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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sieht mir an, dass
ich noch minderjährig bin. Und unter 18 kriegt man keine Lizenz zum
Leibwächter.
    „Holen wir mal Ihren Schirm,
Frau Rödelhoff“, sagte er und stieg die nächste Stufe hinauf.

9. Betrunken im Gartenhaus
     
    Das Tageslicht nahm ab, wurde
fahler und dämmerig. Malcos Angst nahm nicht ab, wurde beklemmend, erstickend.
Das war nicht immer so gewesen. Nein, anfangs hatte ihn die Dunkelheit
ermutigt, ihm das Gefühl gegeben, sich besser verstecken zu können. Doch die
ständige Angst hatte ihn innerlich zermürbt.
    Malco — der kleine
schokoladenfarbene Afrikaner, dem Gaby geholfen hatte — war 22 Jahre alt und
seit vier Jahren in Deutschland.
    In seinem Heimatland auf dem
schwarzen Kontinent ( Erdteil) war er Mitglied einer politischen
Gruppierung gewesen, die sich auflehnte gegen das bestehende Regime: gegen eine
Menschen verachtende Militär-Diktatur. Dazu gehörte Mut. Häufig endete die
Auflehnung tödlich. Viele von Malcos Freunden — sein wirklicher Name war
unaussprechlich für europäische Zungen, weshalb er sich seit seiner Einreise
Malco Miller nannte — hatten ihre politischen Überzeugungen mit dem Tode
gebüßt, waren ermordet worden von den Häschern des Diktators und verfüttert
worden an seine Lieblingstiere, die Krokodile.
    Malco floh aus seiner Heimat,
reiste ein in Deutschland, begann dieses Land zu lieben und wollte bleiben. Er
war nicht ungebildet, gleichwohl bereit zu jeglicher Arbeit. Indes — er konnte
nicht beweisen, was ihn mit Sicherheit in seinem Heimatland erwartete. Sein
Antrag auf Asyl, auf Bleiberecht, wurde von den Behörden abgelehnt. Er hätte
ausreisen müssen. Da zu erkennen war, dass er das nicht freiwillig tun würde,
sollte er abgeschoben werden — und vorsichtshalber wollte man ihn in so
genannte Abschiebehaft nehmen. Doch kurz vor dieser Maßnahme tauchte er unter.
    Seitdem befand er sich auf der
Flucht — vor der Polizei, vor den Behörden, eigentlich auch vor dem Staat, der
sich nicht wirklich für sein Schicksal interessierte, ihn nur loswerden wollte.
    Der Afrikaner lebte im
Untergrund. Zigmal war er untergeschlüpft bei mitleidigen Menschen, zigmal
hatte er den Schlupfwinkel gewechselt.
    Bemerkenswert war, dass Malco
nicht schmarotzte. Nein, er kam selbst auf für seinen Lebensunterhalt. Im
ersten Jahr hatte das Geld gereicht, das er aus seiner Heimat mitgebracht
hatte. Danach arbeitete er. Und zwar hart. Schwarzarbeit. Er nahm jeden
erträglichen Job an, bei dem nicht lange nach den Ausweispapieren gefragt
wurde. Selbstverständlich nutzten seine Arbeitgeber das aus und entlohnten ihn
miserabel. Er erhielt nicht mal die Hälfte dessen, was man einem Deutschen für
die gleiche Leistung bezahlt hätte. Aber Malco nahm das hin. Er war bescheiden
und inzwischen auch demütig geworden. Er wollte nur eins: hier bleiben.
    Vor wenigen Tagen hatte er
zufällig Wilhelm Nahgast kennen gelernt, den sonderbaren Typ aus der
Poseidon-Villa. An einer Tankstelle war das gewesen. Nahgast hatte ihn sofort
durchschaut — und mit großem Gewese seine Hilfe angeboten. Seitdem wohnte Malco
in der Laube am Bahndamm, umgeben von einem kleinen Garten, der zu der Laube
gehörte. Sie war nicht beheizbar, aber winddicht. Solange die Außentemperatur
über dem Gefrierpunkt blieb, mochte es gehen. Malco schlief auf einem Sofa,
eingehüllt in fünf Decken. Seine wenige Habe bestand aus einem Rucksack und
zwei Taschen. Auf einem Spirituskocher konnte er sich heißes Wasser bereiten —
für Kaffee und zum Waschen. Außerdem war es von hier nicht weit bis zu seinem
Arbeitsplatz, einer Reinigungsfirma. Sie arbeitete hauptsächlich für
Supermärkte und Einkaufszentren. Von 19 Uhr bis Mitternacht schrubbte Malco
dort die Böden, beseitigte Abfälle und putzte die Fensterscheiben.
    Nahgast‘ Garten mit Laube war
eine Parzelle von mindestens 15 — zum Teil größeren — Gärten. Eine
Gartenkolonie am Bahndamm, die einzige am Bahndamm. Andere Lauben waren
schöner, waren Block- oder Gartenhäuser, waren aufwendig und winterfest.
    Trotzdem — Malco hätte
zufrieden sein können mit der derzeitigen Situation. Doch das Gegenteil traf
zu. Wie auf dem Pulverfass fühlte er sich — als schnappe die Falle für ihn im
nächsten Moment zu.
    Meine zerrütteten Nerven!,
dachte er — wusste aber, dass es das nicht war. Sondern sein Instinkt für
Menschen, der untrügliche Sinn, der ihm vererbt worden war von seinen
Vorfahren.
    Nahgast! Dieser kleine, hagere
Typ mit dem spitzen Gesicht

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