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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auch noch den Speisesaal, der zu den gemeinschaftlichen Arbeiten diente, mit einem Kamine.
    Während dieser Kälteperiode konnte sich Cyrus Smith nicht genug Glück wünschen, aus dem Grants-See einen kleinen Wasserlauf nach dem Granithause geleitet zu haben. Da derselbe unter der Eisdecke seinen Anfang nahm, blieb das Wasser, bei dem scharfen Falle durch die frühere Abflußrinne, immer flüssig und sammelte sich in einem bequem gelegenen Reservoir, von dem aus das überschüssige durch den senkrechten Schacht nach dem Meere ablief.
    Bei der jetzt ausnehmend trockenen Witterung beschlossen die Colonisten, die sich so warm als möglich bekleideten, einen Tag zu einem Ausfluge nach jenem Theile der Insel zu verwenden, der im Südosten zwischen der Mercy und dem Krallen-Cap lag. Er bestand aus einem großen, sumpfigen Terrain, und versprach eine erfolgreiche Jagd, da er Wasservögel in Menge bergen mußte.
    Da der Weg wohl neun Meilen und der Rückweg also ebenso viel betrug, so mußte die Tageszeit gut ausgenutzt werden, und da es sich um die Erforschung noch gänzlich unbekannter Strecken handelte, sollte die ganze Colonie daran theilnehmen. So verließen denn Cyrus Smith, Gedeon Spilett, Harbert, Nab und Pencroff am Morgen des 5. Juli schon früh um sechs Uhr, als kaum der Tag zu grauen begann, Alle mit Spießen, Schlingen, Pfeilen und Bögen ausgerüstet, das Granithaus, und fröhlich sprang der jagdlustige Top vor ihnen her.
    Man schlug den kürzesten Weg ein, nämlich den über die Mercy, deren Eisdecke jetzt einen Uebergang gestattete.
    »Aber, bemerkte der Reporter, eine ernsthafte Brücke vermag das doch nicht zu ersetzen.«
    So wurde denn der Bau einer »ernsthaften« Brücke unter den zunächst vorzunehmenden Arbeiten verzeichnet.
    Zum ersten Male setzten die Colonisten den Fuß auf das rechte Ufer des Flusses und drangen zwischen die großen und prächtigen, jetzt schneebedeckten Coniferen desselben hinein.
    Noch hatten sie keine halbe Meile zurückgelegt, als aus dichtem Gesträuche, das als Lager gedient zu haben schien, eine ganze Heerde Vierfüßler durch Tops Gebell aufgescheucht wurde.
    »O, man könnte jene für Füchse halten!« rief Harbert, als er die ganze Gesellschaft eiligst entfliehen sah.
    Wirklich waren es solche, aber von sehr großer Gestalt, und ließen ebenfalls eine Art Bellen hören, über das selbst Top erstaunte, denn er stellte plötzlich jede Verfolgung ein und gewährte den schnellfüßigen Thieren Zeit zum Entkommen.
    Tops Stutzen war ganz erklärlich. Durch ihr Gebell indeß verriethen diese Füchse mit grauröthlichem Pelze, schwarzem Schwanze mit weißem Endbüschel ihr Geschlecht jedem Naturkundigen deutlich genug. Harbert erkannte sie sofort als eine Abart, die man in Chili und überhaupt in denjenigen Gegenden Amerikas häufig antrifft, welche vom siebenunddreißigsten und vierzigsten Breitengrade begrenzt werden. Der junge Mann bedauerte sehr, daß Top kein einziges dieser Raubthiere gefangen hatte.
    »Sind sie eßbar? fragte Pencroff, der alle Repräsentanten der Fauna ihrer Insel nur von diesem speciellen Gesichtspunkte aus betrachtete.
    – Nein, erwiderte Harbert; übrigens sind die Zoologen wegen der Pupillen dieser Füchse noch nicht einmal einig, ob sie nicht etwa dem eigentlichen Hundegeschlechte beizuzählen sind.«
    Cyrus Smith konnte sich des Lächelns nicht erwehren, als er den jungen Mann so ernsthaft dociren hörte. Für den Seemann hatten natürlich diese Füchse, seitdem er sich von ihrer Nichtverwendbarkeit als Nahrungsmittel unterrichtet, keinerlei Werth mehr. Er erwähnte nur, daß man nach Errichtung eines Viehhofes beim Granithause einige Maßregeln gegen den Besuch dieser Burschen nicht würde vernachlässigen dürfen, worin ihm Alle beistimmten.
    Nach Umgehung der Inselspitze sahen die Wanderer eine lange ebene Fläche vor sich, welche wenig geneigt gegen das Meer verlief, Der Himmel war sehr rein, sowie es bei lange andauernder starker Kälte vorzukommen pflegt; durch ihr schnelles Gehen erwärmt fühlten aber Cyrus Smith und seine Gefährten die Rauhigkeit der Temperatur fast gar nicht. Uebrigens regte sich kein Lüftchen, ein sehr günstiger Umstand, durch den auch eine bedeutende Temperatur-Erniedrigung weit erträglicher wird. Glänzend, aber ohne Wärme, stieg die Sonne aus dem Ocean empor und zog ihre enorme Scheibe über den Horizont; das Meer bildete eine ruhige Fläche von bläulicher Farbe, wie die eines Landsees bei reinem Himmel. Etwa

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