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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erzeugen diese durch Absorbirung von Meeressalzen den Kalk, der die enormen unterseeischen Risse zusammensetzt, deren Härte und Festigkeit mit dem Granit wetteifern. Noch früher, bei Gelegenheit der ersten Schöpfungsperioden, drängte die Natur durch Feuerskraft die Landmassen empor; jetzt überträgt sie dieses Geschäft mikroskopischen Thierchen, da die Kräfte des Erdeninnnern offenbar abgenommen haben, was durch die große Zahl thatsächlich erstorbener Vulkane bewiesen wird. Ich neige sogar zu der Meinung, daß wenn einst Jahrhunderte auf Jahrhunderte gefolgt sind, sich das ganze Stille Weltmeer wieder in einen großen Continent verwandeln wird, auf dem dereinst neue Geschlechter wohnen.
     

    Zum ersten Male über die Mercy. (S. 220.)
     
    – Das wird lange dauern! sagte Pencroff.
    – Der Natur fehlt nicht die Zeit dazu, antwortete der Ingenieur.
    – Wozu sollen aber diese neuen Continente dienen? fragte Harbert. Mir scheinen die vorhandenen für die Menschheit völlig auszureichen, und doch thut die Natur bekanntlich Nichts ohne Zweck.
     

    »Mein Sohn, laß mich bei dem Glauben …« (S. 230.)
     
    – Nichts ohne Zweck, wiederholte der Ingenieur: doch ist man wohl auch im Stande, die Nothwendigkeit dieser neuen Landmassen für die Zukunft jetzt zu erklären, vorzüglich in der an Korallenriffen so reichen Tropenzone. Wenigstens erscheint diese Erklärung ziemlich annehmbar.
    – Sprechen Sie, Mr. Cyrus, wir hören gern.
    – Nun, mein Gedanke ist etwa folgender: Im Allgemeinen geben die Gelehrten zu, daß die Erde einmal untergehe oder vielmehr, daß in Folge der fortwährenden Abkühlung, der sie unterliegt, das thierische und pflanzliche Leben zur Unmöglichkeit werden müsse; nur über die Ursache dieser Erkaltung sind sie noch nicht ganz einig. Die Einen glauben, daß sie eine Folge der in Millionen von Jahren nothwendigen Abkühlung der Sonne sein wird, die Andern nehmen an, daß das Feuer im Innern der Erdkugel nach und nach ganz verlösche; das Feuer, dem sie einen viel weiter reichenden Einfluß zuschreiben, als man gewöhnlich annimmt. Ich für meinen Theil neige mehr der letzteren Anschauung zu, unter Zugrundelegung der Thatsache, daß der Mond ja ein solcher erkalteter Weltkörper ist, während die Sonne ihm noch heute dieselben Wärmestrahlen wie uns zusendet. Ist aber der Mond erstarrt, so kann das in diesem Falle nur von dem Verlöschen der Feuer in seinem Innern herrühren, denen er wie alle Gebilde des Planetensystems seinen Ursprung verdankt. Doch aus welchem Grunde das auch geschehe, jedenfalls wird unser Erdkörper einmal erkalten, wenn das auch nur ganz allmälig vor sich geht. Was muß die Folge sein? Gewiß werden die gemäßigten Zonen ebenso unbewohnbar werden, wie es jetzt die am Pole sind. Die Bevölkerung an Menschen und Thieren wird nothwendig in der von der Sonne noch stärker erwärmten tropischen Zone zunehmen, es wird eine ungeheure Völkerwanderung werden. Europa, Asien, das nördliche Amerika, Australasien und die südlicheren Theile SüdAmerikas müssen nach und nach verlassen werden. Die Vegetation folgt dann dem Menschen nach. Flora und Fauna werden sich gleichzeitig nach dem Aequator hinziehen. Die tropischen Theile Amerikas und Afrikas entwickeln sich zu den am meisten bewohnten Continenten. Lappen und Samojeden finden die gewohnten klimatischen Verhältnisse des Polarmeeres etwa am Mittelländischen Meere wieder. Wer sagt uns nun, daß jener Zeit die Aequatorgegenden nicht zu klein sein möchten, die ganze Menschheit aufzunehmen und zu ernähren? Warum sollte die Alles voraussehende Natur, um der pflanzlichen und thierischen Auswanderung Raum zu gewähren, nicht schon jetzt für die Grundlagen eines neuen Continentes unter dem Aequator sorgen, deren Zurichtung sie jenen Infusorien anvertraut? Ich habe diese Sache nicht selten überdacht und glaube es ernstlich, daß unsere Erdkugel dereinst vollständig umgewandelt werden wird, daß in Folge des Auftauchens neuer Continente die alten von den Meeren überfluthet und daß ein Columbus späterer Jahrhunderte die Insel Chimboraco, Himalaja oder Montblanc, die Reste des untergegangenen Amerikas, Asiens und Europas, entdecken wird. Endlich kommen auch diese neuen Continente in den Zustand der Unbewohnbarkeit; ihre Wärme entschwindet, wie die eines Körpers, den die Seele verließ, und alles Leben erlischt, wenn auch nicht für immer, so doch auf gewisse Zeit, von unseren Planeten. Vielleicht ruht er dann nur aus, um

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