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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Saparin
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den Weg kommt. Aber wie ging
    es zu, daß der Wagen rechtzeitig nach links abbog, um
    einen Zusammenstoß zu vermeiden?
    Soja schaute sich unwillkürlich um. Vielleicht saß Bobrow
    hinter ihr und machte sich über sie lustig? Der Wagen
    konnte ja auch eine doppelte Steuerung haben. Aber der
    Sitz hinten war leer. Die Aktenmappe mit dem zugezoge-
    nen Riemen lag nach wie vor auf ihrem alten Platz, nur
    der graue Hut war, anscheinend durch das scharfe Ab-
    biegen, in die Ecke gerollt.
    Nach einer weiteren Minute fand Soja das eben Erlebte
    gar nicht mehr so erstaunlich, wie es ihr erst vorkam.
    Wenn man einen Wagen zum Hupen bringen konnte,
    warum sollte es dann nicht möglich sein, außerdem noch

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    einen Apparat einzubauen, der das Lenken übernahm?
    Soja war sich zwar keine Minute darüber im Zweifel
    gewesen, daß es für all diese kleinen Erlebnisse, die ihr
    in der letzten Stunde widerfahren waren, eine Erklärung
    geben mußte, sie war aber doch froh, daß sie nun eine
    Lösung gefunden hatte, die ihr einleuchtend schien.
    Ein Roman kam ihr in den Sinn, der davon handelte, wie
    die Maschinen gegen ihren Schöpfer — den Menschen —
    in Aufstand gerieten.
    Was hatten sich die Schriftsteller nicht schon alles aus-
    gedacht über die Zukunft, die die Menschen erwartet!
    Da gab es unsichtbare Menschen, denkende Gegenstände
    und eine vierte Dimension. Und in Wirklichkeit sah diese'
    Zukunft ganz anders aus. Hundertmal schöner, als es sich
    die kühnsten Phantasten vorgestellt hatten: Es war eine
    Welt der vernünftig denkenden Mensdien, mit den von
    ihnen geschaffenen Maschinen, die ihnen gehorchen, ihr
    Leben erleichtern und ihnen Zeit sparen helfen.
    Wieviel Uhr mochte es jetzt übrigens sein? Sicher wird
    sie zu spät zu der Besprechung kommen.
    Soja wollte auf die Leuchtzifferuhr neben dem Geschwin-
    digkeitsmesser sehen, aber bevor sie ihre Absicht aus-
    führen konnte, vernahm sie eine laute, deutliche Stimme:
    „Vierzehn Uhr — fünfzig Minuten."
    Es war die gleiche eintönige, ihr schon bekannte Stimme.
    Sie kam diesmal von hinten, vom Rücksitz.
    Soja drehte sich nicht erst um. Sie wußte, daß sie sowieso
    nichts entdecken würde.
    Entschlossen drückte sie auf das Pedal und ließ den
    Wagen sausen. Je eher sie den Ingenieur sah, desto
    schneller würde sie eine Erklärung für all diese Geheim-
    nisse erhalten.
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Das Wasserkraftwerk System Bobrow
    Vom Staudamm schweifte Sojas Blick weit über die blaue
    Fläche des Stausees bis zu dem dunklen Streifen Wald
    am Horizont. Die sowjetischen Menschen hatten gelernt,
    einfach und schön zu bauen. Der Bau mußte sich gut in
    die Landschaft einfügen. Die verrußten Ziegelkästen, die
    häßlichen langen Gebäude mit staubigen, zerschlagenen
    Fenstern gehörten schon längst einer niemals wieder-
    kehrenden Vergangenheit an.
    Geschickt lenkte Soja den Wagen die steile, spiralförmige
    Abfahrt hinab und fuhr zum Kraftwerk.
    Sie ließ das Auto vor einem Blumenrondell stehen und
    ging auf das weiße Gebäude zu. Die großen Fenster
    reichten fast bis zur Erde und waren mit einem kunstvol-
    len schmiedeeisernen Gitter versehen. An den Hausecken
    standen gerippte Säulen, die das flache Dach stützten. Vor
    dem Kraftwerk lag ein kleiner, viereckiger Platz, eine
    Fontäne ließ ihr silbernes Strahlenbündel in die Luft
    steigen, wasserspeiende Figuren säumten den Teich.
    Ringsum war keine Seele zu sehen. Soja suchte mit den
    Augen eine Tür, die die Aufschrift „Diensthabender
    Ingenieur", „Eingang" oder ähnliches trug. Sie lief drei Seiten des Gebäudes ab. Den Zugang zur vierten ver-sperrten riesige Betonrohre, die das Wasser direkt in das
    helle Gebäude leiteten.
    Soja konnte nirgends einen Eingang entdecken. Es blieb
    nur noch die große Tür, die, wie Soja anfangs dachte,
    Dekorationszwecken diente. Die hohen, fast bis zum Sims
    reichenden, oben abgerundeten Türflügel hatte man sicher
    nur einmal geöffnet, nämlich als die Maschinen •— Tur-
    binen und Generatoren — hineingeschafft 'wurden. Das

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    nächste Mal würde man sie aufmachen, wenn die Ma-
    schinen ausgewechselt werden mußten oder die abge-
    nutzte Einrichtung reparaturbedürftig war, .
    Sollten die Ingenieure und Techniker, die Arbeiter und
    Putzfrauen diesen Eingang wirklich täglich benutzen?
    War er nicht etwas zu prunkvoll, selbst wenn man vor-
    aussetzte, daß nur auf einen einfachen Knopf gedrückt zu
    werden brauchte, um die ganze Herrlichkeit in Bewegung
    zu setzen?

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