Die geheimnisvolle Tuer
»Näher ran darf Lisa nicht. Ich versuche jetzt, den Herrn der Finsternis aus dem Schloss zu locken. Sobald er dich sehen kann, leuchte ich dich mit der Taschenlampe an. Dann winkst du und rufst: ›Hallo, Papa! Fang mich doch!‹ Und wenn er dich fangen will, muss Balbaro immer so schnell laufen, dass er euch sehen, aber nicht kriegen kann. Alles klar?«
»Wir sind ja nicht doof!«, brummt Balbaro.
Alexander gibt Lisa noch ein paar Kügelchen für den Fall, dass es gefährlich wird und er die goldene Frucht essen muss.
Dann setzt er Koko auf Medicrus Rücken, geht noch einige Schritte, hält die Hände trichterförmig vor den Mund und ruft: »Hallo, hört ihr mich? Hier spricht Alexander! Sagt dem Herrn der Finsternis, dass vor dem Schloss eine Überraschung auf ihn wartet!«
Wenig später wird das Tor geöffnet, der Herr der Finsternis tritt heraus. »Alexander, warum bist du …«
Alexander knipst die Taschenlampe an,und im Lichtkegel erscheint Lisa auf dem Löwen. Sie schüttelt den Kopf, dass ihre blonden Haare fliegen, und ruft: »Hallo, Papa! Fang mich doch!«
»Da… das … das ist … das ist meine Tochter«, stammelt der Herr der Finsternis. »Prinzesschen, komm zu mir!«
Lisa winkt und ruft: »Du musst mich fangen!«
Balbaro dreht sich um und trabt im Lichtschein davon.
Der Herr der Finsternis läuft ein Stück hinterher, bleibt stehen und ruft seinen Männern zu: »Mein Pferd! Bringt mir sofort mein Pferd!«
Alexander knipst die Taschenlampe aus und flüstert: »Los, weg hier!« Er setzt sich mit Xenody zu Koko auf Medicru.
Bald hören sie Pferdegetrappel. Alexander leuchtet Lisa noch einmal kurz an, damit der Herr der Finsternis sie winken sieht. Dann legen die Löwen einen Zahn zu, kommen zu dem Fluss und springen drüber. Der Herr der Finsternis treibt sein Pferd an, aber es verweigert den Absprung. So bleibt ihmnichts anderes übrig, als den kleinen Umweg über die Brücke zu reiten. Aber er holt den Rückstand bald wieder auf und kommt immer näher. »Prinzesschen, so warte doch!«, ruft er.
Kurz vor dem See stolpert Balbaro über eine Baumwurzel. Lisa kann sich nicht mehr halten und fällt runter. Bevor sie sich hochrappeln kann, prescht der Herr der Finsternis auf seinem Rappen heran. Balbaro stellt sich schützend vor Lisa, faucht und zeigt die Zähne.
Der Rappe steigt, wirft seinen Reiter ab und galoppiert davon. Der Herr der Finsternis stöhnt vor Schmerz, aber er schleppt sich auf allen vieren zu Lisa. »Mein Prinzesschen, endlich hab ich dich wieder.«
»Lisa, pass auf!«, ruft Alexander.
»Lisa?«, fragt der Herr der Finsternis. Er ist jetzt so dicht bei ihr, dass er ihr Gesicht sehen kann. »Du bist gar nicht meine Tochter, ihr habt mich reingelegt. Das werdet ihr büßen! Ich lasse euch alle töten!«
Alexander springt ihn von hinten an. Weil der Herr der Finsternis verletzt ist und sich nicht wehren kann, gelingt es Alexander, ihn mit der Nylonschnur zu fesseln.
»Los, wir müssen weiter, bevor seine Männer kommen!«, sagt Xenody.
»Aber über den See springe ich nicht mehr«, knurrt Balbaro.
»Mit ihm und euch allen schaffen wir das sowieso nicht«, meint Medicru.
»Wir brauchen ein Boot«, sagt Lisa.
»Ich esse jetzt die goldene Frucht, damit seine Männer uns nicht zu nahe kommen und wir mehr sehen.« Alexander greift inseine Tasche und verteilt Kügelchen. Auch dem Herrn der Finsternis schiebt er eines in den Mund, doch der spuckt es wieder aus.
»Wenn du das nicht schluckst, wirst du blind!«
»Das ist mir egal, es gibt sowieso nichts Schönes mehr zu sehen.«
»Mach schnell, Alexander, ich höre sie schon kommen!«, ruft Koko.
»Aber er …«
»Wir müssen ihm die Augen verbinden«, sagt Xenody.
Lisa greift nach ihrem Halstuch, löst hastig den Knoten und bindet es dem Herrn der Finsternis vor die Augen.
Alexander isst schnell die goldene Frucht. Als seine Haare leuchten, starrt Lisa ihn mit großen Augen an. »Alex … wie … was …«, stottert sie fassungslos.
Aber für Fragen und lange Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Sie müssen schnell ein Boot suchen.
»Hier ist eins!«, ruft Xenody.
Alexander und Lisa schleifen den Herrn der Finsternis ins Boot.
»Lasst mich los, verdammt noch mal!« Er windet sich zwar, aber weil er an Armen und Beinen gefesselt ist, hat er keine Chance.
»Wir haben nicht alle Platz im Boot«, sagt Alexander.
Balbaro drängelt sich vor. »Ich fahre mit! Ich bin schon einmal nass geworden.« Als er
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