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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bildeten, stehenden Linie. So konnte die Wohnung von den bösesten Winden, d.h. denen aus Nordosten, nur schräg getroffen werden, da sie die Felsenecke bis zu einer gewissen Grenze davor schützte.
     

    Der Aufgang nach dem Granithause. (S. 205.)
     
    Vor der Hand und bis man einst Fensterrahmen gefertigt haben würde, beabsichtigte der Ingenieur die Oeffnungen durch dichte Läden zu schließen, welche Wind und Regen abhielten und im Nothfalle selbst verborgen werden konnten.
    Zuerst galt es also, die nöthigen Oeffnungen auszubrechen. Mit der Spitzhaue wäre das eine zu lange dauernde Arbeit gewesen, jedenfalls nicht im Sinne Cyrus Smith’s, welcher heroischere Mittel anzuwenden liebte. Noch besaß er eine gewisse Menge Nitro-Glycerin, das er nutzbar zu machen gedachte. Die Wirkung dieser explodirenden Substanz wurde also auf geeignete Weise örtlich beschränkt, und es gelang dadurch, den Granit nur an den gewünschten Stellen zu sprengen. Nun vollendeten Spitzhaue und Hacke die Form der Fensteröffnungen, der Gucklöcher und der Thür, glätteten die mehr oder weniger zerrissenen Felsenrahmen, und wenige Tage nach dem Beginn der Arbeiten schien das erste Morgenroth in das Granithaus hinein und erhellte dasselbe bis in seine entferntesten Tiefen.
    Nach dem von Cyrus Smith entworfenen Plane sollte die Wohnung in fünf Einzelräume mit der Aussicht nach dem Meere abgetheilt werden, zur Rechten einen gemeinschaftlichen Vorraum mit der Thür nach der anzulegenden Stiege erhalten, daran stoßend eine dreißig Fuß lange Küche, ein vierzig Fuß langes Speisezimmer, einen Schlafraum von derselben Größe und endlich ein von Pencroff vorgeschlagenes »Fremdenzimmer«, das an den großen Saal anstieß.
    Diese Zimmer, oder vielmehr diese Zimmerreihe, welche die Wohnung im Granithause bildeten, durften die ganze Tiefe des kleineren Höhlentheils nicht ausfüllen. Sie erhielten nämlich noch einen gemeinschaftlichen Corridor und ein langgestrecktes Magazin, in welchem die Geräthe, Nahrungsmittel und Vorräthe aller Art bequem Platz fanden. Alle Producte der Insel aus dem Pflanzen-und dem Thierreiche befanden sich hierin in dem zu ihrer Conservirung günstigsten Zustande und vollkommen vor Feuchtigkeit geschützt. An Raum mangelte es ja nicht, so daß Alles in schönster Ordnung untergebracht werden konnte. Ueberdem besaßen die Colonisten noch die kleine Höhlung über der von ihnen bewohnten, welche gewissermaßen einen Speicher darstellte.
    Nachdem man sich über diesen Plan geeinigt, schritt man sofort zu dessen Ausführung. Die Bergleute wurden wieder zu Ziegelstreichern. Die fertigen Mauersteine lagerte man zu Füßen des Granithauses ab.
    Bis jetzt stand Cyrus Smith und seinen Gefährten noch immer kein anderer Zugang zu ihrer Höhle zu Gebote, als die frühere Wasserrinne. Diese Art der Communication nöthigte sie aber immer, erst das Plateau der Freien Umschau zu besteigen, und zwar auf dem Umwege längs des Flußufers, dann zweihundert Fuß tief durch den unterirdischen Gang hinab zu gehen und ebenso weit wieder empor zu klimmen, wenn sie nach dem Plateau zurück wollten. Es versteht sich, daß hierdurch Zeitverluste und manche Anstrengungen entstanden. Cyrus Smith beschloß also, unverzüglich die Herstellung einer festen Strickleiter in die Hand zu nehmen, welche ja zurückgezogen den Aufgang zu dem Granithause unwegsam machte.
    Diese Strickleiter wurde mit peinlichster Sorgfalt angefertigt, und bestanden ihre Längenseite aus Fasern des »Curryjonc«, die man, ganz ähnlich, wie es die Seiler thun, zusammendrehte und welche dadurch eine mehr als hinreichende Festigkeit erlangten. Zu den Stufen verwendete man eine Art rothe Cedern, deren Aeste von leichter und sehr zäher Natur sind. Das ganze Werk vertraute man dann Meister Pencroff’s geübten Händen an.
    Daneben wurden auch noch andere Seile aus Pflanzenfasern fabricirt und an der Thür ein roh zugerichteter Flaschenzug angebracht. Das erleichterte wesentlich die Herbeischaffung der Materialien, mit denen man die eigentliche innere Einrichtung begann. An Kalk fehlte es ja nicht und einige Tausend Ziegelsteine harrten nur ihrer Verwendung. Das wenn auch etwas rohe Zimmerwerk der Scheidewände wurde ohne Schwierigkeiten aufgestellt, und in kurzer Zeit war die ganze Abtheilung der Höhle entsprechend dem vorher entworfenen Plane in fünf Einzelräume getheilt.
    Unter Leitung des Ingenieurs, der auch selbst mit Hammer und Kelle zugriff, schritten diese

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