich denke, wir ziehen vor, unsere Nachforschungen abzubrechen.
    – Kehren wir jetzt an Bord zurück, sagte der Reporter, und setzen unseren Ausflug morgen wieder fort.«
    Gewiß schien dieser Rath der klügste und sollte eben befolgt werden, als Harbert, nach einer nur undeutlich sichtbaren Masse zwischen den Bäumen weisend, ausrief:
    »Da, eine Wohnung!« Sofort begaben sich Alle in der angedeuteten Richtung nach jener hin. Beim Scheine der Dämmerung erkannte man, daß sie aus dicken, mit grober getheerter Leinwand überzogenen Planken erbaut war.
    Pencroff stieß die halb anliegende Thür auf und trat raschen Schrittes ein ….
    Die Wohnung war verlassen!

Vierzehntes Capitel.
Das Inventar. – Die Nacht. – Einige Buchstaben. – Fortsetzung der Nachforschungen. – Pflanzen und Thiere. – Harbert in ernstlicher Gefahr. – An Bord. – Die Abfahrt. – Schlechtes Wetter – Aufblitzender Instinct. – Verloren im Meere. – Ein rechtzeitiger Lichtschein.
    Schweigend standen Pencroff, Harbert und Gedeon Spilett in der tiefen Dunkelheit.
    Pencroff rief mit lauter Stimme.
    Keine Antwort.
    Der Seemann schlug Feuer und zündete ein dürres Reis an. Kurze Zeit erleuchtete dasselbe einen kleinen Raum, der vollständig verlassen schien. Im Hintergrunde desselben befand sich ein plumper Kamin mit etwas erkalteter Asche und daneben etwa ein Arm voll trockenen Holzes. Pencroff warf das brennende Reis hinein, das Holz flackerte auf und verbreitete ein helles Licht.
    Der Seemann und seine Gefährten bemerkten dann ein Bett in Unordnung, dessen feuchte und gelb gewordene Decken es bezeugten, daß es seit langer Zeit unbenutzt geblieben war; in einer Kaminecke standen zwei verrostete Siedekessel und ein umgestürzter Topf; ferner fand sich ein Schrank mit einigen schimmelbedeckten Seemannskleidungsstücken; auf dem Tische ein zinnerner Teller und eine durch die Feuchtigkeit halb zerstörte Bibel; weiterhin einige Werkzeuge, eine Schaufel, Axt, Spitzhaue, zwei Jagdgewehre, eines davon zerbrochen; auf einem Brette ein noch unberührtes Fäßchen Pulver, ein solches mit Blei und mehrere Schachteln Zündhütchen; auf Allem lag eine dicke Staubschicht, welche vielleicht lange Jahre hier angehäuft haben mochten.
    »Es ist Niemand hier, äußerte der Reporter.
    – Niemand! antwortete Pencroff.
    – Dieses Zimmer scheint auch schon seit langer Zeit nicht bewohnt, bemerkte Harbert.
    – Ja, gewiß seit langem! bestätigte der Reporter.
    – Ich denke, Herr Spilett, sagte Pencroff, es ist besser, die Nacht in dieser Behausung zuzubringen, als an Bord zurückzukehren.
    – Sie haben Recht, Pencroff, erwiderte Gedeon Spilett, und sollte auch sein Eigenthümer wieder kommen, so wird er sich nicht allzu sehr beklagen Gesellschaft zu finden.
    – Der kommt nicht wieder, versicherte

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