Die geheimnißvolle Insel
»amerikanische Kaninchen« bekannt.
Die Jagdbeute wurde nun nach dem Granithause heimgebracht, wo sie zum Abendbrod auf der Tafel erschienen. Der köstliche Geschmack dieser Thierchen wurde von Allen gelobt. Der Kaninchenbau versprach der Colonie eine eben so geschätzte, als unerschöpfliche Hilfsquelle zu bieten.
Am 31. Mai gingen die Zwischenwände ihrer Vollendung entgegen. Jetzt galt es nur noch, die Zimmer mit dem nöthigen Mobiliar auszustatten, eine Arbeit, die man den langen Tagen des Winters vorbehielt. In der ersten Abtheilung, welche als Küche diente, wurde ein Kamin hergestellt. Das Rohr, das zur Abführung des Rauches dienen sollte, machte den wackeren Leuten einiges Kopfzerbrechen. Cyrus Smith erschien es am einfachsten, ein solches aus Thonmasse anzufertigen; da man nicht daran denken konnte, dasselbe nach dem oberen Plateau zu führen, so schlug man über dem Fenster der Küche noch ein Loch in den Granit und leitete dasselbe schräg da hin, wie das Blechrohr eines gußeisernen Ofens. Vielleicht, ja sogar wahrscheinlich, würde die Feuereinrichtung bei Ostwind, der direct an die Façade schlug, etwas rauchen, doch wehten diese Winde erstens nur selten und zweitens war auch Nab, der Koch, nach dieser Seite nicht so empfindlich.
Nach Beendigung der inneren Einrichtungen beschäftigte sich der Ingenieur damit, die frühere Abfluß-Mündung wieder zu verschließen, so daß jeder Zugang von dieser Seite unmöglich wurde.
Entfliehende Höhlenbewohner. (S. 206.)
Man rollte also Felsstücke vor die Oeffnung und vermauerte diese bestens. Noch sah Cyrus Smith von dem Vorhaben ab, das Wasser des Sees wieder über die Mündung ansteigen zu lassen. Er begnügte sich damit, dieselbe durch Kräuter, Büsche und Gesträuch zu verstecken, welche in die Zwischenräume der Felsenstücke gepflanzt wurden und von denen man hoffte, daß sie mit dem nächsten Frühling üppig aufwuchern würden.
Jedenfalls benutzte er aber die frühere Abflußrinne noch, um der neuen Wohnung die Zuleitung süßen Wassers aus dem See zu sichern.
Die Trinkwasserleitung der Colonisten. (S. 208.)
Die künstliche Quelle, welche man durch Erbohrung eines kleinen Loches unter dem See-Niveau gewann, lieferte etwa 150 Liter den Tag, also konnte es dem Granithause an Wasser voraussichtlich niemals fehlen.
Endlich war Alles fertig, und es wurde auch hohe Zeit, denn schon meldete sich die schlechte Jahreszeit. Dichte Läden gestatteten die Fensteröffnungen zu schließen, in Erwartung, daß der Ingenieur einmal Muße finden werde, Fensterglas zu fabriciren.
Gedeon Spilett hatte in den Felsenritzen und um die Fenster sehr kunstvoll verschiedene Pflanzen angebracht, so daß die Oeffnungen mit reizenden grünen Rahmen umschlossen waren.
Die Bewohner der sicheren, gesunden und festen Wohnung konnten mit ihrem Werke gewiß zufrieden sein. Durch die Fenster schweifte ihr Blick über einen grenzenlosen Horizont, den die beiden Kiefer-Caps im Norden und das Krallen-Cap im Süden abschlossen. Prächtig dehnte sich die ganze Unions-Bai vor ihren Augen aus. Gewiß, die wackeren Colonisten hatten alle Ursache, sich über ihre Erfolge zu freuen, und Pencroff sparte auch seine Lobsprüche nicht, wenn er im Scherz von »seiner Wohnung im fünften Stock über dem Entresol« sprach!
Zwanzigstes Capitel.
Die Regenzeit. – Die Kleidungsfrage. – Eine Robbenjagd. – Fabrikation von Kerzen. – Häusliche Arbeiten. – Die beiden Brückchen. – Rückkehr von einem Besuche der Austernbank. – Was Harbert in seiner Tasche fand.
Mit dem Monat Juni, der dem December der nördlichen Erdhälfte entspricht, begann nun ernstlich der Winter und führte sich mit Platzregen und Windstößen ein, welche einander ohne Unterbrechung folgten. Jetzt lernten die Bewohner des Granithauses die Vortheile einer Wohnung schätzen, die sie vor jeder Unbill der Witterung schützte. Zur Ueberwinterung hätten sich die lustigen Kamine gewiß unzulänglich erwiesen, abgesehen davon, daß bei den anhaltenden, steifen Seewinden das Wasser wahrscheinlich bis in dieselben hineingetrieben worden wäre. Cyrus Smith ordnete hiergegen noch einige Vorsichtsmaßregeln an, um die Schmiede nebst den dort eingerichteten Oefen möglichst zu sichern.
Während des ganzen Monats Juni verwendete man die Zeit auf verschiedene Arbeiten, ohne die Jagd und den Fischfang, durch welche die Vorräthe der Speisekammer nach Kräften vermehrt wurden, zu vernachlässigen. Sobald er die
Weitere Kostenlose Bücher