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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Spilett erklärte hierauf Cyrus Smith, daß er vor Allem für nöthig halte, die Blutung zu stillen, nicht aber die beiden Wunden zu schließen, noch ihre unmittelbare Vernarbung herbei zu führen, weil eine in das Innere reichende Verletzung vorliege und man keine Eiteransammlung in der Brust entstehen lassen dürfe.
    Cyrus Smith stimmte ihm vollkommen bei, und man beschloß, die beiden Wunden ohne Annäherung ihrer Ränder einfach zu verbinden. Zum Glück schien es nicht nöthig, sie durch Einschnitte zu erweitern.
    Besaßen die Colonisten nun aber ein wirksames Mittel gegen die bevorstehende Entzündung?
    Ja, sie hatten eines, denn die Natur hat es verschwenderisch ausgetheilt. Sie hatten kaltes Wasser, d.h. das mächtigste Sedativum gegen die Entzündung von Wunden, das wirksamste therapeutische Agens in den schwersten Fällen, das jetzt wohl die meisten Aerzte anerkennen. Dazu bietet das kalte Wasser den Vortheil, die Wunde vollständig in Ruhe zu lassen und sie vor zu frühzeitiger Erneuerung des Verbandes zu bewahren, ein um so größerer Vorzug, weil durch die Erfahrung bewiesen ist, wie verderblich die Berührung mit der Luft in den ersten Tagen wirkt.
    Gedeon Spilett und Cyrus Smith durchdachten diese Angelegenheit nur mit ihrem schlichten Menschenverstande und handelten so gut, wie es der tüchtigste Chirurg nicht besser gekonnt hätte. Auf die beiden Wunden des armen Harbert wurden Compressen aus gefalteten Leinenstücken gelegt und diese ohne Unterlaß mit frischem Wasser befeuchtet.
    Der Seemann hatte gleich Anfangs ein Feuer in dem Kamine der Wohnung entzündet, welche der nothwendigen Lebensmittel nicht entbehrte, und z.B. Ahornzucker bot, nebst Arzneipflanzen, – dieselben, welche der arme Harbert an den Ufern des Grant-Sees gesammelt hatte – aus denen ein erquickender Aufguß bereitet werden konnte, den man dem Kranken einflößte, ohne daß er sich dessen bewußt wurde. Das Fieber war schon ungemein heftig, und es verging der ganze Tag und die Nacht, ohne daß Jener zum Bewußtsein kam. Harbert’s Leben hing nur noch an einem Fädchen, das jeden Augenblick reißen konnte.
    Am andern Tage, dem 12. November, schöpften Cyrus Smith und seine Gefährten wieder einige Hoffnung. Harbert war aus seiner langen Bewußtlosigkeit erwacht. Er öffnete die Augen, erkannte Cyrus Smith, den Reporter und Pencroff, und flüsterte auch einige Worte. Was ihm geschehen, wußte er nicht. Man theilte es ihm mit, und Gedeon Spilett bat ihn, sich vollkommen ruhig zu verhalten, da sein Leben dann nicht in Gefahr sei und die Wunden in einigen Tagen vernarben würden. Im klebrigen litt Harbert fast gar nicht, und hatte das unausgesetzt angewendete kalte Wasser fast alle Entzündung verhindert. Die nothwendige Eiterung trat regelrecht ein, das Fieber schien nicht weiter zunehmen zu wollen, und man durfte hoffen, diese schwere Verwundung ohne traurige Katastrophe verlaufen zu sehen. Nach und nach ward es ruhiger in Pencroff’s Herzen. Er glich einer barmherzigen Schwester, einer Mutter am Schmerzenslager ihres Kindes.
    Harbert schlummerte wieder ein, doch war sein Schlaf jetzt ruhiger.
    »Sagen Sie mir noch einmal, daß Sie Hoffnung haben, Herr Spilett, bat Pencroff. Sagen Sie, daß Sie mir meinen Harbert retten werden.
    – Ja, wir werden ihn retten! antwortete der Reporter. Die Verwundung ist zwar sehr ernster Natur, vielleicht hat die Kugel die Lunge durchbohrt, doch ist die Perforation dieses Organes nicht nothwendig tödtlich.
    – Gott möge Sie hören!« sagte Pencroff.
    Leicht erklärlicher Weise hatten die Colonisten seit den vierundzwanzig Stunden ihres Aufenthaltes in der Hürde keinen anderen Gedanken als den, Harbert beizustehen. Sie kümmerten sich weder um die ihnen durch die etwaige Rückkehr der Sträflinge jetzt drohende Gefahr, noch um Vorsichtsmaßnahmen für die Zukunft.
    Jetzt aber, während Pencroff am Bette des Kranken wachte, besprachen sich Cyrus Smith und der Reporter über das, was zu thun sei.
    Zuerst durchsuchten sie die ganze Hürde. Von Ayrton keine Spur. Hatten ihn seine früheren Complicen weggeschleppt? War er von ihnen in der Hürde überrumpelt worden? Hatte er gekämpft und unterliegen müssen? Das Letztere bot die größte Wahrscheinlichkeit. Gedeon Spilett erkannte, als er den Palissadenzaun erkletterte, einen der Verbrecher, welcher, von Top hitzig verfolgt, über einen südlichen Abhang des Franklin-Berges zu entfliehen suchte. Er gehörte zweifellos zu denen, deren Canot an den

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