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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gar
Vorzeige-Charakteren. Große Vorsitzende haben nun mal mehr Leichen im Keller
als IQ-Punkte (IQ = Intelligenz-Quotient) auf der Messlatte. Und wir
gucken intensiv zu, weil man auch aus Negativem lernen kann.“
    Bruno lachte, wandte den Kopf
zur Seite und blickte unter die Theke, als hätte sich dort ein politischer
Stammtisch versammelt.
    „Nahgast wohnt also hier“,
sagte Tim und deutete mit dem Daumen aufwärts wie eben der Wirt. „Wissen Sie,
ob er zu Hause ist?“
    „Ich glaube, ja.“
    Gaby strich ihre Haare zurück.
„Das Haus ist noch voller Mieter, nicht wahr?“
    Der Wirt sah sie aufmerksam an,
bevor er nickte. „Du weißt, was hier läuft?“
    Gaby verzog das Gesicht.
„Ein... äh... Kriminalkommissar hat es mir erzählt.“
    Jetzt tritt mich die Waldfee,
dachte Tim. Wie spricht Gaby denn von ihrem geliebten Papi?! Und überhaupt: Was
heißt das, hier laufe was?! Bruno weiß offenbar Bescheid, weiß, was Pfote
meint. Nur ich bin total ahnungslos.

8. Claudia und Anne-Marie
     
    Gaby ließ ihren Freund nicht
lange — geistig — im Wald stehen, sondern berichtete, was ihr bekannt war.
    Erneut konnte Bruno nur staunen
und nickte bestätigend zu Gabys Informationen.
    „Dieser Lohmann“, sagte sie
abschließend, „wäre keine bessere Lösung gewesen für die Bewohner. Ich meine,
wenn er die Villa gekauft hätte. Aber er hat das Rennen verloren und jetzt hat
der Luxussanierer und Entmiethai Hans-Martin Zinse hier das Sagen. Ganz
bestimmt wird der auf die Mieter keine Rücksicht nehmen, sondern nur seinen
Reibach machen wollen.“
    „Und wie!“ Bruno nickte
abermals.
    „Sehe ich das richtig“, fragte
Tim: „Die Mieter in diesem Haus sollen gewaltsam vertrieben werden?“
    „Es gibt zwölf Wohnungen“,
erklärte Bruno. „Und mein Lokal mit anliegender Drei-Zimmer-Wohnung. Zinse will
uns alle raus haben — aber die meisten wollen bleiben. Und leisten Widerstand.
Nur Wilhelm Nahgast, von dem ich euch erzählt habe, wird wohl klein beigeben.
Er wohnt erst zwei Jahre hier und hat keine innere Beziehung entwickelt zu
seiner Behausung. Für die andern sieht es schlecht aus. Wenn die Wohnungen aufs
Feinste modernisiert werden, kosten sie das Drei- oder Vierfache der jetzigen
Miete. Niemand kann das aufbringen. Außerdem wird Zinse aus den Mietwohnungen
kostspielige Eigentumswohnungen machen — sie also verkaufen. Nur die Mieter
sind ihm noch im Wege. Aber Zinse wird nicht umsonst Bulldozer genannt. Der
macht seine Widersacher platt.“
    „Und Sie?“, fragte Tim.
    „Ich bleibe.“ Bruno lächelte
schief und fügte hinzu. „So lange es geht.“

    „Was heißt das?“
    „Ich kann eine Situation
beurteilen. Wenn ich merken sollte, dass es ein aussichtsloser Kampf wird —
dann werfe ich das Handtuch.“
    „Sind schon irgendwelche
Schikanen angelaufen?“
    „Aber ja. Im dritten Stock
steht die A-Wohnung leer. Die Mieterin war schon 92 und ist im September
gestorben. Im Krankenhaus. Zinse, dem die Villa seit einem Monat gehört, hat
die Wohnung leer räumen lassen. Seit einigen Nächten erschallt dort zwischen zwei
und vier Uhr früh Disco-Musik, dass die Wände wackeln. Musik zum Abgewöhnen.
Für die anliegenden Wohnungen ist das die Hölle.“
    „Warum wird die Polizei nicht
gerufen?“, fragte Gaby. „Das geschieht jedes Mal. Aber wenn die Ordnungshüter
an die Tür von III-A klopfen, ist niemand mehr da. Ich vermute, die Typen — ich
habe noch keinen gesehen — stellen vorn an der Straße ‘ne Wache auf und
erfahren über Handy rechtzeitig, wenn die Bullen anrücken.“
    „Ihnen wird man die Scheiben einwerfen“,
sagte Tim. „Dagegen bin ich versichert. Außerdem rechne ich mit Schlimmerem.
Vielleicht fliegt ein Molotow-Cocktail (Brand-Handgranate ) durchs
Fenster oder ein Schlägertrupp pöbelt die Gäste an.“
    „Und dagegen gibt’s keine
Versicherung.“
    Bruno zuckte die Achseln. „Ich
warte ab, was passiert.“ Er blickte an Gaby vorbei. „Die Straßenkinder wollen
zahlen.“
    „Wir auch“, meinte Tim. „Und
den Kids sagen wir tschüs.“
     
    *
     
    Die Bäume im Poseidon-Park
waren gestern noch bunt gewesen. Jetzt hatte der Sintflut-Regen die Blätter von
den Ästen geprügelt. Das Laub sah fahl aus, die löcherigen Gewänder von Ahorn,
Esche, Buche und Lerche troffen vor Nässe. Auf der Zufahrt zu den
Auto-Stellplätzen hinter der Villa hatten sich Pfützen gebildet. TKKG standen
vor dem seitlichen Hauseingang. Es regnete nicht mehr. Die dreistufige
Steintreppe

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