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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Saparin
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der nur einen Auftrag
    ausrichtet.
    Bobrows Sekretär, entschied Soja. Er ahmt die Gewohn-
    heiten seines Chefs nach.
    Es verging noch eine Viertelstunde in schweigender Er-
    wartung; In dieser Zeit geschah nichts Besonderes, wenn
    man davon absieht, daß der Bücherschrank sich noch ein-
    mal für die Verspätung des Hausherrn entschuldigte und
    Soja auf die neuen Zeitschriften aufmerksam machte, von
    denen ein ganzer Stapel auf einem niedrigen drehbaren
    Büchergestell lag. Dieser Sekretär versteht es sogar, trotz
    seiner Abwesenheit die Leute zu unterhalten, dachte Soja.
    Vielleicht flirtet er auch mit dem geliebten Mädchen auf
    diese Weise und erklärt ihr so seine Liebe? Dann kann er
    mir nur leid tun! Sie hätte den Sekretär gern einmal ge-
    sehen. Sie stellte sich ihn als einen jungen Mann mit
    rosigem Gesicht und Brille vor, emsig und peinlich genau,
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    einen jener jungen trockenen Menschen, die in allem,
    sogar im greisenhaften Hüsteln, danach trachten, einem
    in der Arbeit ergrauten Gelehrten zu gleichen. So etwas
    kommt übrigens nur bei ganz jungen Leuten vor.
    Aber es war müßig, derartige Vermutungen anzustellen,
    weil es der Sekretär nicht für notwendig hielt, sich zu
    zeigen.
    Das übersteigt alle Grenzen des Anstands! Soja wurde
    langsam ärgerlich. Sie befand sich auch wahrhaftig in
    einer albernen Lage, saß Gott weiß wie lange allein in
    einem unbekannten Landhaus und wußte nicht einmal,
    ob man sie nicht ganz und gar vergessen hatte.
    Wie spät wird es sein? dachte sie und wollte auf ihre
    kleine goldene Armbanduhr schauen.
    Aber noch bevor sie einen Blick auf das winzige Ziffer-
    blatt hatte werfen können, erfüllte die eintönige, ge-
    messene Stimme der telefonischen Zeitansage den Raum:
    „Vierzehn Uhr achtundzwanzig Minuten!"
    Ingenieur Bobrows Schrank bewährte sich nicht nur als
    ein Hort für Bücher, sondern erwies sich auch als laut
    sprechende Uhr. Aber wie hatte er erraten können, daß
    Soja die Zeit wissen wollte?
    Sie war starr vor Überraschung.
    Weder der Schrank hatte ihre Gedanken lesen können
    noch der Sekretär, der gar nicht im Zimmer war, oder
    gar der Ingenieur, der sich überhaupt nicht im Hause
    befinden sollte.
    Handelte es sich hier nur um einen Zufall?
    14

Weitere Wunder
    Es mochte eine Minute vergangen sein, als sich der Se-
    kretär abermals meldete:
    „Andrei Nikolajewitsch! Sie müssen vierzehn Uhr dreißig
    die Akademie der Wissenschaften anrufen."
    Andrei Nikolajewitsch war Bobrows Vor- und Vaters-
    name. Hieß das nun, daß der Ingenieur im Landhaus ein-
    getroffen war? Jedenfalls schien der Sekretär anzuneh-
    men, daß sich Bobrow in seinem Arbeitszimmer aufhielt.
    Aber niemand hatte das Haus betreten, keine Tür war ins
    Schloß gefallen. Der Garten, den Soja von ihrem Platz
    aus gut überblicken konnte, lag leer; die Pforte und das
    breite Tor waren nach wie vor verschlossen.
    Vielleicht hielt sich der Ingenieur schon als unsichtbarer
    Geist im Zimmer auf? Obwohl Soja über diesen wunder-
    lichen Einfall, der ihr vor Langeweile in den Kopf stieg,
    lächeln mußte, schaute sie sich doch unwillkürlich um.
    Kein Blättchen auf dem Tisch, kein Härchen des Teppichs
    — der drei Viertel des Fußbodens einnahm —, keine
    einzige Falte der Portiere bewegte sich. Sie entdeckte
    nichts von alledem, womit sich in Filmen ein unsichtbarer
    Mensch bemerkbar zu machen pflegte.
    Inzwischen begann der Schrank wieder zu sprechen:.
    „Um 15 Uhr findet die Besprechung wegen des Bystriner
    Kraftwerks statt. Sie müssen in zwanzig Minuten weg-
    fahren."
    Das bezog sich ganz offensichtlich auf den Ingenieur.
    Plötzlich schrillte das Telefon. Soja zögerte in der un-
    klaren Erwartung, daß der Hörer gleich von selbst in die
    Luft schweben würde, aber nichts dergleichen geschah. So
    entschloß sie sich, auf den Anruf zu antworten, und nahm

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    den Hörer ab. Immerhin war dies eine Verbindung mit
    der Außenwelt. Es befand sich außer ihr noch jemand in
    diesem Raum, wenn audi kein lebendiger Mensch, so
    doch seine Stimme. Das Warten in dieser unwirklichen
    Welt bedrückte sie ein wenig.
    „Andrei Nikolajewitsch", verlangte die Stimme im Hörer.
    Bevor sich Soja überlegt hatte, wie sie sich melden sollte,
    antwortete bereits eine andere Stimme dem unbekannten
    Anrufer, und zwar die von Bobrows Sekretär:
    „Andrei Nikolajewitsch ist nicht zu Hause."
    Die Stimme, die diesen Satz sprach, kam unmittelbar aus
    dem Hörer. Der Schrank schwieg.
    Nach dieser

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