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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verriet noch einstigen Glanz, war breit und nobel angelegt, obwohl
es früher sicherlich der Dienstboten-Eingang gewesen war. Ungezähltes Betreten
hatte flache Mulden in die Stufen geschliffen, wo der Regen von vorhin kleine
Teiche bildete. Papierschiffchen hätten fahren können.
    „Unser Terminkalender füllt
sich“, sagte Tim. „Wir müssen Birkl im Auge behalten. Wir müssen uns um den
Afrikaner in der Laube kümmern, aber vorher mit Nahgast reden — nämlich jetzt.
Denn illegaler Aufenthalt ist ‘ne heiße Kiste. Bei den Kids von der
Bordsteinkante ist Hilfe angesagt. Das heißt, wir werden Nachtwache schieben
und den Vermummten enttarnen, bevor er was anrichtet. Außerdem unterstützen
mein Herz und meine Seele die Bewohner dieser Villa egal wie viele Strafzettel
die wegen Falschparkens schon gekriegt haben. Denn jeder Mensch hat ein Recht
auf Wohnung. Brutales Entmieten stufe ich ein als Verbrechen — zumindest gegen
die Menschlichkeit. Denn es könnte ja sein, dass die Rechtsprechung aufseiten
der Eigentümer, nämlich der Luxussanierer, ist. Mal sehen. Bei der Nachtwache
werden wir also nicht nur beim ehemaligen Puppentheater lauern, sondern auch
bei der Wohnung III-A, der Lärmbude.“
    „Bisschen viel auf einmal“,
meinte Karl. Er nahm seine Brille ab und polierte die Gläser.
    „Schaffen wir locker.“ Gaby
lächelte. „Schließlich haben wir eine ganze Woche Herbstferien.“
    Zurzeit wohnte Tim deshalb
nicht in der Internatsschule, sondern bei Viersteins, Karls Eltern — die fast
schon einen Adoptivsohn in ihm sehen. Glücklicherweise kümmern sich der
Professor und seine Frau um nichts, was die Jungs betrifft. Die hatten also
wieder mal freie Bahn für nächtliche Ausflüge.
    Ähnlich war die Situation bei
Klößchen, der jetzt zu Hause — in der luxuriösen Fabrikantenvilla seiner Eltern
— die Ferien verbrachte, aber selbstverständlich nie da war, sondern nahezu
rund um die Uhr mit seinen Freunden unterwegs.
    „Auf zu Nahgast!“, sagte Gaby.
    Aus der Nähe sah Tim: Das
Schloss der Haustür war zerstört, zertrümmert. Die Tür war also Tag und Nacht
offen.
    „Entweder war hier ein
Einbruch“, meinte Klößchen, „oder es gehört zu den Maßnahmen, mit denen der
Bulldozer Zinse die Mieter kirre (zahm) machen will.“
    „Dich jedenfalls“, lachte Gaby,
„haben die Straßenkids kirre gemacht.“
    „Wieso?“ Klößchen errötete
etwas, als hätte man ihn beim Klauen von Schokolade erwischt.
    „Du hast für die Kids bezahlt.
Hast acht Bier für sie gelöhnt.“
    „Na und? Ich bin eben
großzügig. Sie tun mir Leid. Haben kein Zuhause, keine Familie, nur ihre
Gruppe. Leben von der Hand in den Mund. Angeschnorrt haben sie mich nicht. Aber
als Sohn reicher Eltern bin ich denen was schuldig, die kein so warmes Nest
haben.“
    „Acht Bier“, nickte Karl. „Ein
Blick von Gitta hat genügt — und dein Portmonee ging auf.“
    „Dich hat sie jedenfalls nicht
angeguckt.“
    „Ich bin ja auch kein Sohn
reicher Eltern. Mein Vater ist Professor. Das wird man nicht wegen Knete,
sondern aus Liebe zur Wissenschaft.“
    „Kommt endlich!“, sagte Tim. Er
schob die Tür auf und trat ein.
    Sie befanden sich im
Treppenhaus. Am Lift hing ein Schild: Außer Betrieb. Die breite Treppe mit
geschnitztem Handlauf führte bogenförmig hinauf. Zerkratzte Wände. Abgenutzte
Stufen. Doch auch Treppenhaus und Treppe zeugten von einstiger Villen-Pracht.
    „Hier war lange kein Maler“,
stellte Klößchen fest.
    „Aber es ist sauber“, hielt
Gaby dagegen.
    Tim hörte Schritte auf der
Treppe — sie kamen herab, die leichten Schritte einer Frau und die hüpfenden
Füße eines Kindes. Jetzt bogen die beiden um den letzten Treppenabsatz.
Erschrocken blieb die Frau stehen.
    Sie mochte Anfang dreißig sein,
hatte kurzes Blondhaar und war durchaus chic mit ihrer Umhängetasche. Ihr
Töchterchen war nicht älter als vier oder fünf, hatte langes Haar und ein
allerliebstes Gesicht.
    „Anne, bleib hier!“
    Tim hörte das Flüstern. Hm?,
dachte er. Sehe ich aus wie ein Kinderschreck? Oder weshalb die Verwirrung?
    Er grinste. „Guten Tag!“
    Die Frau nickte und hielt Anne
fest an der Hand.
    „Haben wir Sie erschreckt?“,
fragte Tim.
    „Nei... hm, ein wenig. Ihr...
seid ihr die neuen Mieter aus III-A?“
    Tim schüttelte den Kopf. „Sie
meinen das Terror-Orchester mit seinen nächtlichen Lärmattacken (Attacke =
Angriff). Sind wir nicht. Aber wir haben gehört von diesen
Randale-Virtuosen (Virtuose =

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