Die geheimnisvolle Diebesbande
absolut nichts in Händen haben, was uns weiterbringt. Es war eine Idee, die mir plötzlich durch den Kopf schoß, als wir bei Frau Erler standen und zu dem Haus hinübersahen. Frau Erler sagte, es solle in der Nacht des Diebstahls sehr laut gewesen sein, und im gleichen Augenblick dachte ich: das war vielleicht kein Zufall! Eine Gruppe Jugendlicher, die in dem Keller des Altenclubs eine Art Clubraum hat — zumindest für diesen Einbruch war das ideal. Ein Plattenweg führt ums Haus herum und quer durch den Garten bis zum Komposthaufen hinten am Zaun. Auf den Platten sind bei dem starken Regen kaum Fußspuren zu entdecken. Sie können also leicht dort über den Zaun geklettert sein. Auf der anderen Seite des Zauns ist der Garten so verwildert, daß du Spuren leicht unkenntlich machen kannst, du brauchst nur das verfaulte Laub ein wenig aufzuschütteln.“
„Das wäre der eine Einbruch. Und die anderen?“ fragte Tina.
„Die anderen waren sicher von langer Hand vorbereitet. „Dieser hier wurde verübt, weil die Gelegenheit gerade besonders günstig war — gleich einen Tag nach dem Einbruch bei Lisa Hofer. Es spricht nur eins dagegen...“
„Und das wäre?“
„Die Spuren. Wenn es wirklich ein paar Jugendliche waren, würden sie nicht extra durch eine künstlich gelegte Fährte darauf hinweisen. Und nun überlege ich mir...“
„Ja?“
„Was denn?“
Tina und Tobbi hingen wie gebannt an Tinis Lippen.
„Ob vielleicht dieser Weißfuß dahintersteckt. Oder mit jemandem aus dem Kreis der Jugendlichen zusammenarbeitet. Vielleicht erpreßt er einen von ihnen. Oder teilt mit ihnen die Beute. Vielleicht sind sie dumm und lassen sich von ihm ausnützen. Ja, schaut mich nicht so entgeistert an, ich weiß, das ist alles Spinnerei.“
„Vielleicht auch nicht.“
„Dieser Weißfuß war mir sofort unsympathisch“, platzte Tina heraus. „Wie er an dem Abend herumschlich. Er sagte kein Wort, aber man hatte das Gefühl, daß er gierig jedes Wort einsog, das gesprochen wurde. Der lebt doch bei den schrulligen Alten wie die Made im Speck! Geschwätzig wie sie sind, braucht er nur seine kleinen Lauscher aufzustellen und bekommt jede Information, die er wünscht!“
„Da hast du recht“, sagte Tobbi. „Könnt ihr euch vorstellen, wie die alte Wohlgemut geschwärmt hat, nachdem sie bei Frau Hofer zum Tee war! Bis in alle Einzelheiten wird sie ihren Freundinnen die Wohnung beschrieben haben, er brauchte nur noch hinzugehen und sie in aller Ruhe auszuräumen!“
„Irre ich mich, oder kam er erst nach dem Konzert?“ fragte Tini lauernd. „Ich jedenfalls habe ihn erst hinterher gesehen.“
„Ich auch.“
„Er wäre mir sicher aufgefallen, wenn er schon vorher dagewesen wäre“, überlegte Tobbi. „Ich habe mir die Leute sehr genau angesehen. Er war nicht dabei.“
„Also kann er sehr gut während des Konzerts Frau Hofers Wohnung einen Besuch abgestattet haben“, stellte Tini fest. „Es ist zwar nur eine Vermutung, aber in Ermangelung anderer Spuren finde ich, sollten wir diese ein wenig weiterverfolgen. Wir müssen unbedingt mehr über Herrn Weißfuß erfahren. Und auch über den Jugendclub, der vorgibt, eine geschlossene Gesellschaft zu sein.“
„Wißt ihr was? Wir hocken viel zu viel hier zu Hause herum!“ Tina sah die beiden anderen eindringlich an. „Wir sollten unter die Leute gehen! Beim Frisör, in den Läden, im Café haben wir viel eher eine Chance, etwas zu hören, was uns weiterbringt. Und deshalb lade ich euch jetzt ins Café zu einem Stück Kuchen und einem Eis ein. Ich werde meine hundert Mark in eine Spesenkasse einbringen, aus der wir unsere Ausgaben bestreiten.“
„Das ist die Idee! Ich habe gesehen, daß es schon Erdbeerkuchen gibt!“ Tobbi verdrehte verzückt die Augen. „Ein Gedicht, sage ich euch!“
„Also, nichts wie hin!“
Ihre Fahrräder stellten sie auf dem großen Platz vor dem Rathaus ab. Sie warfen einen Blick in die Auslagen des großen Schuhgeschäftes und der Geschenke-Boutique daneben. Dann betraten sie das Café.
„Wir haben Glück, am Fenster wird gerade ein Tisch frei!“ sagte Tini und schob sich an den anderen vorbei, um drei Plätze zu belegen. „Sucht ihr den Kuchen aus? Für mich bitte auch Erdbeerkuchen. Was wollt ihr trinken?“
„Cola.“
„Für mich Eisschokolade.“
„Wird gemacht.“
Tini kam gerade rechtzeitig, um zwei Jungen in Lederjacken den Tisch vor der Nase wegzuschnappen.
„Tut mir leid, reserviert!“ sagte sie energisch.
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