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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wunden mit der Befürchtung, sie möchten bei der nur unvollkommenen Vernarbung wieder aufgebrochen sein … Nichts dergleichen! Doch woher dann diese Prostration? Weshalb zeigte sich eine solche Verschlimmerung im Zustande Harbert’s?
    Der junge Mann verfiel bald in fieberhaften Schlummer, und der Reporter und Pencroff wachten an seinem Bette.
    Inzwischen unterrichtete Cyrus Smith seinen Diener von den Vorfällen bei der Hürde, und Nab schilderte seinem Herrn die Ereignisse, deren Schauplatz das Plateau gewesen war.
    Erst in letztvergangener Nacht hatten sich die Sträflinge am Saume des Waldes gezeigt, und zwar in der Nähe des Glycerineflusses. Nab, auf Wache neben dem Hühnerhofe, hatte nicht gezögert, auf Einen der Schurken zu feuern, ohne bei der Dunkelheit der Nacht erkennen zu können, ob er getroffen oder nicht. Jedenfalls war die Bande dadurch nicht vertrieben worden; Nab blieb kaum Zeit, das Granithaus zu erreichen, wo er sich mindestens in Sicherheit befand.
    Was sollte er nun aber thun? Wie die Verwüstungen hindern, welche dem Plateau seitens der Sträflinge drohten? Besaß er ein Mittel, seinen Herrn zu benachrichtigen? Zudem, in welcher Lage befand sich dieser mit den Uebrigen in der Hürde?
    Cyrus Smith und seine Genossen waren seit dem 11. November ausgezogen, und heute schrieb man den neunundzwanzigsten. Seit neunzehn Tagen entbehrte er von ihnen aller Nachrichten, außer den durch Top überbrachten Hiobsposten, daß Ayrton verschwunden, Harbert schwer verletzt und die noch übrige Gesellschaft in der Hürde so gut wie eingesperrt sei.
    Was nun thun? fragte sich der arme Nab. Seiner eigenen Person drohte zwar keine Gefahr, denn im Granithause konnten ihm die Verbrecher nicht zu nahe kommen. Aber die Baulichkeiten, die Pflanzungen, all’ diese Früchte ihrer Mühen in den Händen der Piraten! Sollte er nicht Cyrus Smith darum anrufen, was er beginnen solle, und ihm von dem einbrechenden Unheile Nachricht geben?
    Da kam ihm der Gedanke, Jup zu verwenden und ihm ein Zettelchen anzuvertrauen. Er kannte ja die hervorragende Intelligenz des Orangs, an deren Beweisen es nicht fehlte. Jup verstand auch das häufig gehörte Wort Hürde, und man erinnert sich, daß er mit Pencroff und dem Wagen oft genug dahin gekommen war. Noch dunkelte es ein wenig. Der behende Affe würde schon unbemerkt durch die Wälder schlüpfen, zumal ihn die Sträflinge für einen natürlichen Bewohner derselben ansehen mußten.
    Nab zauderte nicht. Er schrieb das Billet, befestigte es an Jup’s Halse, führte den Affen nach der Thür und ließ ein langes Seil bis zur Erde hinab gleiten; dann wiederholte er mehrmals die Worte:
    »Jup! Jup! Hürde! Hürde!«
    Das Thier verstand ihn, ergriff den Strick, glitt auf den Strand nieder und verschwand bald im Halbdunkel, ohne irgendwie die Aufmerksamkeit der Sträflinge zu erregen.
    »Du hast recht gehandelt, Nab, antwortete Cyrus Smith auf diese Erzählung; und doch, wenn Du uns ohne Nachricht ließest, hättest Du vielleicht noch besser gethan.«
    Hiermit spielte Cyrus Smith auf Harbert an, dessen Ueberführung seiner Wiederherstellung anscheinend so hinderlich werden sollte.
    Nab vollendete seinen Bericht. Am Strande waren die Sträflinge nicht erschienen. Unbekannt mit der Bewohnerzahl der Insel, konnten sie argwöhnen, daß das Granithaus von weit überlegenen Kräften vertheidigt werde, wenn sie sich daran erinnerten, wie zahlreiche Flintenschüsse ihnen früher aus den unteren und den oberen Felsenpartieen entgegen knatterten. Dagegen lag das Plateau der Freien Umschau offen vor ihnen, unbestrichen von dem Feuer des Granithauses. Hier folgten sie ganz ihrem Naturtriebe, zu verwüsten, zu plündern, zu sengen und zu brennen aus reiner Luft daran. Nur eine halbe Stunde vor Eintreffen der Colonisten, die sie noch in der Hürde glauben mochten, zogen sich die Raubgesellen zurück.
    Nab verließ sofort seinen geschützten Aufenthalt. Auf die Gefahr hin, eine Kugel zu bekommen, war er nach dem Plateau zurückgekehrt; er hatte den Brand, wenn auch ohne großen Erfolg, zu bekämpfen gesucht, bis seine Gefährten am Saume des Waldes erschienen.
    Das waren die betrübenden Vorfälle. Die Gegenwart der Sträflinge bildete eine fortwährende Bedrohung der Colonisten auf Lincoln, die, bis jetzt so glücklich, jeden Tag ein neues Unglück fürchten mußten.
    Gedeon Spilett blieb bei Harbert und Pencroff im Granithause, während Cyrus Smith in Begleitung Nab’s sich von der Ausdehnung des

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