Die Gehilfen des Terrors
Die
anfängliche Bemerkung hörte sich gefährlich an.“
Hm!, dachte Tim. Eigentlich
geht’s ja um diesen irren Heinz Birkl und um den kleinen Afrikaner, dem wir
helfen wollen. Deshalb sind wir hier — bei Bruno. Das ist sicherlich der Typ
hinter der Theke. Aber wenn auch die vier Kids mit ‘nem Irren zu tun haben,
sind wir natürlich ganz Ohr.
Gitta hatte Tim kurz
angestrahlt, aber gleich gemerkt, dass da nichts zu holen war, denn der
TKKG-Häuptling legte zärtlich den Arm um Gaby und ihre Blondmähne breitete sich
für einen Moment über seine Schulter.
Thorsten kratzte sich am Kopf.
Vielleicht ein Zeichen von Nachdenklichkeit oder von dringend erforderlicher
Kopfwäsche.
„Tja“, meinte er vorsichtig,
„wir haben zu neunt das Abbruchhaus dort drüben — wo früher das Puppentheater
drin war — besetzt. Rainer, unser Streetworker, hat nichts dagegen. Aber der
Irre! Wir nennen ihn so. Weil er nachts um den Bau schleicht. Mehrmals haben
wir ihn gesehen. Er ist total vermummt. Und jedes Mal beschimpft er uns. Aber
wie! Für Ratten wie uns wäre Rattengift noch zu schade. Als ihn Florian zur
Rede stellen wollte, hat er ‘nen Totschläger oder so was rausgezogen und ist
auf ihn losgegangen. Flori konnte gerade noch abhauen.“
Florian nickte. „Der hätte mich
alle gemacht. Der ist so was von Hass! Für den Typ sind wir Ungeziefer und
gehören ausgemerzt. Aber so sehe ich uns nicht. Wir stehlen nicht. Wir nehmen
keinem was weg. Gerade mal, dass wir schnorren. Aber milde Gaben sind
freiwillig.“
Bruno kam an den Tisch. Gaby
pustete gegen ihre Ponyfransen und lächelte strahlend. Schlange!, dachte Tim.
Sie stimmt den Wirt ein mit ihrem Charme, denn von Bruno wollen wir ja
Auskunft. Nachher, nicht in Gegenwart der Straßenkids.
Tim und Gaby bestellten Tee.
Dann beugte sich Tim zum Nebentisch.
„Kommt der Vermummte oft?“
„Bisher viermal“, erwiderte
Heike. „Immer mitten in der Nacht. Er hat auch ‘ne Taschenlampe und leuchtet
rein zu uns.“
„Habt ihr’s eurem Streetworker
erzählt?“
„Ja. Aber was soll der machen?
Wir kriegen ja bald die betreute Wohnung. Rainer tut schon sehr viel für uns.
Wir glauben, er nimmt den Irren nicht ernst.“
In Gedanken machte sich Tim
eine Notiz: Nachtwache! Den Vermummten abfangen! Seine Identität (wer jemand
ist) feststellen! Und ihn nachdrücklich abmahnen, bevor Rattengift oder
eine andere Gewaltmaßnahme ins Spiel kommt! Denn der vermummte Irre war
sicherlich vom gleichen Schlage wie Birkl — ein Saubermann-Typ, der harmlose
Randfiguren der Gesellschaft am liebsten zum Mond schießen würde — oder zur
Hölle.
Als Florian, Gitta, Heike und
Thorsten die zweite Runde Bier für sich bestellten, stieß Gaby ihren Freund an.
„Komm, Häuptling, wir reden mit Bruno.“
Bis zur Theke waren es mehr als
ein Dutzend Schritte. Wenn wir, dachte Tim, ein bisschen die Stimme dämpfen,
bleibt das Gespräch unter sechs Augen.
Das Pärchen stand auf. Tim
murmelte was von müssen-mit-dem-Wirt-reden und die beiden gingen zur Theke,
hinter der selbiger jetzt die Tageszeitung las und zwar den Sportteil. Der Mann
blickte auf, als sich Tim und Gaby an den Tresen lehnten.
Gaby öffnete die Hand und
zeigte das meerwasserblaue Streichholzbriefchen.
„Das ist von Ihnen hier,
nicht?“
Der Wirt nickte. „Die habe ich
mal machen lassen. Aber jetzt habe ich keine mehr. Ist als Werbung nicht viel
wert. Das letzte hat am Samstag ein Stammgast mitgenommen. Aber nur als
Andenken. Er ist Nichtraucher.“
Tim grinste. „Sind wir auch.
Und Sie sind also Bruno?“
„Bruno Scherg. Was dagegen?“
„Um Himmels willen, nein. Ihr
Lokal gefällt uns. Ist gemütlich. Und Ihre Preise sind taschengeldfreundlich.“
„Nun sagt noch, dass ihr von
meinem Haarschnitt begeistert seid und ich schließe euch in die Arme. Also, was
wollt ihr? Was ist mit dem Streichholzbriefchen?“
Schlauer Bursche, dachte Tim
und sagte: „Es ist einem jungen Farbigen aus der Tasche gefallen, der von einem
ewiggestrigen Ausländerhasser bedroht wurde. Meine Freundin kam dazu und hat
eingegriffen. Die andern sind getürmt. Natürlich nicht zusammen. Den Hasser
kennen wir inzwischen und haben auch schon mit ihm gesprochen, falls man das so
nennen kann. Aber wir wissen nicht, wer der Farbige ist. Und wir glauben, er
braucht Hilfe.“
Gaby sagte: „Da er das
Briefchen hatte, muss er wohl hier gewesen sein. Ein kleiner Kerl, so um die
zwanzig, mit schokobrauner Haut und ziemlich europäischen
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