Die geheimnisvolle Diebesbande
der Dame nicht, sie wohnt hier in der Nähe.“
„Wissen Sie“, mischte sich nun auch Tina ins Gespräch und setzte ihr liebenswürdigstes Lächeln auf, „wir sind nur in den Ferien hier und suchen ein bißchen Abwechslung. Bei diesem Wetter kann man ja nichts unternehmen, wir langweilen uns schrecklich, und da dachten wir...“
„Das ist eine geschlossene Gesellschaft!“ schnitt Herr Weißfuß ihr das Wort ab. „Ich glaube nicht, daß sie Gäste aufnehmen. Sie sind nur Mittwoch und Freitag abend hier, von sieben bis zehn. Der Eingang ist vorn. Aber jetzt ist niemand da. Ihr könnt ja Mittwoch abend wiederkommen, aber ich sage euch gleich, es ist sinnlos. Und nun raus, dies ist ein Privatgrundstück, und die Damen sehen es nicht gern, wenn sich Fremde hier aufhalten.“
Tobbi schnitt hinter dem Rücken des Mannes eine Grimasse. Das war vielleicht ein unhöflicher Kerl! Aber es hatte keinen Sinn, sich mit ihm herumzustreiten.
„Entschuldigen Sie bitte, wir hatten wirklich nicht die Absicht, jemanden zu stören. Wir gehen ja schon. Auf Wiedersehen, der Herr!“
Tobbi machte eine übertriebene Verbeugung und ging den Mädchen voraus zum Tor zurück. Der Clubwart sah ihnen nach, bis sie um die Ecke der nächsten Straße verschwunden waren.
„Komischer Kerl!“ schimpfte Tini. „Was haben wir denn verbrochen, daß er so unhöflich ist?“
„Vielleicht hielt er uns für das Phantom — die geheimnisvollen Einbrecher von Feldham“, sagte Tina kichernd. „Sehe ich nicht aus, als verbrächte ich meine Nächte in Discotheken und rauchte eine Zigarette nach der anderen?“
„Genauso habe ich mir das Phantom vorgestellt. Nur eins vermisse ich an dir, meine liebe Tina: die Ordnungsliebe. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß du schon mal aufgeräumt hättest, wenn du meinen Schreibtisch nach einem Kugelschreiber oder einem Briefumschlag durchwühlt hast!“ stellte Tobbi fest. „Aber vielleicht sind die alten Leute wirklich überängstlich, seit ganz in ihrer Nähe eingebrochen worden ist. Na schön, fahren wir wieder nach Hause. Ich frage mich, was wir hier überhaupt gesucht haben. Wißt ihr es?“
Manchmal genügt ein Stück Erdbeertorte
„Worüber denkst du nach?“
„Ach, nichts. Du lieber Himmel, es fängt schon wieder an zu regnen! Bald werden uns Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen wachsen!“
Tini lehnte die Stirn gegen die Fensterscheibe und starrte in die tiefhängenden, bleigrauen Wolken.
„Du grübelst doch über etwas nach! Ich kenne dich, mir kannst du nichts vormachen! Also — was ist es?“ fragte Tina energisch.
„Na schön, wenn du’s unbedingt wissen willst: mir geht der blöde Kerl nicht aus dem Kopf, der uns da heute vormittag so angemotzt hat. Ich möchte wissen, warum er sich so aufgeregt hat. Er hatte überhaupt keinen Grund!“
„Vielleicht hatte er einen“, murmelte Tobbi geistesabwesend, denn er studierte gerade die Sportveranstaltungen des Wochenendes.
„Was für einen Grund sollte er denn haben?“ meinte Tina achselzuckend. „Ich wüßte keinen.“
„Nun, wenn wir zum Beispiel etwas gesehen hätten, was wir nicht sehen sollten. Oder im Begriff waren, etwas zu entdecken, was nicht für unsere Augen bestimmt war“, überlegte Tini.
„Meinst du etwa, sie hätten ein paar Leichen im Keller?“ Tina lachte hell auf. „Da muß ich dich enttäuschen. Soweitich sehen konnte, befanden sich in dem Kellerraum nur ein paar alte Kisten und zerbrochene Möbel. Und ein Loch im Boden.“
„Ein Loch im Boden?“
„Ja, ein Eingang in einen zweiten Keller, in den man über eine Leiter einsteigen mußte. Der Deckel war zur Seite gezogen, deshalb fiel mir das auf.“
„Ha, Tini, siehst du? Dein Traum geht in Erfüllung!“ Tobbi sprang auf und verzerrte sein Gesicht zu einer schaurigen Maske. „Dort unten stürzen sie ihre reichen Clubmitglieder hinunter, nachdem sie ihr Testament gemacht haben.“
„Quatsch. Kannst du nicht mal ernst bleiben? Die Art, wie dieser Weißfuß reagiert hat, war einfach unnatürlich. Erst seine Hektik und Nervosität, und als er dann hörte, was wir wollten, versuchte er uns abzuwimmeln. Geschlossene Gesellschaft, das ist doch lächerlich! Sie nehmen keine Gäste auf! Woher will er denn das wissen?“
„Du meinst also, daß er was mit unserer Diebstahlsache zu tun hat?“ fragte Tina erstaunt.
„Ich gebe ja zu, daß es ziemlich aus der Luft gegriffen ist. Wahrscheinlich angele ich nur nach diesem Strohhalm, weil wir so
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