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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Männer in das Haus und lasse die Ungläubigen niedermetzeln. Es ist alles der Gnade Allahs und deinen Befehlen unterworfen.«
    »Vor allem«, bemerkte Abu Lahab gallig, »hängt alles letztlich von meiner Bereitschaft ab, es mit vielen Dinaren und Drachmen zu unterstützen. Um genau zu sein: mit meinen Dinaren!«
    »Niemand hat dazu eine abweichende Meinung, Effendi.«
    Wieder schwiegen sie. Abdullah leerte langsam die Schale und wünschte sich zurück zum Basar, wo besserer Wein ausgeschenkt und verkauft wurde.
    Abu Lahab dachte nach. Er saß reglos in seinem eisernen Sessel. Die Kerzenflammen flackerten. Der Lärm von draußen drang gedämpft in das Gewölbe. Abu Lahab sprang auf, die Weinschale kreiselte auf dem Tisch, fiel zu Boden und zerschellte.
    »Ich habe mit Allahs Hilfe bisher jedes Ziel erreicht, das mir vor Augen stand. Ein Plan schlug fehl, ein anderer erhebt lachend sein Haupt«, schrie er. »Ich werde befehlen, was zu tun ist. Du hast, glaube ich, den einen oder anderen tüchtigen Assassinen in deiner Gruppe?«
    »Den einen oder anderen«, entgegnete Abdullah vorsichtig. »Ich lege die Hand nicht für sie ins Feuer, aber es sind gute Männer. Sie haben zuverlässig deinen Besitz geschützt, und mit ihnen ist mir bisher alles geglückt.«
    »Sie sollen zu Ende führen, was du angefangen und nicht beendet hast.«
    Abdullah wartete, bevor er antwortete. So rachsüchtig hatte er Abu Lahab nicht eingeschätzt. Wenn es das war, woran er gerade dachte.
    Abu Lahab rief wütend: »Meine Geduld ist groß, aber nicht grenzenlos. Wenn es ihnen gelingt, die Ungläubigen zu erschrecken, sodass sie aus der Stadt flüchten – so soll es gut sein. Wenn nicht, sollen sie mit aller Härte vorgehen, die der Prophet uns erlaubt.«
    »Ich befehle es ihnen«, sagte Abdullah. Er verstand noch immer nicht, worum es Abu Lahab wirklich ging. Sein Vorhaben schien gewaltig zu sein.
    Aber warum und wie gehörten eine Entführung und die Vertreibung der Ungläubigen dazu? Oder sogar der geplante Mord an den beiden Freunden al-Mustansirs? »Wann sollen sie ihre Tat ausführen?«
    »So bald wie möglich«, sagte Abu Lahab. »Warum nicht schon heute Nacht? Schwieriges wird leicht, wenn man es entschlossen anpackt. Wenn meine Befehle befolgt worden sind, wirst du dich bei mir im Haus melden.«
    »Also morgen nach Sonnenaufgang.«
    »Ich warte.« Abu Lahab klatschte in die Hände und stand auf. »Mit Allahs Hilfe – rasch ans Werk.«
    Abdullah sprang auf die Füße, verbeugte sich und folgte Abu Lahab aus dem Gewölbe. Er ließ sich sein Pferd bringen und ritt in die Stadt; die meisten seiner Männer lungerten zu dieser Tageszeit im Basar herum.
     
    Fast ehrfürchtig betrachtete der junge Suleiman die Bücher, Schriftrollen und Mappen. Sogar das Schreibzeug auf dem übervollen Tisch und der alte Sessel, in dem Joshua saß, schienen ihn zu faszinieren. Den Gelehrten starrte er an, als sähe er eine Erscheinung. Joshuas Finger spielten mit der Brille, und er sah zu, wie Henri seine Hand auf Suleimans Schulter legte und ihn auf einen Schemel hinunterdrückte. »Jetzt bist du hier, unter Ungläubigen«, sagte er streng. »Du hast uns lange genug beobachtet. Du kennst Uthman, den Sohn Umar ibn al-Mustansirs. Sean hat dich durch die Stadt verfolgt. Ich bin der Christ, Henri de Roslin. Du kennst uns.«
    Er wandte sich an Uthman, nickte ihm zu und deutete auf Suleiman.
    »Ich glaube, es ist besser, du redest mit ihm. Ich frag dich, wenn ich etwas nicht verstehe.«
    Uthman musterte Suleiman mit seinen schmalen Augen, denen nichts zu entgehen schien. Fast drohend fragte er: »Warum die lange Beobachtung? Warum die Steine mit den Botschaften? Warum die Versuche, Streit zwischen uns zu stiften?«
    Suleiman zögerte nicht lange. Er antwortete scheinbar ruhig, aber seine Stimme verriet seine innere Unsicherheit.
    »Ich habe schon vor einiger Zeit von euch gehört. Ich wollte mich euch anschließen. Und das will ich noch immer, heute mehr denn je.«
    »Warum?«
    Suleiman blickte von einem Gesicht zum anderen, zog den Turban vom Kopf und atmete schwer. Er schien innerlich mit sich zu ringen.
    »Ich will eure Ideale mit euch teilen, aber ich war unsicher. Ich wusste nicht, ob ihr wirklich drei Brüder, drei Freunde seid. Trotz Allah, Adonai und Jesus. Ich hab lange nachgedacht und gesucht, in den Schriften. Und kluge Männer hab ich befragt.«
    »Und dann hast du die drei Pergamente beschrieben?«
    »Ich hab lange dazu gebraucht, mit Allahs Hilfe.

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